Obwohl Studiengebühren in England seit 1998 kein Thema mehr sind gibt es derzeit ganz ähnliche Debatten zu dem Thema wie in Deutschland.

Nach der Einführung der so genannten „Top-Up Fees“ (Studiengebühren) in diesem Jahr dürfen Universitäten nun bis zu 3000 Pfund (4500 Euro) pro akademischem Jahr erheben. Das ist knapp dreimal so hoch wie 1998.  Ursprünglich zur Verbesserung der Studienbedingung gedacht, dienen die erhöhten Gebühren nun vor allem dazu, bestehende Leistungen zu erhalten.  
Die Sorge breitet sich aus, dass  Studienanwärter aus ärmeren Familien von der Höhe der Studiengebühren abgeschreckt werden. Doch nicht nur die sehr armen Studenten leiden unter der Geldlast, gerade Studenten aus der unteren Mittelschicht könnten durch das Raster von Finanzierungshilfen fallen, die für ärmere Bewerber zur Verfügung stehen. Die englische Students Loan Company stellt Studenten ein sogenanntes Studienkonto („Tuition Fee“) und zahlt auch teilweise ihre Lebenshaltungskosten. Die Vergabe dieses zinsfreien Kredits wird nicht am Einkommen der Eltern festgemacht. Dieses Geld muss erst nach Abschluss des Studiums und ab einer bestimmten Einkommensgrenze volltändig zurückgezahlt werden. Für die Finanzierung ihres Studiums arbeiten immer mehr britische Studenten. Dass die Studienleistungen darunter leiden könnten, ist eine große Sorge bei Universitäten und Fachleuten.  Die Studiengänge sind viel stärker verschult als in Deutschland, Prüfungen lassen sich nicht einfach verschieben. Wann welcher Kurs besucht wird, ist zumeist vorgeschrieben.
Die geringeren Bewerbungszahlen deuten an, dass die erhöhten Gebühren tatsächlich einen Einfluss auf eine Entscheidung für ein Studium haben: Die Zahl der Bewerber an den meisten britischen Unis ist gesunken. Die renommierten Universitäten Oxford und Cambridge sind davon jedoch eine Ausnahme und verzeichnen sogar steigenden Bewerberzahlen. Die diesjährige Erhöhung der Studiengebühren scheint nur ein Zwischenschritt zu sein. Trotz massiver Studentenproteste ist die nächste Erhöhung schon angedacht.
Auch in Wales wird dieses System im nächsten Studienjahr eingeführt, Nordirland hat bereits seit diesem Jahr die englischen Regelungen übernommen. Eine Ausnahme ist Schottland: hier herrscht in Bildungsfragen weitgehend Autonomie. Die nachlaufenden Studiengebühren sind einkommensabhängig und belaufen sich im Höchstfall auf 2048 Pfund (3041 Euro). Diese beziehen sich dann auf das gesamte Studium und das, unabhängig von dessen Dauer.

Geschrieben von Bettina Bohle