Die Notwendigkeit von Studiengebühren will kaum jemand mehr abstreiten. Zu schlecht die Finanzlage, zu grauenvoll die Studienbedingungen jetzt schon. Wir müssen ja alle den Gürtel etwas enger schnallen undsoweiterundsofort. Studiengebühren sind jedoch leider nicht das ersehnte Allheilmittel. Studiengebühren sind als Lösung eine Fata Morgana, eine Illusion, an die man sich nur zu gern klammert.

Denn: Die ökonomisierte Auswahl des Studienplatzes ist längst bemerkbar, die Wissenschaft und ihre Ansprüche verrecken an fortgeschrittener Aufbautis Verwertbarkeitritis. Schon jetzt sind wir zudem laut OECD Schlusslicht, was den Zugang sozial Schwächerer zu Bildung anbelangt. Gerade dies ist jedoch fatal, geht es doch um die hehren Ziele, die wir uns auf unsere ach so demokratische Flagge kritzeln.
Die Abschreckungseffekte sind heute schon absehbar. Studierende, die heute bereits nebenher arbeiten müssen (Anteil an der Gesamtheit: 63 Prozent), sehen keine Möglichkeit, wie sie zusätzliche Studienge­bühren finanzieren sollten. Aber würden Studiengebühren nicht ?sozialverträglich?? Pustekuchen! Die 500 Euro, die propagiert werden, sind heute schon unrealistisch. Das ?Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung? schätzt, dass mittelfristig wohl eher 2 500 Euro drin sein müssen. Wer lässt sich von solchen absehbaren Schuldenbergen denn bitteschön nicht abschrecken? Es geht um zehntausende von Euro pro Student, die die Banken uns ja sicherlich schenken werden, wenn wir keine Arbeit bekommen. Schon im März dieses Jahres meldeten einige Tageszeitungen, der ?Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken? fordere eine Abschaffung des BAFöG-Modells, ein Nebeneinander von zinslosem BAFöG und zu verzinsenden Stu­dentenkrediten sei unsinnig. Diese Idee scheint dieser Tage ja auch schon bei Unionspolitikern salonfähig zu werden. Bildung wird zum Wirtschaftsgut. Ändert das auch wieder jemand, wenn Mittel wieder zur Verfügung stehen?

Geschrieben von Stephan Kosa