Dem Theater Vorpommern fehlt ein guter Konzertflügel. Seit Jahren floss deshalb Geld für die Ausleihe eines solchen. Ein auf drei Jahre angelegter, 2004 begonnener Konzertzyklus soll dem möglichst bald Abhilfe leisten. Die Aufführung der fünf Klavierkonzerte von Ludwig van Beethoven (1770-1827) in insgesamt drei Sonderkonzerten des Orchesters Vorpommern unter seinem Generalmusikdirektor Mathias Husmann versucht, diesem Ziel näher zu kommen.

Am 10. Januar spielte Professor Matthias Kirschnereit im Greifswalder Theater, der an der Rostocker Hochschule für Musik und Theater (HMT) lehrt. Mit der zweiten Leonoren-Ouvertüre op. 72 und dem zweiten und vierten Klavierkonzert Beethovens deutete sich programmatisch eine reizvolle Mußestunde an. Vor allem, weil es sich bei Matthias Kirschnereit um einen international gefragten Künstler handelt.
Jedoch schien der Abend dem Solisten nicht so recht gewogen zu sein. Nach einem unmerklichen Stolpern in der Solokandenz des ersten Satzes des zweiten Klavierkonzerts fing sich Kirschnereit zwar wieder, konnte sich aber diesen Schrecken bis zum Ende seines Auftritts nicht aus dem Fingern spielen. Der stürmische Kirschnereit und das zupackende Orchester harmonierten wunderbar, konnten sich aber dem Lyrischen insgesamt nicht so recht hingeben. Pathetisch hatte Beethoven zu klingen. Daher wirkten auch die langsamen Sätze oder Passagen wie unvermittelt hinein komponierte Inseln des Schwelgens. Zu wenig Prozess bereiteten diese vor und gaben dem Musizieren einen leicht herzlosen Beigeschmack.
Trotz der großen Zustimmung des Publikums ging nicht jeder nach der Aufführung beglückt nach Hause und nicht wenige Orchestermusiker zollten beim genaueren Hinsehen dem Pianisten nur den mindesten Respekt.
Applaus für einen guten Zweck ist richtig und wichtig, jedoch darf es an künstlerischer Anstrengung nicht fehlen. Die Karte kostet Geld, Zweck hin oder her. Leider stellte sich das wohlwollende Publikum als ältlich heraus. Der Missstand der öffentlichen Förderung von Kultur ist äußerst bedenklich. Gewiss. Bei all dem Beethoven sollte die junge Generation nicht vergessen werden. Sie blieb bis auf sporadische Einzelausnahmen zu Hause. Bei fast ausverkauftem Saal ist das langfristig bedenklicher als ein neuer Flügel.

Geschrieben von Uwe Roßner