„Solaris“ von S. Lem (DVA)
Nach längerer Krankheit starb Stamislaw Lem (1921 – 2006) am 27. März in Krakau an Herzversagen. Der Sohn einer polnisch-jüdischen Arztfamilie erwarb dank seiner utopischen Werke auf dem Gebiet der Science-Fiction-Literatur weltweiten Ruhm. Solaris (1961) steht dabei in einer Reihe von Werken dieser literarischen Gattung, die mit „Mensch vom Mars“ 1946 begann und bis hin zu „Fiasko“ (1987) führte. Dennoch ist die Verengung Lems auf einen Genreautor nicht angebracht. Ob als Philosoph oder Essayist begleitete er seine Zeit und die Wissenschaft kritisch. Viele zeitnahe Nachrufe auf den 84-jährigen stellten in Deutschland Solaris als literarisches Erzeugnis seines in 57 Sprachen übersetzten Oeuvres aus. Dessen gleichnamige Verfilmung durch Andrej Tarkowski (1971) und Steven Soderberg (2002) gefielen Lem nicht. Tarkowski zog er noch eher der Hollywood-Produktion mit George Clooney vor.
Innerhalb der Tonträger fehlte bisher eine Hörspielbearbeitung des Entwicklungsromans. Die „Robotermärchen“, die „Sterntagebücher“, „Test“ oder „Die lyphatersche Formel“ lagen bisher vor. Diese Lücken schließt erstmalig der Deutsche Audio Verlag (DAV). In der Produktion des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) trifft die Besatzung der Forschungsstation Solaris auf den rätselhaften Planeten. Fragen nach intelligentem Leben im All, den Grenzen technischen Fortschritts und der zufälligen Existenz des Menschen im Universum leuchten innerhalb von 125 Minuten durch 20 Tracks hindurch auf. Mario Schneiders sphärisch-rhythmischen Klänge rahmen die zielführende Regie Peter Rothins. Auch das Sprecherensemble ist gut ausgesucht. Oliver Stokowski („Der Ermittler“) schlüpft in die Rolle Kelvins, Maria Simon („Luther“) in Hareys Zerstreutheiten und Hans Peter Hallwachs („So weit die Füße tragen“) in die des forschungsfanatischen Satorius. Erstmals erhält der Science-Fiction-Klassiker damit eine stimmgewaltige Fassung und bereichert als Ohrenschmaus auf zwei Silberscheiben.
Geschrieben von Uwe Roßner