Volkmar Sigusch über den Wandel von der Wollust zur Wohllust

Wie leben und erleben junge Menschen heute den Einstieg in die Sexualität? Wie wird der Begriff der Perversion heute verstanden und wofür stand er früher? Und wie zur Hölle funktioniert „Felching“?

Diesen und anderen Fragen über Sexualität geht Volkmar Sigusch in seinem neuesten Buch „Neosexualitäten – Über den kulturellen Wandel von Liebe und Perversion“ nach. Sigusch gilt als der Begründer der Kritischen Sexualwissenschaft. Er ist Direktor des Instituts für Sexualwissenschaft an der Universität Frankfurt und seine Veröffentlichungen umfassen einige Standardwerke der modernen Sexualwissenschaft. Anspruchsvoll und zugänglich zugleich versteht er es, auch den interessierten Laien mit seinem Fach zu faszinieren. Da stört es kaum, dass ohne Fremdwörterbuch in einigen Passagen kaum ein Weiterkommen möglich ist. Seine empirischen Studien widersprechen allgemeinen Auffassungen von Sittenverfall und Morallosigkeit der Jugend. Sigusch setzt sich kritisch mit dem öffentlichen Umgang mit Perversionen auseinander und scheut sich nicht, provokante Thesen zu vertreten. Gleichzeitig weist er notorische Moralapostel ebenso in die Schranken wie den noch aus der Zeit der sogenannten sexuellen Revolution verbleibenden Geist eines sozialen Zwanges zu praktizierter Freiheit. Eloquent, aufklärerisch und charmant plädiert Sigusch dafür, dass jeder Einzelne entscheiden möge, wie ordinär oder obszön er sein Sexualleben gestalten möchte.

Das Buch „Neosexualitäten“ von Volkmar Sigusch ist im Campus-Verlag erschienen und kostet 24,90 Euro.

Geschrieben von Stephan Kosa