Sieben Milliarden Menschen leben auf diesem Planeten, 15 Prozent leiden Hunger und 20 Prozent an Übergewicht. Auf der Welt läuft etwas schief, denken sich die Veranstalter der 12. Entwicklungspolitischen Tage in Mecklenburg-Vorpommern und haben „Essen Macht Hunger“ in diesem Jahr als ihr Thema gewählt. Schon seit vergangenem Freitag soll bei verschiedenen Veranstaltungen auf Themen wie Nahrungsmittelspekulation, Gentechnik, Agrarsubventionen und Landraub hingewiesen werden.
Die Veranstaltungsreihe findet noch bis zum Monatsende im ganzen Bundesland statt, als Orientierung für das übergeordnete Thema wurde 2012 wie schon in den letzten beiden Jahren die UN-Weltdekade „Für Bildung und nachhaltige Entwicklung“ gewählt. Im letzten Jahr standen mit dem Motto „Zukunft findet Stadt“ Städte und ihre Probleme im Zentrum, in diesem Jahr ist es mit „Essen Macht Hunger“ das Hungerproblem auf der Welt und die Nahrungsmittelverteilung. Ziel ist es, Themen in die Öffentlichkeit zu bringen, über die sonst nicht oder nur beiläufig berichtet wird, wie Margret Seidenschnur, sie ist für die Öffentlichkeitsarbeit in Greifswald verantwortlich, dem webMoritz mitteilte. Es soll für die Besucher neue Denkanstöße geben, vielleicht auch, um ihr Konsumverhalten zu ändern. Koordiniert wird die Reihe vom Eine-Welt-Landesnetzwerk M-V, für die Veranstaltungen sind letztendlich eine Vielzahl von Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen selbst verantwortlich. Förderungen gab es aus Mitteln des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung, auch die Universitäts- und Hansestadt Greifswald hat das Projekt mit kostenlosen Werbeflächen auf Litfaßsäulen unterstützt. Eine Übersicht der einzelnen Veranstalter gibt es im Programmheft.
Die Entwicklungspolitischen Tage finden neben Greifswald auch in Rostock, Neubrandenburg, Rostock, Wismar, Schwerin, Drenkow bei Parchim, Neustrelitz, Dersekow, Rögnitz, Reinshagen bei Güstrow und Zarrentin statt. Die meisten Veranstaltungen sind kostenlos, einen kurzen Überblick über das Programm in der Stadt am Ryck gibt es hier:
Ausstellungen: Landraub, Milch und Pestizide
Die Ausstellung „Von Teller, Tank & Trog“ ist noch bis zum 10. November (und noch einmal am 13.) von 14 bis 18 Uhr im Koeppenhaus (Bahnhofstraße 4-5) zu sehen. Dort sollen die Konkurrenz um fruchtbaren Ackerboden und die Folgen aufgezeigt werden. Heute (7. November) ging es mit zwei weiteren Ausstellungen weiter, die ab 19 Uhr im Rathaus (1. Etage) eröffnet wurden. „Mensch Macht Milch“ zeigt Aufnahmen des Hamburger Fotografen Fred Dott, der sich in Deutschland, Kamerun und Burkina Faso auf die Suche nach den Auswirkungen der EU-Agrarpolitik gemacht hat. Um mehr als Milch geht es bei Ausstellung Nummer drei: „Weil mehr drin ist als draufsteht“ will über Gentechnik, Pestizide und andere verunreinigte Lebensmittel informieren. Bei der Eröffnung wird auch Marco Klemmt, Referent für Welternährung und Handel beim Germanwatch e.V. dabei sein.
Vorträge: Massentierhaltung, Agrarindustrie und Schwarze Schafe
Als Ergänzung zu den Ausstellungen gibt es auch einige Vorträge und Diskussionen. Über Alternativen zur industriellen Massentierhaltung soll es am 14. November um 19:30 Uhr im St. Spiritus (Lange Straße 49/51) beim Infoabend „Anders gehts in MV“ gehen, denn dort wird das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft (CSA) vorgestellt. Der „Hof Schwarze Schafe“ versucht sich seit einem Jahr abseits von Massentierhaltung und Agrarindustrien in anderen Formen des Wirtschaftens. Claudia Pupke wird von ihren Erfahrungen auf dem Hof in Wangelkow berichten.
Workshops und Stadtrundgang: Gemüsedruck, Ernährung und Essgeschichten
Am kommenden Wochenende wird es verschiedene Workshops und Planspiele geben. So wird am Samstag, 10. November, ab 13 Uhr im Labyrinth (Maxim-Gorki-Straße 1) „Nahrungsdruck“ hergestellt. Postkarten sollen bedruckt werden, die an den UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon gehen sollen, um ihn aufzufordern, das Thema „Welternährung“ anzugehen. Gedruckt und gestaltet sollen die Karten mit mitgebrachtem Gemüse und Gewürzen werden, im Anschluss soll alles zu einer „Open-Source-Suppe“ verrührt und verspeist werden.
Im Anschluss kann es gleich zum nächsten Workshop „Wo der Überfluss im See des Mangels mündet…“ ins Koeppenhaus gehen, dort wird ab 19 Uhr Diätassistentin Steffi Fissel zeigen, woher die Essgewohnheiten der Greifswalder Kinder kommen, welche Krankheiten ihn drohen und was dagegen getan werden kann.
„Wer macht die Wurst?!“ – Diese Frage will ein konsumkritischer Stadtrundgang am am Dienstag, 13. November, beantworten. Es soll zwar nur durch die Altstadt gehen, doch zum Schluss sollen die Teilnehmer mehr über die „kuriose Zusammenhänge der täglichen Lebensmittel“ erfahren haben. Der Treffpunkt ist um 14 Uhr am Weltladen (Lange Straße 49), eine Anmeldung bei Janine Eckhardt (janinigranini“at“arcor.de) ist erwünscht.
Mit Kurzfilmen, Lesungen, Musik ist die lange Nacht der Essgeschichten „Für ’n Appel & ’n Ei“ der abwechslungsreichste Punkt im Programm. Hier werden alle Vereine und Gruppen, welche die Entwicklungspolitischen Tage organisieren, gemeinsam vertreten sein. Auf einer großen Tischdecke, die als Weltkarte dient, sollen an dem Abend Lebensmittel ausgebreitet werden, um die weiten Wege, die so manches Produkt zurückgelegt hat, um im heimischen Supermarkt zu landen, aufzuzeigen. Dabei können die Besucher alles Essbare was sie wollen, vom Pfefferkorn bis zum Nudelauflauf, mitbringen, um die Karte mit zu gestalten. Die gereisten Speisen, die sie entweder hier oder in der Ferne erworben haben, können als Ermäßigung zum Eintritt von sonst 4 oder 2 Euro beigesteuert werden. Die lange Nacht findet am Freitag, 9. November ab 19:30 Uhr im St. Spiritus statt.
Das Planspiel „Bergbau im Paradies?!“ ist krankheitsbedingt ausgefallen. Die komplette Übersicht gibt es im Programmheft der Entwicklungspolitischen Tage, welches hier heruntergeladen werden kann.
Bilder: Logo – Veranstalter, Plakat – Fred Dott, Kurzfilmnacht – M. Seidenschnur (ohne CC-Lizenz)