?Volta? von Björk (Polydor)
Wie oft mag es vorkommen, dass man in einem Augenblick an Massive Attack denkt und im nächsten an Klaus Doldinger? Richtig: Nie.
Björks Musik zwecks aussagekräftiger und leserfreundlicher Beschreibung in hinreichend treffsichere Kategorien aufzulösen, ist ein aussichtsloses Unterfangen.
Auch die neue Scheibe von Frau Guðmundsdóttir mit dem Titel „Volta“ entzieht sich mal wieder jeglichen Schubladen. Auf dem offiziell sechsten Album der Isländerin treffen wahlweise fernöstliche Klänge auf erdig-elektronische Beats sowie Bläser-Arrangements á la Bigbandjazz auf mehrstimmige Gesangsmelodien, so dass man ihrer Musik erstmal ein wenig hilflos gegenüber steht. Die Gründe hierfür mögen im Dunkeln liegen, aber trotz dieser spannungsvollen Gegensätze entsteht im Ohr des Hörers dann doch eine unglaublich dichte Klangkulisse, der sich anzuvertrauen nur im ersten Augenblick schwer fällt.
Wer sich von den etwas sperrig anmutenden und daher schwer ins Ohr gehenden Titeln nicht schrecken lässt – und zugegeben etwas übrig hat für musikalische Experimente – ist nach einigen Durchläufen von „Volta“ magisch angezogen durch den auf der CD ausgebreiteten Soundteppich. Über diesem schreit, seuselt und schwingt Björks unverwechselbare Stimme, angesichts derer man wie üblich grübelt, wie es die Künstlerin schafft, sich so virtuos und ansprechend zugleich zwischen Sprechen und Singen zu bewegen. Abermals drückt Björk damit durch ihre eigenwillige Gesangsweise einer ihrer Aufnahmen den Stempel auf, wenn auch längst nicht so sehr wie im Falle des Vorgängeralbums „Medulla“, auf dem zu Gunsten einer stark gesangsorientierten Ausrichtung der Einsatz von Instrumenten stark reduziert wurde. Insofern stellt „Volta“ die Rückkehr zur Björk-typischen Musik dar, wenn man das bereits länger zurück liegende Erfolgs-album „Homogenic“ zum Maßstab nimmt. Wenn. Mit den Kategorien ist es bei Björk, wie eingangs schon gesagt, eine spezielle Angelegenheit. Gut so.
Geschrieben von Robert Heinze