Arp-Frantz-Duo trat am vergangenen Mittwoch in der Stralsunder Klinikumskirche des Krankenhauses West auf.

Atmen ist in der Kammermusik das A und O. Ein erwiderter Blick oder eine leichte Körperbewegung der Spielenden genügen, um gemeinsam in den reibungslosen Spielfluss einzusteigen. Mit welch außergewöhnlicher Verbindung der Spielpartner dies geschehen kann, davon zeugte der Auftritt des Arp-Frantz-Ensembles am vergangenen Dienstagabend in der Klinikumskirche des Krankenhauses West. Kein Wunder. Denn der Förderverein der Klinikumskirche zu Stralsund legt bei der Planung der jeweiligen Saison viel Sorgfalt auf die Einladung bemerkenswerter Künstler. Dabei traten Julian Arp (Violoncello) und Caspar Frantz (Klavier) nicht zum ersten Mal in der Weltkulturerbe- und Hansestadt auf. Im Oktober 2006 sprangen die damaligen Gewinner des Deutschen Musikwettbewerbes kurzfristig für eine Erkrankung ein und begeisterten.

Für ihre zweite Verpflichtung hatten sie ein mehr als anregendes Programm im Gepäck. Ausgehend von den „Fünf Stücken im Volkston“ op. 102 von Robert Schumann (1810 – 1856) spannten sie einen weiten Bogen über Frédéric Chopin, dem Spanier Manuel de Falla bis hin zum Argentinier Astor Piazzolla. Keine gebräuchliche Mischung. Dem nicht genug. Zu einer erquickenden Mußestunde geriet vorgenommene Literatur. Die Schönheit des Tones und die rührende Harmonie der Kammermusikpartner dienten nicht zur brillierenden Selbstdarstellung, sondern unter dem gelösten Spiel ihrer Hände arbeiteten sie die musikalische Architektur der Kompositionen mit ergreifender Leichtigkeit und Spielfreude heraus. Brachten Julian Arp und Caspar Frantz Robert Schumann op. 102 und das Adagio und Allegro op. 70 im ersten Teil ihres Auftritts gemessen kraftvoll und mit viel Herzblut zum Erklingen, so platzierten Frédéric Chopins (1810 – 1849) Introduktion und Polonaise brilliante op. 3 hinreißend tänzerisch in dessen Mitte. Bei Manuel de Fallas (1876 – 1946) Suite Populaire Espangnol zelebrierten sie den durch den Komponisten zur Weltgeltung gebrachten spanischen Ton. Entbrannter Jubel dankte am Ende für den mit inniger Leidenschaft gespielten „Le Grand Tango“ von Astor Piazzolla, dem Tangokomponisten des 20. Jahrhunderts. Was für ein kammermusikalisches Feuerwerk!

Geschrieben von Uwe Roßner