Der Sinn der General Studies für das Bachelor-Studium

Montag. 18 Uhr. Ort: die Kiste. Dorthin pilgerten im letzten Wintersemester wöchentlich alle Studienanfänger, die für ein Bachelorstudium eingeschrieben waren, zur Ringvorlesung „Methoden der Wissenschaft“, Pflichtveranstaltung für den Studiengang der General Studies.

Dieser  wird seit dem Wintersemester 2003 zusätzlich zu den zwei Hauptfächern studiert. Seit der neuen Bachelorordnung von 2005 gibt es die Methodenvorlesung. Hier geben nacheinander vier Dozenten einen Einblick in die Methodik der Fachgebiete Philosophie, Geschichte, Sozialwissenschaften und Philologie.

„Es soll als Orientierungskurs dienen“, sagt Professor Geo Siegwart, Lehrstuhlinhaber für Philosophie mit Schwerpunkt Theoretische Philosophie. Er übernimmt mit dem philosophischen Bereich den Einstieg in die Vorlesung.  „Der Student, der neu an die Universität kommt, erfährt, was die Uni ist, was Wissenschaft ist und wie wir sie von anderen Dingen unterscheiden“, erklärt er den Grundgedanken.

Note: mangelhaft

Die Universität Greifswald hat mit diesem Modell der General Studies im Rahmen des B.A.-Studiums ein in Deutschland einzigartiges Projekt geschaffen. Aber was so schön klingt, spaltet auch. Vor allem die unter den Studenten mehrheitlich unbeliebte Methodenvorlesung wird genutzt, sich neue Argumente zur Sinnlosigkeit der General Studies einfallen zu lassen.

Das zeigt sich beinahe durchgängig an der Auswertung der Lehrevaluation, die der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) zum Ende der Vorlesungszeit für dieses Mikromodul durchführte. „Hauptsächlich am Anfang des Wintersemesters häuften sich die Beschwerden bei uns“, erklärt Kristina Kühn, AStA-Referentin für Studium und Lehre. Gemeinsam mit dem damaligen Co-Referenten für Evaluation und Hochschulentwicklung André Kaminski erarbeitete sie daraufhin die Fragebögen.

Neben vier allgemeinen Fragen zur Veranstaltung wurden auch auf den jeweiligen Dozenten bezogene Fragen gestellt. „Die Dozenten schneiden in unserer Evaluation überwiegend positiv ab“, sagt Kühn. Viel wichtiger ist aber das Ergebnis des allgemeinen Teils. Hier sollten die Teilnehmer den Gesamteindruck der Lehrveranstaltung auf einer Notenskala von Eins bis Fünf bewerten. 46 Prozent werteten diesen als mangelhaft und schlechter. Außerdem sollte eingeschätzt werden, inwieweit die Inhalte der Methodenvorlesung bei der Bewältigung der anderen Fächer ganz allgemein und persönlich weitergeholfen haben. Auch hier siedeln jeweils über die Hälfte ihr Kreuzchen im Vierer- und Fünferbereich an. Viele finden die Inhalte zu spezifisch und überfordernd. Außerdem fühlen sie sich zum Nachteil ihrer beiden Hauptfächer zu stark belastet. Oder sie haben schlichtweg keinen Bock, sich mit fachexternen Themen zu beschäftigen.

„Insgesamt haben sich 140 Studenten an dieser Evaluation beteiligt“, sagt Kristina Kühn. Zum Vergleich: 385 Studenten haben die Prüfung geschrieben. Etwa die Hälfte hat bestanden.

Solche Durchfallquoten machen keine Freude. Viele Studenten finden deshalb: General Studies sollte freiwillig und ohne Noten sein. Solche „Ihr-sollt-das-einfach-schonmal-gehört-haben“-Konzepte gibt und gab es an Universitäten. Der Vorteil für die Studenten liegt klar auf der Hand: Weniger Prüfungen und keine Furcht aufgrund einer endgültig durchgefallenen Methodenklausur exmatrikuliert zu werden. In einem solchen Fall wird der Student für den gesamten Bachelorstudiengang bundesweit gesperrt – er könnte also nur noch auf Magister oder Lehramt wechseln. Der Magister ist aber durchweg vom Aussterben bedroht. „Ich empfinde diese Regelung als unfair“, sagt Kühn.

Idee gut, Umsetzung mäßig

Siegwart ist gegen Freiwilligkeit. „Wenn die General Studies tatsächlich etwas bringen sollen, dann nur durch das Ablegen einer Prüfung. Außerdem kann jeder Student dabei feststellen, ob er überhaupt studiengeeignet ist.“ Nur so kann seiner Meinung nach dem Ziel einer höheren Allgemeinbildung entsprochen werden. Wobei mit dem Stichwort „Allgemeinbildung“ die fehlende Information über den Studiengang seitens der Uni deutlich wird.

Denn unter allgemeinem Wissen verstehen Studenten Fertigkeiten wie Sprachen. Doch Allgemeinbildung kann auch vom akademischen Standpunkt aus betrachtet werden. In diesem Fall geht es um Fertigkeiten, die nur an einer Universität vermittelt werden können, wie eben Methodik. Einerseits die Methodenvorlesung, andererseits die Wahl zwischen Sprachen und Kompetenzen sowie eine Vorlesung aus einer Auswahl von Veranstaltungen verschiedener Fachrichtungen der Philosophischen Fakultät. So sieht der Kompromiss aus. Leider werden in diesem letzten Bereich, dem Studium Generale, nicht sehr viele Vorlesungen angeboten, von denen nach Ausschluss aller Überschneidungen meist nur noch drei oder weniger Wahlmöglichkeiten übrig bleiben.

In einem Punkt sind sich Professoren und Studenten aber weitgehend einig: Die Idee der General Studies ist gut, die Umsetzung weniger oder nicht immer. Bis zum Ende des Sommersemesters sollen eindeutige Informationen für Studenten ins Internet gestellt werden. Doch an dem Konzept wird sich in den nächsten Jahren trotz Evaluation erst einmal nichts Einschneidendes ändern. Ob man es nun mag oder nicht.

Geschrieben von Maria Trixa