Das Blutspendezentrum im Universitätsklinikum Greifswald rief in den letzten Wochen wiederholt zu Spenden auf. Trotzdem ist die Zahl der Spender rückläufig. Um die Selbstversorgung zu gewährleisten, bräuchte das Klinikum jeden Tag 100 Spenden. Zurzeit sind es aber nur 80.
Auf das ganze Jahr bezogen, wären 20.000 Spenden notwendig, wobei man beachten muss, dass männliche Spender alle zehn Wochen spenden dürfen und weibliche alle zwölf. Die meisten Spender in Greifswald kommen regelmäßig zweimal im Jahr, um sich fast einen halben Liter Blut abnehmen zu lassen. Davon sind 20 Prozent Studenten.
Das Blutspendezentrum versorgt nicht nur das Greifswalder Klinikum, sondern auch die Klinik in Wolgast, das Herzklinikum in Karlsburg und die BDH-Klinik Greifswald.
Wenn der Beutel einmal gefüllt ist, verbraucht das Klinikum diesen meist innerhalb weniger Tage. Alle Bestandteile des Blutes werden voneinander getrennt und den jeweiligen Forschungseinrichtungen oder zur Hilfe der Klinikpatienten bereitgestellt.
Alternde Bevölkerung macht sich bemerkbar
Doch der demografische Wandel macht auch vor der Blutspende keinen Halt. „Wir haben seit 2009 rückläufige Spenderzahlen“, berichtet Ulf Alpen, Pressesprecher des Blutspendezentrums Greifswald. Ganz besonders junge Menschen werden gesucht, denn „ab 1991 halbierten sich die Geburtenzahlen und seit 2009 werden es jährlich 500 Spender weniger“, so Alpen weiter. Diese Zahlen summieren sich und deshalb verzeichnet das Klinikum nun einen Verlust von 3.000 Spenden.
Alpen lobt die Aktivität der Greifswalder, die mit zehn Prozent weit über dem Bundesschnitt (vier Prozent) an Blutspendern liegt. Allerdings hält es sich bei der Blutspende wie mit der Rente. In Mecklenburg-Vorpommern (MV) gibt es viele alte Menschen, die nun immer mehr Blutkonserven von immer weniger jungen Menschen brauchen. Des Weiteren führt Alpen an, dass das Klientel der Spender eher aus den alten Bundesländern stammt und dieses lieber seine Heimat unterstützen will und deshalb zuhause spenden geht.
Auch die Semesterferien haben Einfluss auf den Zulauf des Zentrums. Gerade zuzeiten der Sommersemesterferien spürt die Einrichtung die Not am meisten. Da Blut nur 42 Tage eingelagert werden kann, kommt es gerade im September zu Engpässen.
Zehn Operationsverschiebungen in zwei Wochen
Aus alle dem resultiert nun ein großes Problem für das Klinikum, da es immer erheblichere Versorgungsknappheiten bekommen wird. Die ersten Vorboten hat es in den letzten Wochen gegeben, in denen es besonders an Spendern mit dem Rhesusfaktor Negativ mangelte. Der Pressesprecher schätzt, dass es aufgrund von Blutkonservenmangel in der letzten Februar- und der ersten Märzwoche zu mindestens zehn Operationsverschiebungen kam.
Da stellt sich die Frage, ob man bei so einem akuten Mangel nicht Blut von anderen Einrichtungen, wie dem Deutschen Roten Kreuz, kaufen kann. Doch Alpen verneint dies, da das Problem des demografischen Wandels nicht nur ein Greifswalder, sondern ein europäisches sei. Alle kämpfen mit demselben Engpass. Falls der Spendenrückgang sich so weiterentwickelt, ist bald die Versorgung und Behandlung aller Patienten nicht mehr gewährleistet. Besonders in Mecklenburg-Vorpommern steht dieses Szenario kurz bevor, da hier die Abwanderung von jungen Menschen extremer ist als in anderen Bundesländern.
Um diesem entgegenzuwirken hofft Alpen, dass „alle Spender zwei- bis dreimal im Jahr kommen.“ Natürlich sind die regelmäßigen Spender nicht genug. Es müssen mehr Menschen bereit sein, alle drei Monate einen halben Liter der lebensrettenden Flüssigkeit abzugeben. Spenden können alle gesunden Menschen zwischen 18 und 60 Jahren.
MoritzTV hat 2011 einen Werbefilm zum Thema Blutspende gedreht:
Fotos: Anne Sammler