Greifswalder Studenten spielen libanesische UNO-Delegation
Vom 22. bis 26. März 2005 fand die „National Model United Nations Conference“ (NMUN), eine Simulation der Vereinten Nationen für Studenten aus aller Welt, in New York statt. Unter den rund 3.200 hauptsächlich US-amerikanischen Teilnehmern befand sich auch eine vierzehnköpfige Delegation der Ernst-Moritz-Arndt Universität. Dabei vertraten die Studierenden unterschiedlichster Fachrichtungen von Politik über Jura bis zu Psychologie die Republik Libanon.
Eine nicht ganz einfache Aufgabe, wenn man die aktuelle politische Lage im Zedernstaat kennt: Wie man den Nachrichten entnehmen konnte, ereignete sich vor einigen Wochen ein Mordanschlag auf den syrienkritischen Ex-Premier Hariri. Daraufhin folgten sowohl pro- als auch antisyrische Demonstrationen im ganzen Libanon und schließlich kam es zu mehreren tödlichen Anschlägen auf Christen in den letzten Tagen. All dies rückte den nördlichen Nachbarn von Israel in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Unter diesen Umständen war es für jeden einzelnen Delegierten aus Greifswald eine große Herausforderung fünf Tage lang den Libanon in verschiedenen UN-Komitees als Diplomat zu vertreten.
Damit die Simulation so realistisch wie möglich stattfinden konnte, wurden fast alle Prozeduren den realen der Vereinten Nationen angepasst. Auf diese und auf die Verhandlungssprache Englisch hatte sich unsere Delegation seit Ende Oktober letzten Jahres in Greifswald vorbereitet.
Am 22. März gegen 21 Uhr Ortzeit ging es dann in den Konferenzräumen des New Yorker Hilton Hotels endlich los. Nach einer kurzen Sondierung der Lage wurde recht schnell die Reihenfolge der Tagesordnungspunke in den einzelnen Komitees der Generalversammlung oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegt. Dort versuchten dann alle Delegierten nach bestem Wissen ihren Staat zu vertreten und sich Gehör zu verschaffen.
Dies geschah zum Einen durch Redebeiträge, die leider manchmal recht langatmig und inhaltsleer waren. Zum Anderen wurden aber auch zahlreiche informelle und teils hochbrisante Gespräche zwischen einzelnen sehr unterschiedlichen Staaten und Organisationen geführt. Die Delegationsmitglieder nahmen an späteren Resolutionen Einfluss, indem sie an der Ausformulierung mithalfen.
Nicht nur dabei musste man mit besonderem Verhandlungsgeschick, überzeugenden Argumenten und präzisen englischen Formulierungen seinen Standpunkt deutlich machen und verteidigen. Eben das kleine Einmaleins der UN. Zusätzlich waren Eigenschaften wie Ausdauer und Zähigkeit bei den Marathonsitzungen bis tief in die Nacht gefragt. Außerdem trafen sich einige Delegierte noch extra zwischen den offiziellen Sitzungen, um Pläne und Koalitionen zu schmieden, Resolutionen zu überarbeiten oder eine Mehrheit für ihre Resolution zu beschaffen. Da sage noch einer, Politiker arbeiten zu wenig für ihr Geld!
Als Belohnung für unsere fünftägige, unermüdliche Arbeit hielten wir am Ende unsere Resolutionen in den Händen. Am letzten Tag, während der Abschiedszeremonie im UN-Hauptquartier, wurden dann die Preise verliehen. Leider hat unsere Delegation davon keinen gewonnen, dafür aber einen riesigen Schatz an persönlichen Erfahrungen und Eindrücken von New York und den Vereinten Nationen.
Übrigens, NMUN 2006 wird vom 11. bis 16. April stattfinden – hoffentlich wieder mit einer Delegation aus Greifswald.