Selbstständigkeit während des Studiums
Tanja Rönsch hat ihr Studium vor kurzem mit einer Diplomarbeit abgeschlossen. Seit 13 Jahren betreibt die Greifswalderin eine Partnervermittlung und Lebensberatung.
moritz: Wie kommt man auf die Idee?
Rönsch: Nach sieben Semestern Zahnmedizin habe ich mich damals entschlossen, das Studium zu wechseln und Psychologie zu studieren. Meine Eltern waren nicht glücklich damit und so war ich von einem Moment auf den anderen finanziell auf mich gestellt. Ich musste also dringend Geld verdienen. Für Versicherungen war ich nicht der Typ, für Immobilien fehlte mir das Geld. Durch meine drei bisherigen Wohnsitze in Greifswald, Stralsund und auf Rügen kannte ich aber ziemlich viele Menschen. Vorher hatte ich schon viele Freundinnen aus meinem Studiengang verkuppelt und mein Kopf und mein Bauch wussten ganz sicher: Das ist etwas, was ich kann. Spaß machte es mir natürlich auch.
moritz: Hast Du vorher schon irgendwo gearbeitet?
Rönsch: Im ersten Studium habe ich als einzige aus meinem Studiengang nebenbei gekellnert, im Penguin. Dort gab es damals 10 Mark pro Stunde, plus Trinkgeld.
moritz: Wie sah der Anfang aus?
Rönsch: Ich hatte damals meine Beratungsräume in der Wolgaster Strasse in einem Haus, wo heute eine Physiotherapie ist. Meine Nachbarn waren ein Abschleppdienst, ein Künstleratelier und über mir die Redaktionsräume des Stadtmagazins. Wenn das mal keine Lage ist.
moritz: Gab es auch Probleme?
Rönsch: Oh, einige. Ich hatte fast kein Geld, keinen Kundenstamm und nur wenig geschäftliches Know-how. Zum Glück ging damals gerade Greif-TV auf Sendung und ich konnte kostenlose Spots senden. Schon der erste Spot brachte dann einen Erfolg für mich. Da habe ich also auch Glück gehabt.
moritz: Hast Du mal überlegt, was anderes zu machen?
Rönsch: Nein, es hat sich sehr gut entwickelt. Ich habe mich am Anfang vor allem auf Akademiker ausgerichtet, Alumni wie auch Studenten. Eine Hälfte des Tages habe ich dem Studium gewidmet, die andere meiner Partnervermittlung. Mein Studium hat mir sehr geholfen, auf dem Markt der Partnervermittlungen Kontakt suchende Menschen erfolgreich zu vermitteln. Am Ende des Studiums habe ich kurz überlegt, ob ich nicht in die Wirtschaft gehen sollte, denn mein Studienschwerpunkt lag auf Arbeits-, Betriebs-, und Organisationspsychologie. In M-V sind die Tätigkeitsfelder für Psychologen noch begrenzt: Vorrangig auf den Klinischen/Sozialen Bereich. Die Einkommensverhältnisse gegenüber der Selbstständigkeit sind in Mecklenburg-Vorpommern ungünstig in der Relation: maximale Arbeitsleistung gegenüber zu geringer Entlohnung.
moritz: Wenn Du von Einkommensverhältnissen sprichst – welcher Student kann oder will sich das denn hier leisten?
Rönsch: So einige. Und wie überall gibt es natürlich auch bei mir Studentenpreise.
Geschrieben von Arik Platzek