Interview mit Prof. Manfred Bornewasser, Dekan der Philosophischen Fakultät

moritz: Sie sollen in universitären Gremien gegen Beschlüsse der Fakultät agiert haben.

Prof. Manfred Bornewasser: Das kann nur den einen Beschluss zur Lehrerbildung betreffen. Der Fakultätsrat hatte sich äußerst knapp für deren Erhalt ausgesprochen. Ich sehe einen starken Konflikt, wenn wir die Lehramtsstudiengänge und die Bachelor- sowie Master-Studiengänge fortführen wollen.

Man hat Sie aufgefordert, zurückzutreten. Warum sind sie das nicht?

Ich habe eine Idee und will etwas ändern, weil die Erhaltung alleine nicht gut ist. Auch wenn ich nur von der Hälfte des Fakultätsrates unterstützt werde, sind wir kurz davor, diese Idee umzusetzen.

Steuern wir auf eine Philosophische Fakultät ohne Lehrerbildung zu?

Es gibt ja jetzt schon einige Institute an der Philosophischen Fakultät, die keine Lehrerbildung mehr betreiben. Die übrigen haben zurzeit je zur Hälfte Lehramtsstudenten und zur Hälfte Magister-, Bachelor- und Masterstudenten. Wenn die Lehrerbildung wegfällt, dann brauchen wir an unserer Fakultät attraktive, neue Studiengänge, die sich an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes und der Forschung orientieren.

Darf man sich bei so grundsätzlichen Entscheidungen zu Studiengängen von wirtschaftlichen Gedanken leiten lassen?

Wir haben uns schon über Jahre die geringe Effizienz des Magisters geleistet, mit enorm hohen Abbrecherquoten und wenigen Absolventen. Man muss doch fragen, wofür die Leute eigentlich ausgebildet werden. Niemand wusste bisher in der Wirtschaft, was die Leute wirklich können.

Nun wurden die neuen Studiengänge noch nicht akkreditiert, unter anderem, weil in Ihrem Dekanat Unterlagen verloren gegangen sein sollen.

Die Sache ist vielleicht nicht optimal gelaufen, ich habe aber keine Unterlagen zurückgehalten. Die Akkreditierungsagentur verlangte vielmehr vom Rektorat eine Erklärung, in welche Struktur der Fakultät die Fächer einzuordnen seien. Deswegen hatte sie Bedenken bei der Akkreditierung.

War es nicht vielmehr so, dass das Rektorat die Agentur um Schließungsvorschläge gebeten hat und sich die Gutachter nicht instrumentalisieren lassen wollten?

Davon weiß ich nichts. Wir werden allerdings die Akkreditierungsanträge für den Master of Education nicht weiter verfolgen, nachdem der Senat am 19. September dessen bedingter Abschaffung zugestimmt hat.

Geschrieben von Ulrich Kötter, Kai Doering, Stephan Koser