Greifswalder Geschäftsleute wissen, was sie an ihren Studenten haben

Tagtäglich hört man derzeit von der Schließung von Instituten an den Hochschulen in unserem Land. BWL, Politik oder Theologie – wen es treffen wird, weiß noch niemand, doch eines ist sicher: Folgen wird dies haben. Nicht nur für die Hochschulen direkt, sondern auch für die Städte, die sie beherbergen. Wie würde sich die Schließung von Instituten und damit das Wegbleiben von bis zu 4 000 Studierenden auf die Geschäfte in Greifswald auswirken?

?Für uns würde das auf jeden Fall einen Umsatzrückgang bedeuten?, ist sich Christiane Wegner von der Bäckerei und Konditorei MarcKwardt in der Langen Straße sicher. ?Gerade wegen der Nähe zur Uni und zu den medizinischen Instituten zählen sehr viele Studenten zu unseren Kunden.? Auch in der Raths- und Universitätsbuchhandlung machen Studenten den größten Anteil am Kundenkreis aus. ?Für uns würde ein Rückgang der Studenten dramatische Folgen haben?, sagt Birgit Behl, Geschäftsführerin in Greifswald. Das wissenschaftliche Sortiment müsste eingeschränkt, Mitarbeiter entlassen und die Belieferung der Bibliothek zurückgefahren werden. Auch die Ausbildung von Lehrlingen würde gefährdet sein. Der Rückgang von Studenten könnte zwar durch die Einschränkung der Fachliteratur abgefedert werden, dies würde jedoch auf Kosten der Sortimentsvielfalt gehen. Um dies zu verhindern, beteiligt sich Birgit Behl an den Protesten. ?Wir haben einen Teil der Busse nach Schwerin gesponsert und auch einige unserer Mitarbeiter haben sich an der Demo beteiligt.?
Nicht ganz so schwarz malt Annette Fock, Geschäftsführerin des ?Papierhauses? in der Brüggstraße. ?Wir müssten zwar bei einigen Produkten mit einem Umsatzrückgang rechnen, doch schließen müssten wir nicht.? Trotzdem sieht sie Studenten als wichtige und angenehme Kundschaft. Aus diesem Grund unterstützte sie die Proteste, indem sie Unterschriftenlisten ausgelegt hat.
?Für uns ist die Debatte existenzentscheidend?, sagt hingegen Dirk Rodschikofsky von DPC, auch bekannt als ?Naumann?, ?denn 90 Prozent unserer Kunden sind Studenten.? Schon während der Semesterferien macht sich der Rückgang bemerkbar – und das nicht allein im Copy-Shop. Viele Händler in Greifswald haben sich langfristig auf die Studenten eingestellt und investiert. ?Wir haben erst vor kurzer Zeit unser Hauptgeschäft an den zukünftigen Campus verlagert.? Ein drastischer Rückgang der Studierenden wäre also fatal. Aus diesem Grund unterstützt DPC die Proteste auch aktiv mit zehn bis zwanzigtausend kostenlosen Kopien.
?Studenten sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die ganze Region?, stellt Mario Wittkopf heraus. Er ist Verantwortlicher für die Pressearbeit des Innenstadtvereins. ?Vermieter, Dienstleister und viele andere Branchen hier in Greifswald leben von den Studenten. Ohne sie würde die Region verarmen.? Wittkopf und seine Mitstreiter wollen deshalb ein Zeichen setzen. ?Ja zur Uni? – so lautet das Motto einer geplanten Aufkleber- und Flyeraktion. ?Wir wissen, was wir an der Uni haben.?
?Als Kinobetreiber haben wir sowohl unternehmerische als auch kulturelle Verantwortung,? meint abschließend René Römer, Theaterleiter des CineStar Greifswald. ?Daher können wir den geplanten Stellenabbau nur ablehnen.? Er plädiert ganz cineastisch für ein ?Happy End?. Wir auch!

Geschrieben von Katharina Sass, Kai Doering