Carmina Burana in Greifswald
Musik – so sagt ein ziemlich kitschiges Sprichwort – verbindet die Menschen, denn sie kennt keine Sprachen. Am Samstag, den 21. April, konnte man allerdings in der Mehrzweckhalle in Schönwalde die praktische Anwendung dieses Sprichwortes beobachten – und genießen.
Gemeinsam mit Musikern aus Schweden und Polen brachten Greifswalder Musiker unter Leitung des Kirchenmusikdirektors Prof. Jochen A. Modeß die Carmina Burana mit insgesamt mehr als 150 Musikern und Sängern zur Aufführung.
Gehört hat wohl fast jeder schon zumindest einzelne Auszüge aus der Carmina Burana, de musik wird in der Werbung, in Filmen und sogar Computerspielen verwendet. In den vertonten, meist lateinischen Gedichten geht es um die ewigen Themen von Schicksal, der Vergänglichkeit des Lebens aber auch manchmal ganz direkt um die Sünden des Lebens.
Auch wenn die Atmosphäre des Veranstaltungsortes zu wünschen übrig ließ – die Mehrzweckhalle ist nun mal kein Konzertsaal – die Musiker machten dies mehr als wett. Vom ersten Lied an waren die Zuschauer begeistert. Dass das Konzert nicht ausverkauft, sondern nur knapp zur Hälfte gefüllt war, lag ganz sicher nicht an den Musikern und Sängern, sondern am zur gleichen Zeit stattfindenden Eurovision Song Contest der viele Leute zu Hause vor dem Fernseher sitzen bleiben ließ. Schade, denn sie haben eine faszinierende Aufführung verpasst, denn Carmina Burana begeistert nicht nur Kenner von klassischer Musik. Die eingängigen, immer wiederkehrenden Modelle und die Ursprünglichkeit der Lieder machen die Carmina Burana zu einem Erlebnis für jeden.
Beeindruckend auch die Leistungen der drei Solisten, der Studentin Teresia Bokor (Sopran) aus Malmö, Björn Haugan (Tenor) aus Schweden und dem Dozenten Leszek Skrla (Bariton) aus Polen. Besonders der Tenor beeindruckte in seinem einzigen Solo – einer wegen ihres Wechsels in die Falsettlage laut Prof. Modeß besonders schwierig zu singenden Partie – durch Ausdruckskraft und Stimmstärke. Auch der Domkinderchor aus Greifswald sang seine Partien mit viel Engagement.
Alles in allem ein sehr gelungener Abend, auch ohne eine albanische Tänzergruppe, die bei den Aufführungen in Schweden und Polen dabei gewesen war, nach Greifswald, so KMD Modeß, aus technischen und terminlichen Gründen aber nicht mitkommen konnte.
Wie aber kommt ein solches Projekt mit Musikern und Sängern aus drei verschiedenen Ländern zu Stande? Im Gespräch mit dem Moritz erklärte KMD Prof. Jochen Modeß, dass über den schon lange bestehenden Kontakt zum polnischen Kollegen Eugeniusz Kus die Verbindung nach Schweden, zum dortigen Musikdirektor Daniel Hanson zu Stande kam. Bei einem Treffen der drei Musikdirektoren in Stettin im Dezember vergangen Jahres wurde dann das Projekt Carmina Burana beschlossen und die drei Musikergruppen begannen, jede für sich, das zum Teil schon bekannte Stück zu erarbeiten. Gemeinsame Proben gab es nur an einem einzigen Nachmittag in Malmö, bevor am gleichen Abend die erste Aufführung des Stückes stattfand – eine beeindruckende Leistung.
Musikalisch, so KMD Modeß, hätte sich das Projekt auf jeden Fall gelohnt, auch die Studenten hätten die Erfahrung genossen, auch der Möglichkeit wegen, neue Kontakte zu knüpfen und gemeinsam an einem solchen Projekt zu arbeiten.
Es bleibt zu hoffen, dass diese beeindruckende multinationale Zusammenarbeit keine einmalige Angelegenheit war, sondern sich bald wiederholt.
Geschrieben von Sarah Rieser