Martin Campbells „Casino Royale“
Akte James Bond: Neuer Doppel-Null-Status, verbesserungswürdige Manieren und Sprache, zielorientiert, aber emotionslos. Überlebenschance?
Ethan Hunt hätte das Pokerspiel in Montenegro nicht gewonnen und schon gar nicht die Bekanntschaft mit dem Seil genießen können (siehe moritz 56). James Bond dagegen erhält in zwei Jahren seinen nächsten Auftrag. Ganz im Sinne der Filmserie. Die allmächtigen Produzenten der Eon Productions strotzten in den letzten Jahren nicht vor Kreativität. Auf die Bond-Crew war trotzdem Verlass. Die Bond-Kuh gab genügend Milch. Vier Jahre nach dem 40. Geburtstag der Reihe bringen Broccoli und Wilson nun den ersten Roman von Autor Ian Fleming auf die Leinwand. Vorher spielten schon Barry Nelson auf der Mattscheibe und unzählige bekannte Darsteller in einer Kinoparodie gegen Le Chiffre Karten – und gewannen wie Nummer 6. Nach jedem noch fantastischeren Abenteuer, beteuerten die wahren Chefs von 007: „Der nächste Bond wird härter und realistischer“. Diese Floskel ist nun keine mehr: Bond-Traditionen wurden zwar unter-/gebrochen, doch der 38 Jahre alte XXXX ist kantig in seinem ersten Film als MI6-Agent. Diese Strenge wird sich der blauäugige Blonde hoffentlich nicht so schnell vertreiben lassen. Weder von unsicheren, somit wechselhaften Filmproduzenten, noch vom mangelnden Zuschauerinteresse oder negativer Presse. Warum wird der Secret Service-Spion nicht im fürs Filmmarketing günstigsten Jahr aller Zeiten wieder auftauchen?
Chance vertan, Eon!
Geschrieben von Björn Buß