Im Bereich der Innenstadt und der Fleischervorstadt wurden in der vergangenen Nacht alle Stolpersteine entfernt, wie die Hansestadt Greifswald heute Mittag meldete. Die Gedenktafeln sind vor mehreren Häusern im Boden eingelassenen und erinnern an ehemalige Jüdische Bürger, die darin gewohnt haben und in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.
Die Taten wurden in der Nacht zum heutigen 9. November begannen, welcher unter anderem den Jahrestag der Reichspogromnacht von 1938 markiert, in der im ganzen damaligen Deutschen Reich Anschläge auf jüdische Einrichtungen verübt wurden. In diesem Zusammenhang fand auch in Greifswald bereits gestern eine Gedenkveranstaltung statt, für heute ist noch um 13 Uhr eine Lesung von Zeitzeugenberichten sowie traditioneller und zeitgenössischer jüdischer Texte am ehemaligen Versammlungsort der Greifswalder jüdischen Gemeinde in der heutigen Mühlenstraße (schräg gegenüber der Post am Markt) geplant.
Wie die Stadt mitteilt, ermittelt die Kriminalpolizei in dem Fall, die Täter und somit auch ihre Motive sind derzeit noch unbekannt. Oberbürgermeister Dr. Arthur König wird folgendermaßen zitiert: „Ich werde alle rechtlichen Schritte einleiten, um die Aufklärung der Taten zu unterstützen. Menschen, die bis heute nicht wahrhaben wollen, dass die Jüdischen Mitbürger in der Zeit des Nationalsozialismus vernichtet wurden, werden nicht die Oberhand gewinnen.“
Die Idee der Stolpersteine geht auf den Kölner Künstler Gunter Demnig zurück. In Greifswald wurden sie auf Initiative der Evangelischen Studierendengemeinde Greifswald mit Unterstützung von Stadt und Universität Greifswald sowie der Pommerschen Evangelischen Kirche seit 2008 im Stadtgebiet verlegt. Auch das Studierendenparlament (StuPa) steuerte seinerzeit 650 Euro zu dem Projekt bei. Die quadratischen Gedenktafeln aus Messing informieren seit dem im Gehweg über die ehemaligen jüdischen Bewohner der angrenzenden Häuser und deren Schicksale. Der Oberbürgermeister kündigte bereits an, gemeinsam mit den Initiatoren des Projektes eine „pragmatische Lösung“ finden zu wollen, um die Stolpersteine zu ersetzen.
Foto: Symbolbild „Stolperstein“ – Axel Mauruszat via wiki-Commons; Gützkower – Simon Voigt
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