Hollywood überraschend anders: „Garden State“
Andrew (Zach Braff) ist Mitte zwanzig und schlägt sich in Hollywood mit Gelegenheitsjobs durch, als er vom Tod seiner Mutter erfährt. Die Beerdigung ist der erste Grund seit vielen Jahren, wieder in seine alte Heimat New Jersey zurückzukehren.
Das distanzierte Verhältnis zu seinem Vater (Ian Holm), der gleichzeitig sein Psychiater ist, wird auch unter diesen Umständen nicht entlasteter. Auf dem Friedhof trifft er einen alten Kumpel (Peter Sarsgaard) wieder, der sich hier als Totengräber verdient, aber auch allerlei andere Mittel und Wege kennt, sich irgendwie über Wasser zu halten. Im Gegensatz zu diesem ist ein anderer ehemaliger Mitschüler Andrews durch die Erfindung eines lautlosen Klettverschlusses Millionär geworden. Von der Party, die er gerade an diesem Abend veranstaltet, zeigt sich Andrew wenig angetan. Stoisch nimmt er den Drogenrausch wahr und zeigt sich selbst von der Blondine wenig angetan, die sich zeitweilig lasziv auf seinem Schoß räkelt.
Anders sieht es aus, als er am nächsten Tag im Wartezimmer eines Neurologen die quirlige Samantha (Natalie Portman) kennen lernt. Der unkonventionelle Umgang, den beide bereits in den ersten Worten miteinander pflegen, eröffnet Andrew Perspektiven, aus seiner emotionslosen Routine auszubrechen…
Mit seinem grotesken Szenario hat es Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller Zach Braff geschafft, ein lebendiges Kleinod zu schaffen. Obwohl – oder gerade weil die Charaktere stark überzeichnet sind, gibt einem dieser Film die Möglichkeit, Parallelen zu seinem eigenen Umfeld zu ziehen. Die Dialoge und Reaktionen sind locker und häufig überraschend. Dies wird vor allem bei Natalie Portman deutlich, die zeigt, in welch ein enges Korsett sie George Lucas gepresst hat. Die flippig-spontane Expressivität die sie hier an den Tag legt, lässt einen die Kunstfigur der Padmé Amidala fast vergessen. Lediglich die häufigen übertriebenen Tränen machen hin und wieder deutlich, das auch dies nur Schauspielerei ist.
Auch wenn der Film in einem stereotypen Happy End ausläuft, das sicher so gewollt ist, bleibt einem das herrlich surreale Bild der drei jungen Menschen in Erinnerung, die in strömendem Regen, mit schwarzen Müllsäcken bekleidet auf einem verrosteten Kran stehend, aus volle Kehle in einen scheinbar unendlichen Abgrund schreien.
Geschrieben von Arvid Hansmann