Abseits der großen Tourismuszentren auf den Inseln Rügen und Usedom und der großen Hansestädte macht sich wirtschaftlich gähnende Leere breit. Hier und da sieht man noch die Ruine der einen oder anderen Ziegelei, in der tagsüber die Kinder verstecken spielen und Nachts Jugendliche mit ihren Simmen zum großen Treffen hinfahren. Anderorts steht irgendwo am Ortsrand ein großer Plattenbau, der bis vor wenigen Jahren noch die Funktion einer Schule hatte. Die Schüler nehmen nun eine bis zu zweistündige Busfahrt in Kauf, um zum Unterricht zu fahren. In den Familienhäusern macht sich bis heute Perspektivlosigkeit breit, die jungen Menschen wollen am Besten von jetzt auf gleich das Dorf verlassen.
Innerhalb dieser Tristesse machen sich nicht nur Unmut und Zukunfts- oder Existenzängste breit. Auch neofaschistische Parolen fallen hier vielfach auf fruchtbaren Boden, schließlich gelingt es der NPD und den lokalen wie regionalen Kameradschaftsstrukturen, die Zukunfts- und Existenzängste gekonnt für sich auszunutzen. Der Rückbau sozialer Infrastruktur wie der Jugendkultur- und Sozialarbeitund die Schließung von Schulen hinterließen ein soziales Vakuum, dass Neofaschisten in den abgehängten Regionen des Landes für sich auszunutzen wussten.
Den noch in der Fläche verbliebenen Schulen und Jugendklubs fällt somit die Aufgabe zu, die weggebrochene soziale und (jugend-) kulturelle Infrastruktur aufzufangen. Vor allem aber sind sie zunehmend von rassistischen und menschenverachtendem Gedankengut konfrontiert. Für Lehrer stellen Schüler mit rassistischen Einstellungen immer eine große Herausforderung dar, ist es doch Aufgabe der Schule, zur Stärkung der Zivilgesellschaft und vor allem eines demokratischen Verantwortungsbewusstseins beizutragen und somit demokratische Alternativen aufzuzeigen.
Der Verein „Soziale Bildung e.V.“ (SoBi) führte im Rahmen des Modellprojekts „Demokratiestärkende Bildungsarbeit im ländlichen Raum“ eine umfassende Analyse des Sozialraums Schule durch. Davon ausgehend, sollen im Rahmen einer von verquer und dem Kultur- und Initiativenhaus e.V. für den 25. Oktober um 19:30 Uhr im Soziokulturellen Zentrum St. Spiritus organisierten Veranstaltung zum Thema „Schule und Neofaschismus in ländlichen Regionen“ anhand der Ergebnisse der Sozialraumanalyse „realistische Szenarien an Schulen skizziert werden, um daraus geeignete Handlungsmöglichkeiten für eine offensive Auseinandersetzung mit diesen Problemkonstellationen abzuleiten und zu diskutieren.“
Wann?: Freitag, 25.10.2013, 19:30 Uhr
Wo?: Soziokulturelles Zentrum St. Spiritus
Foto: Paddue/ jugendfotos.de