Wenn Gebäude sprechen könnten, was würden wir alles von ihnen erfahren? Wie beim Menschen sind die Geschichten und Erfahrungen mit der Zeit in ihnen gewachsen. Sobald sie zerstört werden, verfliegt die Chance in ihrer Architektur, den kleinen Kerben im Dielenboden oder den vielen Schichten Tapete zu lesen. Manchmal geschieht dieser Verlust auch geplant durch die Abrissbirne. Die Gründe hierfür sind oftmals wirtschaftlicher Natur und resultieren aus und manchmal auch in der Wohnungsknappheit.
Seit 143 Jahren steht der Gebäudekomplex in der Brinkstraße 16-17d, 143 Jahre Gebäudegeschichte, die bald verloren sein könnten, denn der Abriss droht. Nachdem der Komplex den 2. Weltkrieg und die städtebaulichen Experimente der sozialistischen Jahre überlebt hat, in welcher viele historische Gebäude in Greifswald durch Plattenbauten ersetzt wurden, soll er nun einem mehrgeschössigen Wohnblock weichen. Vom geplanten Abriss sind nicht nur die Mieter betroffen, sondern auch der dort seit 2005 beheimatete Bioladen „Sonnenmichel“. Der Laden ist nicht nur eine beliebte Einkaufsmöglichkeit, sondern auch Treffpunkt für die gesamte Nachbarschaft und hat so deren soziales Netzwerk gestärkt. Dass der Laden immer mehr an Beliebtheit gewinnt, zeigt auch eine Unterschriftenaktion, bei welcher sich circa 700 Greifswalder für den Erhalt des Bioladens und der Brinkstraße 16-17d aussprachen.
Was also tun?
Eine mögliche Lösung wäre eine Sanierung, gegen welche sich aber der neue Eigentümer, die R. Schmidt Bauunternehmung GmbH aus Demmin, aus wirtschaftlichen Gründen aussprach. Jedoch sei der Eigentümer nicht abgeneigt, auf einen Grundstückstausch einzugehen, wie man der Pressemitteilung der Initiativgruppe um die Brinke 16-17 entnehmen kann. Die Gruppe gibt es seit einigen Wochen. Gebildet wurde sie von Mietern des Hauses, dem Betreiber des „Sonnenmichel“ Hubert Ende, sowie Vertretern der Brinke 26 e.V., des Kultur- und Initiativenhauses e.V. und der Altstadtinitiative e.V.. Heiko Pult, Mitglied der Initativgruppe, berichtet, dass man weitere Möglichkeiten zum Erhalt des Hauses plane.
Aufmerksamkeit wecken
Im Moment sei man dabei, im Austausch mit dem Eigentümer die Mietverträge zu verlängern, welche vom Voreigentümer zum 31. März 2013 gekündigt wurden waren. Allgemein sei es daher wichtig, Aufmerksamkeit auf das 1,5-geschossige Haus zu lenken, welches nicht nur aufgrund seiner Höhe aus der restlichen Straße heraus ragt. Der Gebäudekomplex weist außerdem mit seinen Werkstätten und dem Garten im Innenhof eine für Greifswald typische historische Bauweise auf. Derzeit recherchiert die Initiative zur Geschichte des Gebäudekomplexes und ist für Unterstützung und Hinweise dankbar.
Wer sich weiter informieren oder die Initiativgruppe unterstützen möchte, kann am kommenden Donnerstag (28. März) um 19.30 Uhr im Quartiersbüro der Fleischervorstadt, Bahnhofstraße 16 an einem Treffen der Gruppe teilnehmen.
Bild: Simon Voigt
Zitat: "welches nicht nur aufgrund seiner Höhe aus der restlichen Straße heraus ragt" ???
Mit seinen 1,5 Geschossen fällt es deutlich niedriger aus …