Unterwegs mit Büchern und Kühlcontainer
Lächelnd blickt Korinna Kordon in die Kamera. Üppiges Grün umgibt die Studentin. Palmen recken sich dem wolkenlosen Himmel entgegen. Meterhohe Gräser und exotische Blumen stehen am Wegesrand. Über ein Jahr ist vergangen, seitdem die 24-Jährige für ein Foto auf afrikanischem Boden posierte.
Doch noch immer sind die Erinnerungen an die Zeit auf dem schwarzen Kontinent mehr als lebendig. „Ich habe in Afrika unvergessliche sechs Wochen verbracht“, sagt die gebürtige Cottbusserin mit leuchtenden Augen.
Als Mitarbeiterin der Vereins Afrikas Renaissance und Wiederaufbau e. V. flog sie im Februar des vergangenen Jahres in die Demokratische Republik Kongo. Seit über einem Jahr existiert der 20-köpfige Verein, der Greifswald für afrikanische Studenten attraktiver machen will. „Außerdem wollen wir Projekte in Afrika ins Leben rufen und unterstützen“, erklärt Gründungsmitglied Korinna Kordon. Schon seit langem interessiert sich die angehende Diplombiologin für den drittgrößten Kontinent der Welt. „Afrika ist wunderschön, aber es gibt viele Probleme.“ Von den Warnungen der deutschen Botschaft und den Bedenken ihrer Familie hat sie sich nicht abschrecken lassen. „Die Neugier war größer als die Angst“, erklärt Korinna Kordon. Gemeinsam mit dem Kongolesen Lucien Ilibi, der in Greifswald seit drei Jahren Medizin studiert, wagte sie sich auf die afrikanische Entdeckungstour.
Viel Elend ist ihr in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa begegnet. „Straßenkinder und Bettler, große Müllberge und schrottreife Autos sind dort keine Seltenheit.“ Der Bildungsstand ist niedrig, während die Kriminalitätsrate erschreckend hoch ist. Das gepflegte Regierungsviertel der Millionenstadt und die luxuriösen Limousinen der Politiker können nicht über die zahlreichen Probleme des Landes hinwegtäuschen. „Die Ausstattung mancher Schulen und Krankenhäuser ist katastrophal und mit europäischen Standards nicht vergleichbar.“ Korinna Kordons Fotos, die noch bis Ende April in den Greifswalder Blutspenderäumen zu sehen sind, sprechen eine deutliche Sprache. Verrostete Eisenbetten in schmutzigen Lagerräumen, primitivste medizinische Geräte und riesige Müllberge sind darauf zu sehen.
„Die Not ist groß.“ Es fehlt an allem. „Umso wichtiger ist unsere Hilfe“, sagt Korinna Kordon überzeugt. Doch nicht immer wurden die Biologiestudentin und ihr afrikanischer Begleiter mit offenen Armen empfangen. „Wochenlang sind wir von einem Amt zum nächsten geschickt worden.“ Bürokratische Hürden mussten überwunden und korrupte Beamten überzeugt werden. „Letztlich waren unsere Bemühungen erfolgreich, denn wir haben erreicht, was wir erreichen wollten“, erklärt Korinna Kordon stolz.
Eine Bibliothek befindet sich dank des Greifswalder Vereins und den Finanzspritzen der Stiftung Nord-Süd-Brücken seit vielen Monaten im Bau. In einem halben Jahr soll die Einrichtung voraussichtlich fertig sein. Schon bald werden die Einheimischen kostenlos Bücher lesen können. „Viele der Kongolesen kennen gedruckte Buchstaben überhaupt nicht“, sagt Korinna Kordon. Unvorstellbar. Einfach eingerichtete Schulen gibt es zwar, doch Bücher sind oft zu teuer.
Gesicherte Zukunft
Auch an anderen Stellen ist Hilfe mehr als nötig. Ein Fischereiprojekt, das auch vom Verein „Afrikas Renaissance und Wiederaufbau e. V.“ unterstützt wird, soll Fischern ihre tägliche Arbeit erleichtern. Materialien, wie dringend notwendige Kühlcontainer, wurden gekauft. „Außerdem geht es im Rahmen des Fischereiprojektes um eine gute Ausbildung der Fischer, die biologisches, ökologisches und rechtliches Denken lernen sollen.“ Hilfe zur Selbsthilfe ist das Schlagwort. „Die Projekte müssen langfristig wirken“, erklärt die Greifswalder Studentin. Nur auf diesem Weg ist die Zukunft des Kongos gesichert.
„Umso mehr freuen wir uns, so viel erreicht zu haben“, sagt Korinna Kordon. Ihre abenteuerliche Reise hat sie nie bereut. Zu viele gute Erinnerungen verbindet die Studentin mit diesem Aufenthalt. Noch immer schwärmt sie von der „Gastfreundlichkeit und Offenheit der Menschen, dem leckeren Essen und der faszinierenden Landschaft. Das Land ist trotz all der bestehenden Probleme unglaublich schön“, sagt sie mit Blick auf die bunten Bilder. Außerdem ist sich die engagierte Studentin sicher: „Das ist nicht meine letzte Reise nach Afrika gewesen.“
Geschrieben von Grit Preibisch