Es hat schon was Komisches, wenn drei Männer denken, sie wären in der Lage, zu entscheiden, was für die Hochschulen in Greifswald und Rostock und damit auch für das gesamte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern am besten ist. Doch irgendwie hat bislang noch niemand darüber gelacht. Denn die drei Protagonisten, Bildungsminister Prof. Metelmann und die Rektoren Prof. Wendel (Rostock) und Prof. Westermann (Greifswald) meinen es tot ernst.
Auf einer Fachtagung der SPD Landtagsfraktion in Warnemünde Anfang dieses Jahres stellte sich der Bildungsminister denn auch öffentlich hinter Sigrid Keler, ihres Zeichens Finanzministerin in MV. ?Die 600 Stellen müssen im Hochschulbereich bis spätestens 2017 gestrichen sein, 300 davon bis 2009,? so Metelmann. Das bedeutet für die Ernst-Moritz-Arndt Universität das Wegfallen von 178 Stellen. Senatoren, sowohl studentische wie auch Professoren zeigten sich empört. Doch was tut unser Rektor? Er setzt sich mit seinem Kollegen aus Rostock zusammen und beide erarbeiten ein Konzept, wie mit den Streichungen umzugehen ist. Klingt zunächst ganz vernünftig, doch was dabei herausgekommen ist, könnte sich als Todesurteil für die EMAU erweisen. Anstatt der geforderten 178 wollte Westermann gleich 210 Stellen streichen. Er, wie auch Wendel sprechen von einem ersten Schritt – einem ersten Schritt für beide Unis eine eigenständige Profildebatte zuführen. Die Hochschulen Mecklenburg-Vorpommerns müssen sich im Lehrangebot unterscheiden, wenn sie auch weiterhin bestehen wollen. Das zumindest ist die Ansicht der beiden Rektoren. Doch was würde das nun für unsere Universität bedeuten? Das Konzept sieht die Streichung von Theologie und Kirchenmusik vor. Beides soll nur noch in Rostock angeboten werden. Ebenfalls nach Rostock werden der Diplomstudiengang Mathematik, weite Teile der PhilFak wie die Anglistik/Amerikanistik, die Altertumswissenschaften, die Alte Geschichte, die Ur- und Frühgeschichte, die gesamte Romanistik und die Erziehungswissenschaft gegeben. Das bedeutet, dass es in Greifswald künftig keine Lehrausbildung mehr geben wird, zumindest nicht mehr in der heutigen Form. Dafür soll Greifswald die BWL, Jura und die Politik­ exklusiv in Mecklenburg-Vorpommern erhalten.
Der Senat der Uni Rostock lehnte das Konzept ab und auch der Greifswalder Senat stellte sich gegen seinen Rektor. Doch nicht nur Senat und Studierendenschaft gehen gegen Westermann vor, auch die Stadt, ihre Bürger und die Bürgerschaft sind endlich aufgewacht. Seit das Konzept auf dem Tisch ist, macht die Protestgruppe. Und das mit durchaus beachtlichem Erfolg: In der ganzen Stadt liegen Unterschriftenlisten aus, auf denen die Greifswalder ihren Unmut über die Pläne zum Ausdruck bringen können. Doch damit nicht genug. So verschickten Studierende mehr als zwanzig Pakete mit Ziegelsteinen an die Landesregierung in Schwerin. Frei nach dem Motto: ?Auch wir wollen unseren Beitrag zum Bau einer Landesuniversität leisten.? Dass die Protestgruppe derzeit aus lediglich sechs Aktiven besteht, grenzt die Handlungsfreiheit natürlich ein, deshalb bitte ich alle Studierenden, sich an den Aktionen zu beteiligen. Ein Protest kann nur dann Wirkung zeigen, wenn möglichst viele Leute auf der Straße sind. Bedanken möchte ich mir hier bei den Theologen, die in den letzten Wochen wirklich malocht haben. Aktionen wie die Transparente auf der Domspitze waren einfallsreich und von guter Wirkung auf die Greifswalder Bürger.
Am 20.04.2005 findet ein Fackellauf von Neubrandenburg nach Schwerin über Greifswald, Stralsund, Rostock und Wismar statt. Im Anschluss soll am 21.April eine Demonstration vor dem Schweriner Landtag stattfinden. Dort werden wir dann auch die Unterschriftenlisten an die Landtagspräsidentin überreichen. Also kommt alle mit, damit wir in Schwerin ordentlich Krach machen können.

Geschrieben von Christian Bäz, Mitglied der Protestgruppe