Greifswalder Studenten an europäischen Unis

Maastricht – here we come!

Dieses Motto der diesjährigen INKOM (so heißt hier die Einführungswoche) kann man durchaus als Drohung auffassen. Denn wenn eine Horde Erstis aus aller Welt plus angetrunkener Tutoren Ende August (das Studium beginnt hier im September) die Maastrichter Innenstadt unsicher machen, kann es schon mal etwas chaotisch zugehen. Organisiert von den Dutzenden Studentenverbindungen, die es hier gibt, hat die INKOM relativ wenig bis gar nichts mit der Universität zu tun und ist eigentlich nur ein Vorwand, um eine Woche lang die Stadt in eine Partyzone zu verwandeln und sich möglichst nahe an die Alkoholvergiftung zu trinken (die Holländer sind darin wesentlich besser als die Deutschen übrigens). Bands spielen auf dem Marktplatz, alle Kneipen sind überfüllt und in den großen Hallen wird zu dem, was die Holländer Musik nennen (einer Art seltsamem Techno) bis frühmorgens getanzt.
Die eigentliche Einführung ins Studienfach wird dann an einem Tag, dem Freitag vor Studienbeginn, abgehandelt, ist dann allerdings eine sehr viel offiziellere Affäre. Für uns European Studies Studenten gab es einen Empfang, komplett mit Sekt und Schnittchen, jeder Menge wichtiger Reden und einem noblen Mittagessen. Da weiß man doch, für was man die Studiengebühren bezahlt. Jede Menge wichtiger Infos, die man so schnell gar nicht verdauen konnte, gab es auch, aber zumindest das nervige Stundenplanbasteln entfällt hier, da das Studium sehr verschult ist, so dass sich die Einführung auf „Seit dann und dann an diesem oder jenen Ort“ beschränkt. Auch mal sehr angenehm, sich nicht drüber ärgern zu müssen, dass sich alle interessanten Veranstaltungen überschneiden. Nach einer kurzen Stadtführung zu allen wichtigen Punkten (sprich Bibliothek und Mensa), waren wir dann entlassen und hatten das Wochenende bis zum eigentlichen Studienbeginn Zeit, schon mal die gesetzten Texte für die nächste Woche zu lesen. Eine ruhige erste Woche wie in Deutschland gibt es hier nicht, alles beginnt sofort und gleich (genauso wenig übrigens wie Semesterferien im Frühjahr, studiert wird hier ohne größere Unterbrechungen bis Ende Juni) Wen das trotzdem nicht abschreckt, nähere Infos über die Uni Maastricht und ihre Studiengänge (die meisten sind übrigens in Englisch) gibt es unter:   
www.unimaas.nl 

Organisation ist alles

Meine Erstsemesterwoche in Greifswald war schön, doch viel schöner war meine „Orientation Week“ im schwedischen Örebro. Das Abenteuer Auslandssemester begann für mich vor knapp zwei Monaten. Auf meinem Weg nach Mittelschweden begleiteten mich viele Wünsche und Hoffnungen. All meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die „Orientation Week“ war der Beginn einer unvergesslichen Zeit. Seit dem ersten Tag habe ich mich im Land der Elche und langen Winter wohl gefühlt. Zeit für Heimweh blieb dank dem durchorganisierten Programmablauf, im dem jeder Tag etwas Neues bot, kaum. Das unglaubliche Organisationstalent der schwedischen Verantwortlichen machte es jedem der rund 300 Austauschstudenten leicht, sich schnell in Örebro einzuleben.  Am ersten Tag der „Orientation Week“ fand eine Eröffnungsveranstaltung statt, gefolgt von einer Führung über den Campus und einem gemeinsamen Mensabesuch. Eine Stadtführung und ein Pastaessen am Abend ließen den Tag ausklingen. In den nächsten Tagen folgten zahlreiche weitere Veranstaltungen. Ein Bowlingabend sorgte für Abwechslung, während eine IKEA-Shoppingtour vor allem für den Einkauf von Decken, Lampen, Klobürsten und Handtüchern genutzt wurde. An einem Sportnachmittag wurden neben Fußball und Volleyball auch das schwedische „Kubb“ und „Brännboll“ gespielt. Bei „Kubb“ musste man Geschick im Treffen von Holzklötzen beweisen. Viel Gelächter gab es beim Brennballspiel, das auf rutschigem Rasen für viele Grasflecken auf bis dahin sauberen Hosen sorgte. Nichtsdestotrotz wurde bis in die Dunkelheit hinein gemeinsam gespielt. Ein frühes Wiedersehen am nächsten Morgen folgte, um gemeinsam das Örebroer Schloss und ein städtisches Freilichtmuseum zu besuchen. Das kulturelle Tagesprogramm wurde durch einen Grillabend abgeschlossen. Ein Ende der Erstsemesterwoche war jedoch noch lang nicht erreicht. Der nächste Programmpunkt sah einen zweitägigen Ausflug vor, der alle Austauschstudenten an einen wunderschönen See führte. Auch dort wurde es nicht langweilig. Ein Wettbewerb sowie ein Grillabend und das Schwimmen im See versprachen viel Spaß. Den Abschluss dieser ereignisreichen Erstsemesterwoche bildete schließlich ein festliches Dinner, auf dem wir den Veranstaltern, den „fadders“, gar nicht genug danken konnten. Die „fadders“, immer engagiert und hilfsbereit, haben mir und allen anderen Austauschstudenten den Beginn in Örebro und die Umstellung auf schwedisches WG-Leben, Blaubärsuppe, süßes Brot und viele andere skandinavische Eigenheiten so leicht wie möglich gemacht. Genauso stelle ich mir eine gelungene Erstsemesterwoche vor: abwechslungsreich, spannend, lustig und unvergesslich. Nach all diesen Erlebnissen ist Schweden für mich nun nicht mehr nur das Land der Elche und günstigen Möbelhersteller, sondern auch ein Land toller Organisation und vorbildlicher Erstsemesterwochenplanung.


Fresher’s Week an der University upon Tyne/Great Britain

Die Erstewoche hier an der University upon Tyne in Nordwesten Englands startete mehr oder weniger mit Pauken und Trompeten. Bereits Wochen vorher haben alle Studenten in ihren Informationsunterlagen über die Uni einen Flyer gehabt, auf dem das große Event zu Beginn des Studiums angekündigt wurde. Einziger Haken an der Sache ist: Man muss für die Teilnahme £ 45 (ca. 70 €) bezahlen. Nach anfänglichem Zögern habe ich mein Geld auch in eins der pinkfarbenen Armbänder investiert und muss sagen, dass ich es nicht bereut habe. Die internationalen Studenten hatten ihre Einführung bereits eine Woche vorher, aber viele der Leute, die ich bisher kennen gelernt habe, haben sich den Spaß nicht entgehen lassen.
Fresher’s Week an britischen Unis bedeutet eine Woche lang Partys feiern und jede Menge Spaß haben. Das hiesige Studentenmagazin brachte extra zur Fresher’s Week eine Sonderausgabe heraus, der Folgendes zu entnehmen ist: The Guardian call us “the best Fresher’s Week in the country“. Zwar habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten, kann aber mit Sicherheit sagen, dass sie auf jeden Fall besser als die in Greifswald ist/war.
Die Mitglieder der Student Union und an die 300 freiwilligen Helfer waren von Samstag bis Donnerstag auf den Beinen, um den Neulingen den Unieinstieg so angenehm wie möglich zu machen.
Damit alles mehr oder weniger reibungslos verläuft, wurden die Helfer in unterschiedliche Teams eingeteilt, die man anhand ihre Shirts erkennen konnte. Da gab es die Crew, die Crew Supervisor, die Float Supervisor, die Driver, die Chief Drivers, die Officers und die Organizers.
Der Start der Fresher’s Week war eine Beachparty im Gebäude des Student Union, der jeden Abend eine Party unter anderem Motto folgte. Während des Tages wurde den Studenten eine Menge an Aktivitäten angeboten, sodass man gar nicht alles machen konnte. Unter anderem konnte man Go-Kart fahren, Paintball spielen, eine City Sightseeing Bus Tour mit den berühmten Doppeldeckerbussen machen, ins größte Spaßbad von Nordengland fahren, Surfen gehen, das Blue Reef Aquarium besichtigen, Schlittschuh laufen, sich in Pole Dancing und Klettern ausprobieren, Bowlen oder Skifahren. Alle Aktivitäten aufzuzählen würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Sehr beliebt waren auch die Pub Crawls, bei denen die älteren Studenten den Frischlingen die Pubs hier in Newcastle und sogar in Durham zeigten. Denn Newcastle ist neben Glasgow als eine der Partystätte im Norden Großbritanniens bekannt und mit unter auch berüchtigt.
Die meisten Tagesaktivitäten fanden mehrmals am Tag statt. Man musste sich nur rechtzeitig in einer der Teilnehmerlisten eintragen und schon war man mittendrin und nicht nur dabei. Da vieles außerhalb des Stadtzentrums lag, wurden die Gruppen mit angemieteten Kleinbussen zu den Orten gefahren. Fahrer waren die ältere Studenten mit den hellblauen Shirts. Was besonders toll war, war, dass jede Gruppe von mindestens zwei Crewmitgliedern (orangene Shirts) begleitet wurden. Natürlich wollten sie ebenfall für umsonst an den Aktivitäten teilnehmen, aber im Vordergrund stand die Betreuung der neuen Studenten. Auch holten die Crewmitglieder die Studenten aus ihren Unterkünften ab und organisierten auch die Heimfahrten weit nach Mitternacht. Wer bis dahin noch niemanden kannte, lernte in der ersten Woche schnell neue Leute kennen und allein blieb keiner lange.
Ebenso wie bei uns in Greifswald stellten sich auch sämtliche Student Societies der Uni vor und warben um neue Mitglieder. Überall konnte man sich in Mailinglisten eintragen und an Fresher Tastings Sessions teilnehmen.
Zum Langeweile-haben hatte in dieser Woche keiner Zeit. Und wenn doch, war man selbst Schuld. Allerdings muss ich sagen, dass die Fresher’s Week natürlich eher für die Erstis organisiert wurde, die in England mit 18/19 Jahre an der Uni starten. Aber wir Internationals hatten dennoch unseren Spaß und haben die erste (noch) vorlesungsfreie Uniwoche sehr genossen und neue Freundschaften geschlossen.
Und wiederum ist dem Studentenmagazin zu entnehmen: „Your parents are wondering why they haven’t heard from you in days … Enjoy your Fresher’s Week – it’ll be the only one you have!“

Geschrieben von Sarah Rieser, Grit Preibisch, Verena Lilge