Die Stadtimpuls-Initiative will ehrenamtliche Jugendarbeit und Vereinskultur erhalten
Stadtimpuls: Ein Stichwort, das in den letzten Wochen und Monaten öfter fiel. Doch was ist der die das „Stadtimpuls“ überhaupt, warum hat er sie es sich gegründet und was wird dort gemacht?
moritz traf Jan Holten, Mitglied des Studententheaters, des IKUWO und des GrIStuF e.V. und Melanie Dorow, die beim Stadtjugendring und Sundevit e.V. aktiv ist sowie Diemo Schramm vom Infoladen, der auch das Stadtimpuls-Fest 2005 filmte. moritz sprach mit ihnen in idyllischer Atmosphäre über gar nicht idyllische Zukunftsaussichten.
Es geht um die Häuser, in denen sich eine Vielzahl an Menschen größtenteils ehrenamtlich in Vereinen engagiert, Jugendarbeit leistet, kulturelle Höhepunkte schafft und Jugendlichen einen Ort und die Möglichkeit der Mitarbeit bietet.
Im Gespräch ging es vor allem um die Häuser des Klex’, IKUWOs und des Parisers, deren Zukunft ungewiss ist. Ein trostloses Szenario, in dem die Jugend aus ihre Häusern verbannt wird und das subkulturelle Leben ausgestorben ist.
Die momentane Situation
Das Klex in der Langen Straße 14 ist derzeit mit dem Problem konfrontiert, dass der Mietvertrag Ende 2006 auslaufen wird. Die Stadt möchte nach der Räumung eine Sanierung des maroden Komplexes vornehmen. Allerdings kann niemand sagen, ob die vielen Vereine und Organisationen, die derzeit ihre Räume im Klex haben, dort wieder einziehen können. Fest steht auch schon, dass es keinen Konzertraum mehr geben wird, auf den beispielsweise die Veranstaltungsgruppe Proton e.V. angewiesen ist. Ein Ausweichobjekt wurde den Mitarbeitern noch nicht angeboten. Als ausgewiesener Träger von Jugendarbeit in der Innenstadt müsste sich ein geeignetes Gebäude auch in dieser befinden.
Das Pariser, in dem sich die Leute der Initiative Kapaunenstraße engagieren, sieht sich seit geraumer Zeit mit strengen Auflagen konfrontiert, die aufgrund mehrfacher Lärmbelästigungsanzeigen beschlossen wurden. Dadurch ist der abendliche Cafébetrieb stark zurückgegangen. Die Leute bleiben weg, was aber auch an den derzeit unklaren inneren Strukturen des Vereins liegt.
Die Lage des IKUWOs scheint sich hingegen etwas entspannt zu haben. So wusste man bis vor wenigen Monaten nicht, ob das Projekt in dem Haus in der Goethestraße 1 bleiben dürfe oder nicht. Mittlerweile ist die „Aufenthaltsgenehmigung“ in Sack und Tüten und auf lange Sicht will der Verein das Gebäude übernehmen. Aber auch hier stehen Sanierungen an, eine Schallschutzwand ist notwendig, für deren Förderung hart gekämpft werden muss.
Generell scheint die Jugendarbeit in Greifswald ein einziger Behörden-Hürdenlauf zu sein. Von öffentlicher Seite, sprich vom Jugendamt, wird genau eine Stelle zur Verfügung gestellt, die sich um derartige Belange kümmern soll. Die Ernsthaftigkeit der Probleme ist wohl den wenigsten öffentlichen Stellen klar. Die Verweigerung der – insbesondere finanziellen – Unterstützung der verschiedenen Projekte entzieht der Stadt die eigene Basis, nämlich die Jugend, für die die Häuser eine Möglichkeit ist, sich aufzuhalten, auszuleben, Kultur zu erleben, Freunde zu treffen, sich weiterzubilden und Perspektiven zu erschließen.
Was macht der Stadtimpuls?
Genau hier setzt die Initiative des Stadt-impuls ein, denn hauptsächlich geht es um den Erhalt der Häuser, was den Erhalt eines Großteils des kulturellen Lebens mit sich bringt. Denn nicht nur die drei bisher genannten Institutionen, sondern eine Vielzahl anderer Gruppen und Vereine, wie zum Beispiel das Wohnprojekt Grimmer Straße, das Psychosoziale Zentrum oder der Stadtjugendring, sind dazu aufgefordert, ihre Probleme öffentlich zu machen und ihren Input zum Stadtimpuls beizutragen. „Eigentlich haben fast alle die gleichen Probleme“, so Melanie Dorow, „wenn wir alle gemeinsam an die Öffentlichkeit treten, können wir mehr erreichen als einer allein.“ Ein Netzwerk soll entstehen, in dem sich ausgetauscht werden kann über Probleme und Lösungsansätze. Das öffentliche Interesse soll geweckt werden durch kontinuierliche Aufklärungsarbeit in Form von Informationsblättern, Plakatwänden und anderen Medien. Man will die Initiative Bürgernähe schaffen und die Öffentlichkeit mit einbeziehen. „Das wäre mein Wunsch“, sagt Jan Holten.
Die Idee des Stadtimpuls existiert schon länger. Doch was derzeit zu beobachten ist, war bisher nicht da. Die Rede ist von kontinuierlichem, organisiertem und erfolgreichem Zusammenarbeiten. Ein erster Erfolg war das dreitägige Festival im September dieses Jahres, neben den ersten Ansätzen des selbst organisierten Arbeitens. Hierbei bezieht sich Jan auf neue Plakatwände, die demnächst in der Fleischerstraße auf Höhe des Walls aufgestellt werden. Dies ist ein Fortschritt, denn bisher gab es nur drei Plätze, an denen die Vereine für Veranstaltungen werben durften. Alles andere hatte die Stadt unter Androhung von Kürzungen verboten.
Was muss in Zukunft getan werden?
Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, dass sich der Stadtimpuls weiterentwickelt. Hilfe, egal in welcher Form, wird überall gebraucht. Man kann die Homepage des Stadtimpuls besuchen und sich detaillierter informieren. Über eine Kontaktaufnahme wird niemand traurig sein. Bei den Verantwortlichen kann man sich dann über bevorstehende Aufgaben erkundigen, wie zum Beispiel Ausschau halten für neue Plakatierungsmöglichkeiten. Man kann direkt in die Vereine eintreten, mitarbeiten, helfen, Finanzierungsprojekte schreiben und vieles mehr.
„Auch wenn man nur für kurze Zeit in Greifswald ist, ein oder zwei Jahre, man kann immer etwas bewegen“, sagt Jan.
Geschrieben von Sophia Penther