Wer Glenn Gould sagt, der muss auch Bach sagen. Vor 50 Jahren ging der kanadische Pianist mit seiner ersten Einspielung der Goldberg-Variationen nicht allein interpretatorisch neue Wege

In der Vermarktung der Legende Gould suchte seine damalige Plattenfirma Columbia Records nach für die damalige Zeit bisher ungenutzten Vermarktungsmöglichkeiten. Zum diesjährigen Jubiläum erschien in der begrenzten Sonderausgabe der Goldberg-Variationen die verspätete, in einem 164-seitigen Büchlein rekonstruierte Erklärung des damaligen Marketinggags. Zwar reizen das bisher unveröffentlichte Archivmaterial, das CD-Cover im Original-Design und der vom Interpreten verfasste Plattentext, doch in toto gibt es kaum große Überraschungen. Einzig das Interview mit Howard H. Scott, der an den Aufnahmen beteiligt war, macht im Hinblick auf das Bonusmaterial einen neuen Punkt auf: „Wenn Glenn erführe, dass Sony Classical in Erwägung zieht, dieses von ihm verworfene Material herauszubringen, würde er sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen.“

Geschrieben von Uwe Roßner