Die gängigste Beschreibung für Tilbury ist dramatischer Folkpop. Mit dieser Definition im Hinterkopf stellt sich beim ersten Hören des Albums Exorcise Verwunderung ein. Beim Eröffnungslied Tenderloin, das auch Tilburys erste Single war, hört man statt Folk entspannten, synthielastigen Indiepop, der vor allem ob der Stimme des Sängers Þormóður Dagsson an The Shins erinnert.
Doch auch wenn sich die Folkeinflüsse ebenso auf den weiteren Stücken von Tilburys Erstlingswerk, das die 2010 gegründete isländische Band vor einem Jahr veröffentlichte (auch bei Amazon als Download zu haben, da aber teurer), nur in Nuancen zu erahnen sind, kommt zumindest die Dramatik mehr zum Tragen.
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Aus einer ruhigen Grundstimmung erheben sich im Refrain oft durch den Synthie getragene Highlights. Im Laufe des Albums bieten sich dabei in direkter Abwechslung flottere Lieder wie das an Position vier erklingende Riot und die nachfolgende Ballade Drama. Gegen Ende wird es mit Eclectic Boogaloo recht laut, fast schon lärmig übernehmen die klassischen Rockband Instrumente Gitarre, Bass und Schlagzeug das Kommando. Die Drums verantwortet übrigens Magnús Trygvason Eliassen, den Greifswalder Freunde nordischer Musik schon beim Auftritt seiner anderen Band Moses Hightower im letzten Jahr kennenlernen dürften. Bei den meisten anderen Stücken dominieren eher Keyboard und Synthesizer, was die Tilbury durchaus positiv von der Masse der aktuellen Indiebands abhebt. Fans von Indie der dunkleren Art finden ein mehr als solides Album vor.
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Im Rahmen des Nordischen Klangs spielen Tilbury am kommenden Samstag (4. Mai) im St. Spiritus in der langen Straße. Die Indiepop-Nacht wird um 20 Uhr durch die norwegische Indierock Band MØLL eröffnet. Das Quartett um die Sängerin Emilie Storaas bringt die in Rockkreisen mehr als unübliche Tuba mit auf die Bühne. Die Karten für den Abend kosten acht beziehungsweise zwölf Euro, Besitzer eines Festivalpasses des Nordischen Klanges haben freien Eintritt.
Grafik: Tilbury, keine CC-Lizenz