Amerika in den 40-er Jahren. Ein Land dessen Gesellschaft zutiefst konservativ ist, dessen Jugendliche mit ihren Ängsten und Fragen zum Thema Sexualität allein gelassen werden und aus der Schuldgefühle nicht wegzudenken sind.

Auch Alfred Kinsey leidet unter diesen prüden Verhältnissen. Sein Vater würde ihn gern als makellosen Teil dieser Gesellschaft sehen, als Priester. Doch Kinsey bricht aus, wird gegen den Willen seines Vaters Biologe. Er nimmt wahr, wie verunsichert und ängstlich seine Studenten sind und hält Kurse über die Sexualität des Menschen. Er vertieft sich in die Forschung, stellt ein Team zusammen, befragt tausende von Menschen und veröffentlicht ein revolutionäres Buch über die Sexualität des Mannes. Amerika ist schockiert, doch für viele wirkt dieses Buch wie ein Befreiungsschlag.
Die freie Liebe, für die Kinsey Plädoyers hält, sorgt gleichzeitig für ein emotionales Chaos und Beziehungskrisen bei ihm, seiner Frau und seinen Mitarbeitern.
Ein sehr einfühlsames, emotionales Werk, das mit leisen, dramatischen und auch humorvollen Tönen das Leben eines Wissenschaftlers beschreibt, der versucht, in dem repressiven Klima des verklemmten Amerika für mehr Offenheit und Natürlichkeit zu sorgen. Doch auf dem Weg wird auch deutlich, dass Emotion und Verstand fast unvereinbar scheinen. Regisseur Bill Condon wirft die Frage auf, ob sich die Gesellschaft bis heute tatsächlich so verändert hat, wie man vielleicht denken mag.

Geschrieben von Anne Breuer