Naturschutz ist hierzulande eigentlich schon eine Selbstverständlichkeit geworden. Vor Großprojekten muss oft eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden, Umweltschutzorganisationen erhalten Millionen an Spenden jedes Jahr, Nationalparke und Schutzgebiete bieten Wildtieren ungestörte Rückzugsräume. Wir fragen uns nicht „Müssen wir schützen?“, sondern „In welchen Ausmaß sollten wir schützen?“ Ganz anders hingegen sieht es in vielen Entwicklungsländern aus. Hier ist Naturschutz ein Luxus, der Geld kostet, das in der Wirtschaft und Bildung besser angelegt wäre. Oder doch nicht?
Am vergangenen Mittwoch (12.12.2012) stellte der von der Succow-Stiftung eingeladene Heiko Warnken, seines Zeichens Referatsleiter für „Umwelt und nachhaltige Ressourcennutzung“ im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die Frage „Naturschutz in Entwicklungsländern – Luxus oder überlebenswichtig?“ Denn gerade im Rahmen internationaler Verhandlungen im Umweltschutz berufen sich viele Entwicklungsländer darauf, dass sie kein Geld hätten, um Naturschutz zu betreiben. Prominentestes Beispiel ist hier sicherlich China, aber auch andere Länder investieren lieber in die Wirtschaft. Dabei ignorieren Entscheidungsträger vielfach die Tatsache, dass Entwicklung und Umweltschutz Hand in Hand gehen können und Investitionen in den Schutz der Umwelt auf lange Sicht mehr Gewinn für die Bevölkerung generieren, als Investitionen in die Wirtschaft.
Das Gesamtbild in den Fokus gerückt
In knapp 40 Minuten gab Heiko Warnken einen groben Umriss der weitläufigen Themenfelder, die in den kommenden Jahrzehnten vermehrt zum Problem werden können: Wassermangel, Waldrodung, Klimawandel, Überbevölkerung, Bodendegradation, Verlust biologischer Vielfalt, „land grabbing“ und Korruption. Dabei wurde schnell klar, dass alle diese Felder eng miteinander vernetzt sind. So war es nicht verwunderlich, dass er für den Übergang zum sogenannten Nexus-Ansatz plädierte. Dieser Ansatz sucht Lösungen für (Umwelt-)Probleme nicht in einem begrenzten Sektor, sondern im gesamten System, so dass zwar mehr Aufwand betrieben werden muss, aber auch eine nachhaltigere Lösung erreicht werden kann.
Der Vortragssaal des Alfred-Krupp-Kollegs war bis auf den letzten Sitzplatz belegt, leider hauptsächlich mit den „üblichen Verdächtigen“, also Mitgliedern von Umweltverbänden und Studierenden der Landschaftsökologie und Geographie. Dabei war das Thema auch für interessierte Laien gut verständlich aufgearbeitet. Für die Fragerunde am Ende der Veranstaltung war nur noch wenig Zeit übrig, dennoch gaben Heiko Warnken und Michael Succow qualitativ hochwertige Antworten.
Zwar konnte das Thema des Vortrags in diesem Rahmen bei weitem nicht erschöpfend bearbeitet werden, aber es wurden Lösungsansätze aufgezeigt, die auch beim BMZ Verwendung finden und nicht nur graue Theorie sind. Denn Umweltschutz ist kein Luxusgut, sondern vielmehr grundlegend für die Existenzsicherung vieler Menschen und somit aus der Entwicklungshilfe nicht mehr wegzudenken.
Bilder: Erik Lohmann (CC-Lizenz)
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