Über Prüfungsbedingungen zwischen „eng“ und „laut“

Julia Prange betritt den Hörsaal. Eine Fahrt durch das winterliche Greifswald und unzählige Stunden am Schreibtisch liegen hinter ihr. Die Magisterstudentin hat sich viele Wochen auf diesen Tag vorbereitet. Auf den Tag ihrer schriftlichen Abschlussprüfung.

Doch was sie erwartet verschlägt ihr den Atem. Fast alle Plätze des Hörsaals in der Rubenowstraße 3 sind besetzt. Die Frage nach einer Sitzordnung erübrigt sich. „Ich hätte nicht gedacht, dass der Hörsaal so voll sein würde“, sagt die 24-Jährige. Eine Freundin winkt sie heran. Glück gehabt. Ein Platz ist noch frei. „Es war insgesamt sehr eng in dem Raum.“ Julia versucht Schreibblock, Trinkflasche, Essen, Kugelschreiber und Aufgabenblätter auf dem kleinen Klappbrett zu ordnen. „Ich hätte mich gern mehr ausbreiten wollen, aber das war nicht möglich.“ Augen zu und durch. Die Prüfung beginnt. Vier Stunden muss sie sich mit Aufgaben rund um die Kommunikationswissenschaft beschäftigen. Ihr Wunsch: Ruhe. Doch schon nach zwei Stunden wird sie aus ihren Gedanken gerissen. Abgabe der Bachelor-Klausuren. Lautes Gekicher. Stöckelschuhe auf dem Holzboden. Stimmengewirr. Blätterrascheln. Die Ermahnung einer Aufsichtsperson: „Bitte schnell den Raum verlassen.“ Eine Stunde später: Abgabe der Master-Klausuren. Wieder Unruhe. Wieder Lärm. „Es war einfach nur nervig. Und natürlich ging bei all dem Trubel die Konzentration schnell flöten.“

Wer trägt eigentlich die Verantwortung?

Volle Räume, unterschiedliche Abgabezeiten der Klausuren. Schon seit vielen Semestern berichten Studenten von solchen Prüfungsbedingungen. „Bei Geschichtsprüfungen ist das auch schon vorgekommen“, sagt Christian Ahlrep, Mitglied des Fachschaftsrats Germanistik. Der Studiendekan der Philosophischen Fakultät ist sich keiner Verantwortung bewusst. „Was soll ich ihnen dazu sagen?“, sagt Professor Walter Werbeck schlicht. Auch das Zentrale Prüfungsamt sieht keinen Handlungsbedarf. „Wir vergeben nur Termine und machen Vorschläge, wie die Prüfungen überschneidungsfrei ablaufen können. Welche Klausuren zusammen geschrieben werden bestimmt hingegen das Institut“, sagt Steffi Albrecht, Angestellte im Zentralen Prüfungsamt.

Verantwortliche im Fachbereich der Kommunikationswissenschaft haben Verständnis. „Ich kann den Unmut der Studenten nachvollziehen“, sagt Juniorprofessor Stefan Wehmeier. Der Lehrstuhlvertreter für Kommunikationswissenschaft kann sich nicht an eine Entscheidung über Prüfungstermine erinnern. „Es wurde so gehandhabt, wie in den letzten Jahren. Hinterfragt habe ich das bisher nicht.“ Wehmeier verspricht Änderungen. „Wir werden das intern besprechen und Lösungen finden. Zu klären ist dabei der Raum- und Betreuungsaufwand.“

Julia Prange hat inzwischen ihr Klausurergebnis erfahren und ist zufrieden. „Trotz allem ist es irgendwie gegangen. Aber ich hoffe für die Nächsten, dass die Organisation der Prüfungen verbessert wird“,  wünscht sich die 24-Jährige.

Geschrieben von Grit Preibisch