Jens Krafczyk ist Unternehmer in Greifswald und Konzertveranstalter der Reihe ?Rock im Theater?. Dafür holt er regelmäßig deutschsprachige Musiker in die Stadt.


Alter: nicht in Erfahrung zu bringen

Familienstand:
ledig, ein Sohn
Sie sind studierter Diplom-Ingenieur für Landtechnik, wie kam es dann zum eigenen Laden?
Ich habe nach dem Studium als Bauleiter und später als Produktionsleiter gearbeitet. Im Frühjahr 1990 wurde ich arbeitslos und habe eineinhalb Jahre auf dem Markt Grünpflanzen verkauft. Nachdem dann die staatlichen HO-Geschäfte infolge der Wendejahre privatisiert wurden, habe ich mich für einen Blumenladen beworben. Das war dann das Haus, in dem ich jetzt auch bin, da waren zwei kleine Textilgeschäfte drin. Ich erhielt den Zuschlag und hab mich aus kaufmännischen Gründen dann entschlossen, Textilien zu verkaufen. 1994 erwarb ich das Haus von der Stadt und sanierte es anschließend umfangreich. Inzwischen sind es nun schon 16 Jahre Männermoden und das auch sehr erfolgreich. Das habe ich mir vor zwanzig Jahren auch nicht träumen lassen, dass ich mal Textilkaufmann werde. Aber Handel, das ist eigentlich genau mein Ding.

Welchen Stellenwert hat Mode für Sie?
Da muss ich weiter ausholen. Als ich Zimmerpflanzen als Hobby hatte, in den 80er Jahren, war das ganz toll. Als ich dann damit gehandelt habe, war es auch nichts Besonderes mehr. Ob ich ein besonderes Verhältnis zu Mode habe? Damit verdiene ich mein Geld. Aber es macht auch Spaß. Mode, das ist ja nicht nur Bekleidung, sondern Lebensart: Kleidung, Wohnraumgestal-tung,  Schmuck, Frisuren, das ist schon interessant.

Warum verkaufen Sie „nur“ Männermoden?
Das Geschäft, das ich damals übernommen habe, hieß „Alles für den Herren“ und bei Herrensachen kann ich das auch viel besser einschätzen. Bei Damensachen kann man, wenn man das richtige Händchen hat, viel mehr Geld verdienen. Wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, würde ich es vielleicht machen. Es ist kaufmännisch sinnvoller.

Welche Musik hören Sie am häufigsten?
Neben aktuellen Musikstücken höre ich zurzeit am liebsten Silly. Ich bin ja ein deutschsprachiger Musikfan, besonders ostdeutsche Musik, welche bis Anfang der 70er Jahre zurückreicht. Es gibt zwar echt geile internationale Bands, aber deutsche Texte erzählen Geschichten, die Gefühlen und Gedanken freien Raum lassen…

Was ist demnächst in der Reihe „Rock im Theater“ geplant?
Am 11. Februar treten im Theater Greifswald und am 12. Februar im Theater Stralsund  Dirk Zöllner und Max Repke zusammen auf und stellen vertonte Gedichte und Texte von Heinrich Heine vor.  Auf der einen Seite spricht das natürlich Literatur-Fans an, auf der anderen Seite natürlich die Musikfreunde.

Was schätzen Sie an Greifswald?
Greifswald ist eine schön sanierte, kleine Provinzstadt und das ist nicht böse gemeint. Ich schätze natürlich die Nähe zum Wasser. Und am Allergrandiosesten  natürlich ist in unserer Stadt das Verhältnis von Einwohner zu Studenten, was eigentlich ungewöhnlich ist. Wir haben ungefähr 53.000 Einwohner und 11.000 Studenten. Dadurch wird die Stadt lebendig und ist immer in Bewegung und keine Vorpommern-Stadt. Jeder, der hierher kommt, sagt, dass hier ja ordentlich Bewegung in der Stadt ist und das finde ich gut.

Was könnte besser werden?
Wir könnten einen großen Veranstaltungssaal gebrauchen. Wir haben das Theater als Veranstaltungsstätte mit 450 Plätzen, große Veranstaltungen können dort eher nicht stattfinden. Für Musikveranstaltungen ist der nicht ganz so gut geeignet. Ebenso wenig die Mehrzweckhalle in Schönwalde, was ja eher eine Turnhalle ist. Wir könnten eine Spielstätte gebrauchen für ein paar mehr Leute. Vielleicht das ehemalige Kreiskulturhaus, das ja irgendwann mal saniert wird.

Haben Sie einen Lieblingsort?
Mein Lieblingsplatz ist der Marktplatz. Im Sommer pulsiert um ihn herum das Leben. Das mag ich sehr gern.

Wie sieht Ihr typischer Tag aus?
So um elf, zwölf Uhr aufstehen, in den Laden gehen, Mitarbeiter zusammenscheißen, Kaffee trinken, Geld zählen… kleiner Scherz am Rande. Ich stehe so gegen acht Uhr auf, frühstücke ganz in Ruhe mit Zeitungslektüre, das ist ganz wichtig. Man muss ja informiert sein, was in der Heimat passiert. Dann bis Mittag den Tagesplan des Geschäfts abarbeiten. Gegenwärtig baue ich nebenbei auch noch mein Haus um, da steckt viel Kraft und Energie drin. Ich arbeite bis 18 oder 19 Uhr. Am Wochenende kommt dann auch mal Büroarbeit dazu. Und zum Tag gehört ja auch noch der Abend, Fernsehen, sehr viel Musik hören, Musikveranstaltungen besuchen, seltener mal ins Kino, öfter dagegen mal nett beim Italiener essen gehen.

Mein Lebensmotto ist…
ein ausgefülltes Leben haben. Ab und an mal ein bisschen Blödsinn anstellen…

Meine Kunden…
sind sehr interessant, weil sehr viele Charaktere aufeinander treffen und das ist sehr spannend.

Auf meinem Nachttisch…
ich habe keinen Nachttisch.

Meine liebste Mahlzeit des Tages…
Mittagessen.

Urlaub ist…
nicht so wichtig. Man muss sich wohl fühlen. Das kann man auch im Alltag. Ich wohne doch da, wo andere Urlaub machen…

Das Interview führte Judith Küther.

Geschrieben von Judith Küther