Ein bisschen verloren wirkte das neunköpfige Greenpeace-Team am vergangenen Donnerstag (29. November) am Greifswalder Hafen, als es gegen die Erdölexploration des deutsch-kanadischen Unternehmens Central European Petroleum (CEP) in Mecklenburg-Vorpommern protestierte. Zuschauer, ob aus Interesse, oder durch Zufall, waren keine vor Ort. Das sei aber auch nicht der Plan gewesen, erklärt {Edit 16.05.2019: Person möchte nicht gennant werden}, Greenpeace-Mitglied und Student von Naturschutz und Wirtschaft an der Uni Greifswald. Eine Aktion in der Innenstadt wäre zwar publikumswirksamer gewesen, dafür wären die Pressefotos weniger leicht mit Greifswald zu assoziieren gewesen.
Und genau darum ging es: Pressefotos, auf denen man die Greifswalder Skyline leicht erkennen kann und die auch den Hafen und damit das Meer einbinden. Denn obwohl die aktuellen Explorationsgebiete sich zwischen Stralsund und Barth und damit auf dem Festland befinden, wäre CEP rechtlich potentiell auch in der Lage, vor Rügen und im Greifswalder Bodden nach Erdöl zu suchen. Sehr zum Missfallen von Greenpeace und anderen Umweltverbänden, die sowohl die Meeressäuger durch seismische Erkundung, als auch das gesamte Meeresgebiet durch die Erdölförderung gefährdet sehen.
Erdöl ist einfach nicht nachhaltig
Darüber hinaus sei Erdölförderung einfach nicht mehr zeitgemäß, fügt {Edit 16.05.2019: Person möchte nicht gennant werden} hinzu. Mecklenburg-Vorpommern hätte bundesweit die höchste Pro-Kopf-Produktion von erneuerbaren Energien, mit steigender Tendenz. Die Erlaubnis zur Exploration sende falsche Signale und die Ölförderung würde nicht in dem Maße zur regionalen Wertschöpfung beitragen, wie erneuerbare Energien es täten. Auch der Tourismus könne unter der Ölförderung und den damit verbundenen Risiken leiden.
Man könnte jetzt einwenden, dass eine Explorationserlaubnis des Bergamtes in Stralsund noch keine Bohrerlaubnis sei, und auch keine Garantie für das tatsächliche Auffinden förderbarer Erdölvorkommen. Und bloß weil es Risiken gebe, heiße es noch lange nicht, dass wirklich Unfälle passierten. Außerdem sei die Ostsee nicht so tief wie der Golf von Mexico und das Verschließen von Bohrlöchern am Meeresgrund somit nicht so kompliziert. Worauf M. entgegnet: Auf der Ostsee gebe es öfters Eisgang, das könne zum Problem werden. Zudem läge ein Teil der Explorationsgebiete mitten in Schutzgebieten, womit der Schutzgedanke konterkariert werde. In Zeiten der steigenden Erdölpreise sei auch eine Förderung kleiner und schwer zugänglicher Vorkommen lohnenswert, womit eine Förderabsicht durch CEP fast Gewissheit sei.
Präsenz zeigen, Aufmerksamkeit wecken
So standen sie also dort, im Schatten zweier Holzbohrtürme, die von Greenpeace Hamburg geliehen waren, mit Bannern und protestierten in die Leere hinein. Zwei Mitglieder der Gruppe hatten sich trotz 5° C Außentemperatur sogar fast ganz entkleidet und mit „Öl“ eingeschmiert, welches eigentlich Zuckerrübensirup war. Alles für die Presse – nur war leider nicht wirklich Presse da. Die Ostseezeitung hatte schon den Vormittagstermin in Stralsund wahrgenommen, und fast alle anderen Pressevertreter waren anscheinend durch das Wetter abgeschreckt. Dennoch, die Bilder für den Eigengebrauch sind gemacht und werden verbreitet, der lokale Bezug wurde hergestellt und vor allem hat man Präsenz gezeigt. Und nicht zuletzt ein bisschen dazu gelernt: „Hände aus den Taschen!“ murmelte Greenpeace-Gründungsmitglied Rien Achterberg den Greifswalder „Rookies“ zu – denn so wirkt man engagierter. Wobei das eigentlich nicht nötig war: Trotz widrigen Wetters und geringer Resonanz eine Protestaktion durchzuführen, zeugt definitiv von Engagement.
Fotos: Erik Lohmann