Eine Hommage an ein unmodernes Medium
Während der Lektüre dieses Buches wurde ich Stammkunde am Kiosk um die Ecke. Zwar nicht unbedingt die taz, dafür aber jetzt ein Abo. Die Regionalzeitung.
Wirklich up-to-date fühle ich mich nämlich nur, wenn ich Zeitung lese. Und da vor allem die Regionalzeitung. Das kann kein elektronischer Newsletter ersetzen.
Zeitunglesen ist ein Stück Kultur plus Stil. Dabei denke ich nicht an das Klischee von der Zeitung am Frühstückstisch. Ich habe mich schon immer gefragt, wie das gehen soll. Marmeladenbrötchen und Kaffee zwischen den riesigen Zeitungsblättern hin- und her zu jonglieren und dabei auch noch mein Gegenüber – sofern vorhanden – zu unterhalten. Nett. Es sei denn man hat einen riesigen Frühstückstisch, denn leider sind manche Zeitungen nur teppichkompatibel.
Aber selbst Armmuskelkater kann mich nicht von der täglichen Lektüre abbringen.
Dieses geheimnisvolle Rascheln des Papiers mit seinen versteckten Neuigkeiten, der Duft der Druckerschwärze und ein paar ruhige genussvolle Minuten.
Zeitungslesen ist außerdem ziemlich inspirierend. Nicht nur, dass ich mit Kino-Tipps und anderen Veranstaltungen versorgt werde und erfahre, was in der Gegend so los ist – es bereichert einfach mein Leben. Es macht meine Welt größer. Abgesehen von den wöchentlichen Seiten, die extra für die jugendliche Leserschaft zusammengeschustert werden. Wer kauft sich schon einmal die Woche die Zeitung nur wegen den Jugendseiten? Müsste nicht immer etwas für diese Altersgruppe dabei sein, um sie als Leser zu gewinnen?
Außerdem ist eine Zeitung beständiger als eine HTML-Programmierung auf dem Bildschirm, ohne Error und ewige Ladezeiten. Ich weiß, wo es stand. Was ich für meinen Fall bei den Internetseiten nicht behaupten kann. Es gibt einfach zu viele.
Und mal ehrlich: Kann man wirklich die angespannte Haltung vor dem PC mit dem Sessel beim Zeitungslesen vergleichen? Und was sind schon die lahmen Oberarme gegen den nervigen Mausarm? Na also.
Schade nur, dass es die Tabloid-Formate großer Tageszeitungen wie „Welt Kompakt“ bisher nur in Großstädten wie Berlin oder Köln gibt. Denn sie berichten in Kürze seriös und übersichtlich – und der Muskelkater im Arm bleibt bei dem Format auch aus.
Das Buch „Extrablatt – Erlesenes erhalten“ ist im taz-Verlag erschienen und kostet 15 Euro.
Geschrieben von Judith Küther