Mit einer Lesung des polnischen Autors Wojciech Kuczok wurde gestern Abend der 15. PolenmARkT in Greifswald eröffnet. Im vollen Saal des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs bezeichnete dessen Leiterin Bärbel Friedrich den PolenmARkT als „größte Kulturveranstaltung dieser Art außerhalb Polens zu Kunst, Kultur, Literatur und Wissenschaft“.

„15 ist eine Glückszahl“ begann Prof. Alexander Wöll, Leiter des Polenmarktes, sein Grußwort. Denn es ist der 15. Polenmarkt, der auch noch 15 Tage lang dauere. Er dankte auch den Sponsoren und Organisatoren des Polenmarktes „sehr, sehr herzlich“, unter anderem der Universität Greifswald. Entstanden sei der Polenmarkt aus den polnischen Abenden des Akademischen Auslandsamtes. „Man hätte nicht gedacht, dass er mal so groß wird“, gab sich Wöll beeindruckt, der Dekan der Philosophischen Fakultät ist, welche das „Rückrad“ des Polenmarktes sei.

Wöll: Polenmarkt soll Klischees gegenüber Polen abbauen

„Der Polenmarkt kommt aus der studentischen Kultur.“ Deswegen solle er mit seinem reichhaltigen Programm von Ballett bis Hardrock, von Kunstausstellungen bis Märchenerzählungen ein „junges studentisches Publikum ansprechen“. Der Polenmarkt soll mit seinen zahlreichen Veranstaltungen Klischees zwischen Deutschland und Polen abbauen, denn die polnische Kultur werde immer europäischer und dynamischer. „Diesem europäischen Enthusiasmus zolle ich hohen Respekt“, würdigte Wöll.

Wöll sieht Greifswald als ein Zentrum der deutsch-polnischen Beziehungen. So gehe es nächste Woche um die Oder-Partnerschaft, zu der die Ministerpräsidenten ostdeutscher Bundesländer und Regierungsvertreter polnischer Seite nach Greifswald kommen werden.  Als Beispiel für eine vertiefte deutsch-polnische Zusammenarbeit nannte Wöll die angestrebte Errichtung eines Ost-West-Zentrums an der Universität Greifswald, welches die Kooperation mit der Universität Szczecin vertiefen soll.

Wojciech Kuczok verlas seine Texte im Original, die deutsche Übersetzung wurde von Jan Holten vorgetragen.

Wojciech Kuczok(l.) verlas seine Texte im Original, die deutsche Übersetzung wurde von Jan Holten vorgetragen.

Lesung mit Autor Wojciech Kuczok aus seinem Buch „Dreckskerl“

In der anschließenden Lesung las der 1972 geborene Krakauer Autor Wojciech Kuczok aus seinem Buch „Dreckskerl“ in polnischer Sprache vor. Für diesen Roman ist der polnische Schriftsteller mit dem höchsten polnischen Literaturpreis ausgezeichnet worden. Anschließend gab es die deutsche Übersetzung, gelesen von Jan Holten. Weiterhin wurden Kuczoks Texte „Lethargie“ und „Das wilde Leben“  gelesen. Es folgte noch ein Auszug aus einem Manuskript, in welchem er sich mit den deutschen Großstädten Kiel und Berlin beschäftigt. Kiel mochte er nicht, weil es eine Hafenstadt sei, während er die Berge liebe. Berlin mochte er hingegen, wo er ein Jahr lebte, äußerte Kuczok in der anschließenden Diskussion. Er schreibe Bücher, wenn er über etwas empört sei. Dies wurde auch am Stil des Buches „Dreckskerl“ deutlich. Im vorgelesenen Teil wurde ein Junge von seinem Vater mit der Peitsche geschlagen.

Zur Eröffnung waren Greifswalder Bürger und Studenten, Einwohner der Grenzstadt Heringsdorf (Usedom) und die Bürgermeister der polnischen Partnerstädte Szczecin und Goleniów gekommen. Ebenso eine Vertreterin der polnischen Botschaft und des Polnischen Instituts in Berlin.

Fotos: Simon Voigt