Am 29. November wurde von der Universität Greifswald zum ersten Mal das Zertifikat „Familienfreundlichste Einrichtung der Ernst-Moritz-Arndt Universität“ vergeben. Damit sollen Einrichtungen bedacht werden, in denen sich Familie und Beruf bzw. Studium vorbildlich verbinden lassen. Ausgezeichnet wurde der Arbeitsbereich Pneumologie (Lungenheilkunde) am Universitätsklinikum unter der Leitung von Professor Ralf Ewert. moritz sprach mit dem 46jährigen Vater eines erwachsenen Sohnes.
moritz: Hat es Sie überrascht, dass Ihr Arbeitsbereich, die Pneumologie, das Zertifikat „Familienfreundlichste Einrichtung der Ernst-Moritz-Arndt Universität“ erhalten hat?
Ralf Ewert: Ja sehr, da wir davon ausgegangen sind, dass in anderen Bereichen wie etwa der Romanistik, der Kulturwissenschaften, der Religion oder der Kirchenmusik die Bedingungen besser sind. Auch bei uns sind zwar gute Ideen vorhanden, jedoch lassen sich diese im Bereich der klinischen Medizin mit der Notwendigkeit der Versorgung unserer Patienten oft nur schwer verwirklichen. Die medizinische Versorgung kennt auch an Sonn- und Feiertagen keine Grenzen und auch nicht am Abend oder in den Nachtstunden. Das sind nicht unbedingt die Zeiten, in denen die Mütter und Väter der Abteilung dringend in der Klinik sein sollten, sondern eher im Kreise der Familie.
Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?
Es gibt kein Geheimnis! Alle erkennen die Aufgabe der umfassenden Patientenversorgung, der studentischen Ausbildung und der wissenschaftlichen Arbeit an der Universität an. Somit bringt dann jeder seine spezifischen Fähigkeiten und zeitlichen Ressourcen ein. Dabei wird akzeptiert, dass zu bestimmten Zeitperioden wie zum Beispiel im ersten Jahr nach der Entbindung, der Kindergarteneingewöhnung oder der Einschulung nur bestimmte zeitliche Möglichkeiten vorhanden sind und andere Mitarbeiter dann zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen.
Wie viele Mütter und Väter arbeiten in Ihrem Bereich?
Mittlerweile gehören dem Bereich Pulmologie/Infektiologie fast 70 Mitarbeiter an und uns sind 65 Kinder bekannt. Eine Mitarbeiterin ist gerade schwanger.
Was muss die Hochschule unternehmen um noch kinderfreundlicher zu werden?
Dies ist aus meiner Sicht schwierig zu beurteilen, jedoch denke ich, dass es wichtig ist, Verantwortung für die Aufgaben zu delegieren. Somit hat jeder Mitarbeiter das Gefühl an dem gesamten Projekt beteiligt zu sein und bringt sich entsprechend seiner Fähigkeiten ein. Dass dies familienfreundlich geschehen sollte, ist selbstverständlich, aber wird durch die Mitarbeiter selbst organisiert. Das Zauberwort heißt Teamarbeit, wobei die Zielstellung klar vorgegeben werden sollte und regelmäßige Teamsitzungen die Probleme und Nöte aller Beteiligten aufzeigen.
Geschrieben von Kai Doering