Es waren hehre Motive, die eine Hand voll Kommilitonen leiteten, als sie im Handstreich das Rektorat besetzten und sich erst zum Abzug bewegen ließen, als ihnen die Uni-Führung Gespräche anbot. Kurz darauf begann dann auch ein Sitzungsmarathon, der nun im Januar nach fünf Treffen vorerst beendet wurde – Fortsetzung nicht ausgeschlossen.
Doch was haben die Gespräche gebracht? Es sollte eine Richtungsdebatte um den Weg der Geisteswissenschaften in Greifswald angestoßen werden. Ist davon etwas zu sehen? Auch sollten die Gespräche einen Denkanstoß geben, ob die Kürzungen sinnvoll sind. Doch braucht es dafür tatsächlich erst eine Besetzung öffentlicher Gebäude?
Am wichtigsten war den Besetzern jedoch eine Verlagerung der Debatte in die Öffentlichkeit. Sie wollten dem Rektorat die Position der Studenten mitteilen und forderten, dass diese Berücksichtigung finden solle. Die Frage darf erlaubt sein, ob zwanzig willkürlich zusammengefundene Kommilitonen tatsächlich die Meinung von über zehntausend Studierenden vertreten und ob eine Diskussion im Büro des Rektors die Hochschulöffentlichkeit bedeutet, die die Besetzer selbst gefordert hatten.
Die Besetzung hat Greifswald deutschlandweit in die Schlagzeilen gebracht. Dies ist ein Verdienst der Besetzer, auf das sie zu Recht stolz sein können. Doch abgesehen davon wären sie besser beraten, ihre Energie und ihre Ideen in den demokratischen Gremien der Universität einzubringen.
Geschrieben von Kai Doering