Wie geht es mit den Rektoratsbesetzern weiter?
Nein, sie seien nicht die Protestgruppe, stellen Grit Alter und Christopher Trippe gleich zu Beginn des Gesprächs klar. Stattdessen habe man sich spontan „Gewürzgurke“ getauft. Am 16. November besetzten 25 Spreewalder Grüngewächse das Rektorat, verbrachten zwischen Ölgemälden und Büromöbeln eine unruhige Nacht und handelten schließlich mit Rektor Rainer Westermann einen Kompromiss aus: Es gibt Gespräche zwischen Westermann und den Protestlern, dafür wird das Sit-in ausgesetzt. Inzwischen haben fünf Gesprächsrunden stattgefunden, die letzte vor Weihnachten fiel krankheitsbedingt aus. Die Gruppe ist inzwischen auf 10 Mitglieder zusammengeschrumpft.
moritz: Was haben die Gespräche mit dem Rektorat gebracht?
Grit: Wir haben dem Rektor unsere Empörung über seinen Umgang mit den Geisteswissenschaften mitgeteilt. Wir haben durch die Besetzung erstmals Öffentlichkeit für dieses Thema hergestellt – Westermann gab dann auch zu, dass die Kommunikation innerhalb der Uni nicht immer optimal laufe.
Was habt ihr konkret erreicht? Habt ihr Stellenkürzungen verhindert?
Christopher: Es ging uns gar nicht um das Verhindern von Stellenkürzungen, weil wir zu der Diskussion gar nicht in der Lage sind. Wir wollten mit der Debatte um die Geisteswissenschaften eines erreichen: Dass Rektor Westermann seine Meinung überdenkt.
Hat er sie überdacht?
Grit: Überdacht wohl schon, aber nicht geändert. Wir können dem Rektor ja nicht in den Kopf schauen . Wir wollten ihn dazu bewegen, auf das Land einzuwirken und den Verantwortlichen klar zu machen, dass die Hochschulen sich in eine Richtung entwickeln, die schlecht für M-V ist.
Rektor Westermann wundert sich, dass ihr mit diesem Anliegen spät dran seid.
Christopher: Seine Öffentlichkeits-arbeit war undurchsichtig. Er hat immer nur vage berichtet, ob er zu den Kürzungsvorschlägen Ministeriums konsequent Nein gesagt hat. Während der Gespräche mit uns hat er dann argumentiert, an diesem Defizit sei die unbesetzte Pressestelle Schuld.
Wie geht es mit der „Gewürzgurke“ weiter?
Grit: Eine Gesprächsrunde der „Gewürzgurke“ mit dem Rektor wird es vorerst nicht mehr geben.
Warum nicht?
Christopher: Wir müssen auch realistisch bleiben und können uns nicht gegenseitig totreden. Wir werden die Gespräche Revue passieren lassen und uns neue Aktionen überlegen – mit der Änderung des LHG steht uns ein noch größeres Problem bevor.
Geschrieben von Ulrich Koetter