Eines hatten die Uraufführung am 25. Juni 1840 in Leipzig und das Konzert des Universitätschores und des –orchesters mit  Felix Mendelssohn-Bartholdys „Lobgesang“ im Dom St. Nikolai am vergangenen Samstag gemeinsam: das ungeteilte Wohlwollen des Publikums. Denn selten war die Bestuhlung des Mittelschiffes des Gotteshauses bis unter die Orgelempore von Zuhörern restlos besetzt. Bereits eine halbe Stunde vor dem Auftritt begann die eifrige Suchen und das harte Feilschen um gute Plätze.

Verwundern mochte dann allerdings der Einzug des Dirigenten mit den drei Solisten. Längst war Max Regers klangmächtige Fantasie und Fuge über die Töne B-A-C-H für Orgel im Raum verhalt als sich diese letzten Mitwirkenden ohne begrüßenden Applaus zur zweiten Programmhälfte einfanden. Universitätsmusikdirektor Harald Braun quittierte es beim Gang zum Pult mit einem fast unmerklichen Schulterzucken. Nicht wenig stand bei dieser Premiere zur Debatte. Denn erstmals wirkten der Universitätschor und das Universitätsorchester gemeinsam in einem Konzert. Seit vergangenem Mittwoch probten beide Klangkörper zusammen auf den Termin hin und warben mit Mendelssohn-Bartholdys romantischen Sinfonie-Kantate op. 52 gemeinsam um die öffentliche Gunst.

Für den Komponisten stellte das Auftragswerk aus Anlass des Leipziger Gutenbergfestes im Jahre 1840 eine Offenbarung dar. Für die in der Romantik geforderte Verbindung von Wort und Musik fand er erstmals für sich nach eineinhalb Jahrzehnten des Misserfolges eine passende Form und das befriedigende Lob der Konzertgänger. Der Schatten einstiger Sinfonieprojekte lastete nicht mehr auf ihn, sondern wandelte sich in einen raschen Abschluss oder Umarbeitungen.

Weit mehr als einen Achtungserfolg gelang dem Universitätschor und dem Universitätsorchester mit Werk für Soli, Chor und Orchester nach Worten der Heiligen Schrift. Herrlich baute sich unter dem Dirigat Harald Brauns die erst nächtliche Verzagtheit zu einem lichten Jubel im Schlusschor auf. Jana Reiner stach unter den Solisten mit ihrem wunderbar wärmenden Sopran heraus. Kämpfte Sven Erdmann gelegentlich gegen die Klanggewalt des Orchesters an, so fehlte Daniela Helten trotz des schönen Ansatzes letztlich die Tragweite einer ungerührt frei strömenden Stimme. Stürmisches Klatschen dankte am Ende für einen geistreichen Hörgenuss. Bravo!

Geschrieben von Uwe Roßner