Ab Herbst kann man in Greifswald Master studieren
Darauf haben zumindest die Bachelorstudierenden unter uns schon lange gewartet: Ab dem Wintersemester 2002/03 wird es in Greifswald möglich sein, den zweiten Schritt zu machen und seinen Bachelor mit dem Master zu krönen. Höchste Zeit, denn in diesem Sommer wird die Uni die ersten B.A.-Absolventinnen in die Freiheit entlassen. Einige von diesen haben bereits Interesse an dem weiterführenden Abschluss bekundet.
Mit dem Master macht die Uni den zweiten Schritt in der Studienreform. Das aufeinander aufbauende (?konsekutive?) Bachelor-Master-Modell wird nun voll installiert. Die Grundzüge sind bekannt: Der Bachelorstudiengang zieht sich über drei Jahre und dient dem Erwerb methodischer Kompetenzen und gewisser Grundkenntnisse in zwei Fächern. Dazu gehört außerdem ein großer Bereich allgemeiner Fertigkeiten, in dem etwa Fremdsprachenkompetenzen ausgebildet und rhetorisches Können geschult werden.
Nach der grundlagenorientierten Bachelor-Ausbildung dient der Master der wissenschaftlichen Vertiefung eines Kernfaches. Der Studiengang ist auf zwei Jahre ausgelegt. Es wird nur ein Fach studiert, das in der Regel ein Fachmodul des B.A.-Studiums fortsetzt. Neben diesem Kernfach können die Studierenden in einem Ergänzungsbereich frei Module anderer Studienrichtungen hinzunehmen, um sich einen persönlichen wissenschaftlichen Schwerpunkt aufzubauen. All das so Gelernte soll schließlich in die Masterarbeit einfließen, mit der das Studium abgeschlossen wird.
Vom B.A. zum Lehramt
Eine Sonderform stellt der an der Philosophischen Fakultät entwickelte Master of Education-Studiengang dar. Mit ihm soll einer Bacherlorstudentin ermöglicht werden, noch während ihres Studiums den Weg ins Lehramt einzuschlagen, ohne sich auf diesen Weg von vornherein festlegen zu müssen. Das geht natürlich nur solange sie bereits im B.A.-Studiengang die Fächer studierte, die sie unterrichten möchte. Im Masterstudium werden beide Fächer vertieft und mit einem pädagogisch-didaktischen Anteil gekoppelt, der zur Ablegung des Staatsexamens befähigt. Die staatliche Prüfung, per Gesetz festgeschrieben, bleibt natürlich niemandem erspart – aber Teile der Leistungen aus dem Masterstudium werden dafür angerechnet.
Basis für das gesamte neue Studienkonzept ist die sogenannte Modularisierung. Ihr liegt der Gedanke zu Grunde, dass die vereinzelten Lehrveranstaltungen, die man als Magister so zusammensammelt, durch größere Einheiten ersetzt werden müssen. Inhaltlich miteinander koordinierte Lehrveranstaltungen werden zu Modulen zusammengefasst. In einem Modul absolviert die Studierende also mehrere sich gegenseitig ergänzende Veranstaltungen zu einem Themenbereich. Das ganze wird am Ende des Semesters geprüft.
Der Vorteil liegt einerseits in der bereits in der Konzeptphase erfolgenden inhaltlichen Koordination von Lehrveranstaltungen durch die Lehrkräfte, ein Prozess, der bisher dem Magisterstudierenden selbst überlassen blieb. Ein zweiter wichtiger Aspekt ist die klar umrissene zeitliche Dimension. Über die Berechnung von Workload-Kennziffern soll gewährleistet werden, dass das Modul studierbar bleibt. Mehr Rechtssicherheit für Studierende also auf beiden Ebenen.
Weniger Freiheit allerdings auch. Die freie Zusammenstellung von einzelnen Lehrveranstaltungen wird ersetzt durch eine begrenzte Auswahl an Modulen. Jedes Semester mehrere Prüfungen. Und hoffen wir, dass es niemals üblich wird, die Workloads der Module schönzurechnen…
Bisher eingerichtete Masterstudiengänge: Master of Arts (M.A.):
Master of Education (M.Ed.):
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Lange Diskussion
Die Diskussion über die Masterstudiengänge ist seit Jahren geführt worden, teilweise in sehr hitzigen Debatten und mit vielen Missverständnissen. Vor allem die Furcht um die etablierten Studienabschlüsse (Magister und Diplom) und ihre Qualität diktierte lange Zeit die Auseinandersetzung mit dem neuen Modell. Wie so oft haben vor allem Zeit und Gewöhnung die Einwände erledigt. Inzwischen kann der Prodekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Matthias Schneider, der auch das Projekt Modularisierung geleitet hat, den Magister offen zu Disposition stellen. ?Der Bachelor wurde notwendig aus einer illusionslosen Analyse des Magisterstudiums?, erklärt er. ?Ich denke, dass die konsekutiven Studiengänge den Magister langfristig ersetzen werden.? Vielfach verstummten die Kritiker auch auf Grund besserer Argumente. So führt das Masterstudium klar zu einer höheren Qualifikation in dem Kernfach, als es im Magisterstudiengang mit zwei Hauptfächern bzw. einem Hauptfach und zwei Nebenfächern möglich war. Die Fachvertreter sind es zufrieden. Eine energische Verfechterin der Wichtigkeit einer weniger fachbeschränkten Sicht hat sich nicht gefunden. Im Rahmen von Evaluationen wäre herauszufinden, wie stark der Ergänzungsbereich die Funktion der alten Nebenfächer auffangen kann. So verflüchtigt sich die Angst um den Magister zusehends, während die Studienreform an Konkretheit gewinnt. Wenn der zweite Schritt die Einführung des Masters ist, so wird der dritte die Beseitigung des Magisters sein, der dann bloßes Relikt ist.
Schlechter Stil
Schwieriger ist allerdings die Art und Weise, in der die Masterstudiengänge eingeführt wurden. Die Universität als demokratisch verfasste Institution ist dazu angehalten, derartige Fragen in den gewählten Gremien zu diskutieren. Das ist auch gut so, soll es doch Schüsse aus der Hüfte verhindern. Bei den Beschlüssen zu den Masterstudiengängen kam es hierbei zu einigen Engpässen.
Drei Jahre sind vergangen, seit die ersten Bachelorstudierenden sich in Greifswald einschrieben und die Zusicherung erhielten, nach ihrem Abschluss hier auch einen Master machen zu können. Egal, ob diese Zusage rechtsverbindlich war oder nicht – die Uni war unter Druck, zum Termin der ersten Abschlüsse den weiterführenden Studiengang eingerichtet zu haben. Aber der Denkprozess kam nur schleppend voran. Und oft wurde schon in dieser Phase mit Sachzwängen argumentiert.
Dass das Ganze erst jetzt, zehn Minuten vor der Angst geschieht, ist sehr bedauerlich. Wurde doch der Zeitdruck als zusätzliches Argument benutzt, Diskussionen über die zu beschließenden Ordnungen abzukürzen bzw. abzuschneiden. Während zugegebenermaßen in der Anfangsphase vielfach gute inhaltliche Diskussionen gelaufen sind und wichtige Vorentscheidungen getroffen wurden, wurde die Diskussion in der Endphase unter immensem Stress geführt. Wir sind gespannt auf das Ergebnis.
Geschrieben von Mirko Gründer