Auf einer Greifswalder Autorentagung trafen sich junge Literaten aus ganz Europa

„Junge Literatur in Europa“ hieß die internationale Autorentagung, die vom 3. bis 5. November im Begegnungszentrum „Felix Hausdorff“ in Greifswald stattfand. Dort trafen junge Autoren aus dem In- und Ausland zu der fünften Literaturtagung ihrer Art zusammen. In 16 Lesungen wurden neue Texte der Schriftsteller vorgestellt.

Hierbei sei die Präsentation der Literatur nur ein positiver Nebeneffekt, so Marko Pantermöller, Mitglied des Nordischen Instituts. Das Hauptziel der Lesungen sei vielmehr der Austausch der Schriftsteller untereinander. Nach jeder Lesung wird zu einer Diskussion angeregt, zu der natürlich auch alle Besucher herzlich eingeladen waren.
Dieses Jahr waren Schriftsteller aus Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Norwegen, Österreich, Polen, der Schweiz und der Türkei mit von der Partie. Auf Nachfrage, welcher sein persönlicher Favorit sei, gibt Pantermöller zu, nicht ganz unparteiisch zu sein: „Von Highlights kann man bei einer solch hochkarätigen Literaturveranstaltung natürlich nicht sprechen, aber natürlich ist mir die traditionelle nordeuropäische Komponente sehr wichtig. Wir hatten schon immer hauptsächlich Künstler aus Nord- und Osteuropa hier.“ Wichtig und fruchtbar für Diskurs und Diskussion sei die Zusammenstellung verschiedener Nationalitäten. „Wir laden immer Schriftsteller aus Deutschland, aus dem Ausland sowie deutsch schreibende Künstler mit fremder Herkunft zu unseren Tagungen ein. Sie verarbeiten alle ganz verschiedene Themen in ihren Büchern und so werden auch nicht-deutsche Themen vermittelt“, erklärt Pantermöller.
Es handelt sich um Künstler, die entweder ihr Debüt vorstellen oder deren erstes Werk nicht länger als ein Jahrzehnt zurück liegt. Allesamt sind sie schon preisgekrönt. Bei einigen Literaten blieb es nicht bei einem einzigen Besuch. So waren der norwegische Literaturpreisgewinner Øivind Hånes und Julia Schoch („Beste deutsche Erzählerin“) 2005 nicht das erste Mal in Greifswald. Hånes war schon zweimal bei der „Jungen Literatur in Europa“ zu Gast. Da er nicht nur schreibt, sondern auch als Künstler, Musiker und Produzent arbeitet, trat er auch schon beim Nordischen Klang auf. Er scheint geradezu eine Beziehung zu Greifswald aufgebaut zu haben, denn sein neuer, durchweg hervorragend bewerteter Roman „Petroleum“ spielt zu einem großen Teil dort.
Auch bei dem erfolgreichen „Exilschweden“ Carl-Johan Vallgren, er lebte 10 Jahre lang in Berlin, scheint ein Bezug zu Greifswald erkennbar. 2001 war er mit seiner Satire „Für Herrn Bachmanns Broschüre“ zur Literaturtagung hier, 2002 bekam er für seinen Roman „Den vidunderliga kärlekens historia“ (zu deutsch: „Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe“) den Strindbergpreis verliehen. Auf dem Buchcover ist Caspar David Friedrichs „Mondaufgang am Meer“ zu sehen.
Eine der deutsch schreibenden Künstlerinnen, die nicht aus Deutschland kommen, ist die aus Ungarn stammende Zsuzsa Bánk. 2002 stellte sie in Greifswald ihre Texte vor, dieses Jahr wurde sie auf der Frankfurter Buchmesse hoch gelobt.
Aus Finnland kamen diesmal Maria Peura und Riikka Ala-Harja. Peura wurde schon mit ihrem Erstlingsroman für den Finlandia Literaturpreis 2001 nominiert und stellte dieses Jahr in Greifswald ihren soeben erschienenen neuen Roman „Am Rande des Lichts“ vor. Riikka Ala-Harja hat einen direkten Bezug zu der Uni: In einem Übersetzungskurs haben sich Fennistikstudenten Teile ihres bisher nicht übersetzten Romans vorgenommen, so dass das Buch diesmal zweisprachig vorgetragen werden konnte. Pantermöller freut sich über „diese sinnvolle Verbindung von Unterricht und kulturellem Angebot“.

Geschrieben von Anne Breuer