Berlin_Bundestag-André Zehetbauer via FlickrNoch 47 Tage vergehen bis zur Bundestagswahl 2013. Wer mit Erstwohnsitz in dieser Gegend gemeldet ist, kann unter neun verschiedenen Direktkandidaten wählen, welche auch die Stadt Greifswald zukünftig im Bundestag vertreten.

Angela Merkel (CDU) ist am 22. September die klare Favoritin, denn seit 1990 konnte sie den Wahlkreis nach altem Zuschnitt immer für sich gewinnen, bis auf eine Ausnahme mit mehr als 40 Prozent der Erststimmen. Ihre Gegenkandidaten sind zum Großteil alte Bekannte, denn Michael Adomeit, Gino Leonhard (FDP), Susanne Wiest (Piratin seit 2010), Michael Andrejewski (NPD) und Sonja Steffen (SPD) traten auch schon zu Wahl 2009 an. Steffen zog ebenfalls, aber über die Landesliste in den Bundestag ein.

Aufgrund der Verschiebungen, die es bei der neuen Wahlkreiseinteilung gab, gehört die Hansestadt und das umliegende Amt Landhagen (Neuenkirchen, Wackerow, etc.) nun zum nordöstlichsten Wahlkreis 15, zu dem auch die Insel Rügen, Stralsund und der restliche Landkreis Vorpommern-Rügen gehören. Wiest ist die einzige Kandidatin, die in Greifswald wohnt. Jüngste Bewerberin ist Claudia Müller (Grüne), sie liegt eine Dekade unter dem Altersschnitt von rund 42 Jahren.

Die folgende alphabetische Übersicht der acht demokratischen Kandidaten wurde aus einem älteren webMoritz-Artikel übernommen, stellenweise aktualisiert und ergänzt:

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Michael Adomeit

Der einzige freie Kandidat ist in der Kommunalpolitik bereits seit mehreren Jahren aktiv. Derzeit ist er in der Stralsunder Bürgerschaft mit seiner „Wählergruppe Adomeit“ vertreten, einem Bündnis aus weiteren freien Kandidaten, dem er vorsitzt. Dies ist bereits seine dritte Teilnahme an einer Bundestagswahl, vor vier Jahren nannte er als größte Motivation, der Kanzlerin Angela Merkel einen „Denkzettel verpassen“ zu wollen. Damals kündigte der 57-jährige an, sich als Abgeordneter vor allem um die Probleme vor Ort kümmern zu wollen.

Im Internet:

Fraktion Wählergruppe Adomeit

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Jürgen Dettmann

Der diplomierte Agraringenieur ist seit 2004 in der Teterower Stadtverwaltung aktiv, außerdem sitzt er im Kreistag von Rostock. „Die Freien Wähler gibt es seit zwei Jahren in MV, wir sind aber im Nordosten noch nicht so gut besetzt und stellen deswegen auch Kandidaten aus Mecklenburg hier auf,“ begründete er in der Ostsee-Zeitung seine Kandidatur in dieser Region. Als Vertreter dieser kleinen Gruppierung will er für Erneuerung hin zu einer lebendigen Demokratie eintreten. „Niemand hat ein Dauerabonnement in der Landespolitik,“ so der 47-jährige.

Im Internet:

Steckbrief bei den Freien Wählern

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Kerstin Kassner

Die 1958 in Sachsen geborene Diplom-Ökonomin im Hotel- und Gaststättenwesen wuchs auf der Insel Rügen auf, wo sie noch heute lebt. Von 1990 bis 2001 war sie Mitglied für die PDS im Landtag von MV, danach war sie zehn Jahre lang Landrätin des ehemaligen Landkreises Rügen. In den Bundestag will sie nun, „weil ich dort mehr erreichen kann als im Landkreis.“ Der Ostsee-Zeitung erklärte sie, für einen Mindestlohn von 10 Euro zu stehen. Außerdem ist sie Befürworterin vom bedingungslosen Grundeinkommen. Für eine Unterstützung der Studentenwerke will sie sich stark machen, die Petition „Bildung braucht…“ hat sie auch unterschrieben.

Im Internet:

Eigene Seite

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Gino Leonhard

Der gelernte Schiffsmechaniker kommt aus Bergen. 2009 trat er dort erfolglos für den Bundestag an. Von 2006 bis 2011 saß er im Landtag von MV, der erneute Einzug scheiterte an der Wahlniederlage der FDP. Aktuell ist der 40-jährige Mitglied des Kreistages Vorpommern-Rügen. Zu seinen politischen Schwerpunkten zählen laut seiner Partei die maritime Wirtschaft, der Einsatz für bezahlbare Energiepreise und die Entlastung der Kommunen. 2005 warf man ihm ihm Untreue, Bestechlichkeit und Vorteilsnahme im Amt des Bürgermeisters in Hiddensee vor, die Ermittlungen wurden aber eingestellt. Leonhard ist für eine Lockerung beim Kooperationsverbot.

Im Internet:

FDP Kreisverband Rügen

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Angela Merkel

Die 59-jährige Physikerin kommt gebürtig aus Hamburg, wuchs in Templin auf und hat den alten Wahlkreis 15 bei jeder Bundestagswahl seit 1990 gewonnen, zuletzt mit 49,3 Prozent der Erststimmen. Auch Wahlkreis 16, in dem Greifswald vorher lag, gewann seit der Wende immer die CDU. Wegen dieser konstanten Beliebtheit und der Möglichkeit, vielleicht die nächste Bundeskanzlerin zu wählen, werden es die anderen Kandidaten sicher schwer haben. Zu ihren Zielen im Wahlkreis zählt sie Bildung (frühkindliche Erziehung, Hochschulautonomie, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit oder eine erfolgreiche Politik für den Mittelstand.

Im Internet:

Eigene Seite

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Claudia Müller

Die 1981 in Rostock geborene Betriebswirtin wurde am 27. Januar nominiert. Sie lebt in Stralsund, ist Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen MV sowie stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Kreistag Vorpommern-Rügen. Sie will sich für Familienfreundlichkeit einsetzen und befürwortet eine bessere Vernetzung der Ostseeregion. Außerdem wird eine solide und nachhaltige Finanzpolitik als eines ihrer Themen genannt. Auf Nachfrage vom moritz-Magazin äußerte sie, dass sie eine Aufhebung des Kooperationsverbots fordert.

Im Internet:

Profil beim grünen Landesverband

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Sonja Steffen

1963 wurde Steffen in Nordrhein-Westfalen geboren, seit 1995 ist sie als Rechtsanwältin in Stralsund tätig. Über die Landesliste der SPD ist sie bereits seit 2009 Mitglied des Bundestages. Für die kommende Wahl wurde sie außerdem auf Platz eins der SPD-Landesliste gewählt. Weiterhin ist sie seit 2011 Mitglied im Kreistag von Vorpommern-Rügen und dort stellvertretende Vorsitzende im Jugendhilfeausschuss. In der Bundespolitik schließt sie sich der Forderung der SPD-Bundestagsfraktion nach einer Aufstockung des Hochschulpaktes an. Außerdem einer Reform des BAföG und eine Verbesserung der sozialen Rahmenbedingungen für Studierende.

Im Internet:

Eigene Seite

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Susanne Wiest

Bereits 2009 trat die heute 46-jährige Tagesmutter aus Greifswald als parteilose Direktkandidatin an. Inzwischen ist die gebürtige Bayerin Mitglied der Piratenpartei und führt auch deren Landesliste in MV an. Ursprünglich hatte sie nach eigenen Angaben versucht, in alle im Bundestag vertretenen Parteien und bei den Piraten einzutreten. Ihr großes Anliegen war und ist das bedingungslose Grundeinkommen. Bei ihrer Nominierung am 14. April sprach sich Wiest außerdem dafür aus, dass sie neue Wege finden will, Bürger zum Mitgestalten in der Politik zu motivieren. Im moritz-Magazin 105 positionierte sie sich gegen das Kooperationsverbot.

Im Internet:

Eigener Blog

Auch die rechtsextreme NPD hat einen Kandidaten aufgestellt:

Michael Andrejewski

Der 52-jährige stammt aus dem Schwarzwald und ist studierter Jurist. 2003 zog er nach Anklam, um dort nach eigenen Angaben die Bevölkerung für rechtsextreme Politik zu gewinnen. Bereits ein Jahr später zog er für die NPD in den Anklamer Stadtrat und dem Kreistag von Ostvorpommern ein, seit 2006 ist er Mitglied im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Schon 1992 war er im Bundesland politisch aktiv, als er bei dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen Flugblätter mit fremdenfeindlichem Inhalt verteilte. „Widerstand gegen die Ausländerflut“ war der Titel, noch heute zählt dies zu den wichtigsten NPD-Parolen.

 

 

Bundestagswahl_2013_NPD_Biedermann

Fotonachweise:

Claudia Müller – Vorpommern-Greifswald wird Grün (ohne CC)
Sonja Steffen – Pressefoto (ohne CC)
Angela Merkel – Kai Mörk (CC-BY 3.0)
Susanne Wiest – Marcus Sümnick (CC-BY 3.0)
Gino Leonhard – Pressefoto (ohne CC)
Kerstin Kassner – Pressefoto (ohne CC)
Michael Andrejewski – Salander-ahron (CC BY-SA 3.0)
Jürgen Dettmann – Freie Wähler MV (ohne CC)
Michael Adomeit – Fraktion Wählergruppe Adomeit (ohne CC)