„Für die Ewigkeit“, so steht es seit dem 16. Dezember 2004 am Eingang des „IfA“. Die Worte des griechischen Geschichtsschreibers Thukydides haben, in den dunklen Stein gefasst, etwas sepulkrales an sich; als wollte man sagen: „Hier ruhen einige der ältesten und traditionsreichsten Lehren unserer Universität – zum Tode verurteilt im beginnenden 21. Jahrhundert …“.

Doch Totgesagte leben bekanntlich länger. So ist es nicht verwunderlich, dass die Neugründung des Instituts für Altertumswissenschaften 1994 zu ihrem 10jährigen Jubiläum mit großen Festlichkeiten gefeiert wurde. Neugründung daher, da man in der DDR-Kulturpolitik der 1960er Jahre radikal auf Studiengänge verzichtete, die hier teilweise bereits seit der Gründungszeit der Alma Mater existierten. Erst nach der Wende konnten diese „wiederbelebt“ werden.
Die Lehrstühle für Alte Geschichte, Klassische Archäologie, Latinistik und Gräzistik haben seit dem einen respektablen Stellenwert erlangt, sowohl innerhalb der Uni, als auch teilweise im internationalen Bereich. Es sei nur an die spektakuläre Ausgrabung auf der Mittelmeerinsel Pantelleria im Sommer 2003 erinnert, bei der vor laufender ZDF-Kamera die besterhaltenste Cäsar-Büste entdeckt wurde, die bisher bekannt ist. Heute ist der Lehrstuhl für Klassische Archäologie vakant. Nicht nur dessen Neubesetzung sondern die Zukunft des gesamten Instituts wird seit einiger Zeit diskutiert.
Vor diesem Hintergrund war die Feier in der vorweihnachtlichen Zeit ein Akzent, den man nicht so leicht übergehen sollte. Der Abend wurde mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Wulf Raeck in der UB eingeleitet, der seinerzeit zu den Erstberufenen des Instituts gehörte. Seinen Ausführungen zu den Darstellungen von Emotionen in der Antike wurde in andächtiger Weise gelauscht, während man den eigenen Emotionen im Anschluss erheblich mehr Spielraum geben konnte: In der knapp 100 Jahre alten und mühsam sanierten Villa in der Petershagen-Allee, welche heute alle Lehrstühle unter ihrem Dach vereint, wartete bereits ein vielgestaltiges Buffet auf die große Anzahl der Gäste. Sowohl Professoren und Dozenten, als auch Studenten der verschiedensten Fachrichtungen fanden sich zu lebendigen Gesprächen und Scherzen (begeleitet von dezenter Live-Musik) in den Räumlichkeiten ein, die schon im alltäglichen Lehrbetrieb an ihre Grenzen gehen und nun „aus ihren Nähten platzten“.
Doch zuvor wurde in Fackellicht die erwähnte Tafel enthüllt. Der eisige Wind kam einem dabei wie ein böses Omen vor und man entsann sich der Worte, die der Institutsdirektor Prof. Dr. Gregor Vogt-Spira kurz zuvor in seiner Laudatio vorgetragen hatte: „Das gezielte Eliminieren wichtiger Bestandteile unserer Universität ist durchaus mit den Abrißplänen für die Greifswalder Innenstadt vergleichbar. Mein kunsthistorische Kollege, Prof. Dr. Bernfried Lichtnau, hat uns kürzlich eindrucksvoll vorgeführt, wie die Altstadt nach diesen Plänen im Jahre 2000 ausgesehen hätte: Sie wäre bis zum Bahnhof hin abgerissen worden und hätte alles verloren, was ihre Besonderheit und Vielfalt ausmacht, die sie heute so anziehend wirken läßt. Dies sollte uns Mahnung sein, einen die Geschichte negierenden Diskurs scheinbarer Rationalität nie wieder zuzulassen!“

Geschrieben von Arvid Hansmann