Auf ungefähr 64,7 Millionen Euro wird in einem Gutachten der Sanierungsstau an den Gebäuden der Stadt geschätzt. Diese Summe wird benötigt, um die Funktionsfähigkeit der etwa 100 städtischen Gebäude aufrecht erhalten zu können. Etwa 79 Prozent von ihnen gelten als sanierungsbedürftig, immerhin gilt aber keines als einsturtzgefährdet. Baudezernent Jörg Hochheim (CDU), der von einem „erschreckenden Volumen“ sprach, stellte die Beschreibung zusammen mit Immobilienamtsleiter Winfried Kremer auf einer Pressekonferenz heute morgen vor.

Betroffen sind neben Kitas und Schulen auch Sporthallen, Plätze und Verwaltungsgebäude und ebenfalls die Feuerwehr, die gerade saniert werde. Hochheim betonte, dass die rund 67 Millionen Euro nötig wären, um die Gebäude auf den heutigen Stand der Technik zu bringen. „Wir können damit die Funktionsfähigkeit aufrechterhalten, können es uns aber nicht leisten, alle Gebäude in einen Top-Zustand zu versetzen,“ erklärte er nicht ohne zu betonen, dass kein Gebäude einsturzgefährdet sei. Der Zustand von Straßen und Straßenlaternen ist auch nicht sehr gut, auf sie entfallen nochmal jeweils vier Millionen Euro, um sie in einen funktionsfähigen Zustand zu bringen. Darin sind Brücken und Tunnel noch nicht enthalten.

Überwiegend Schulen und Kitas betroffen

Baudezernent Jörg Hochheim (CDU) und Immobilienamtsleiter Winfried Kremer stellten die Baustandsbeschreibung vor.

Die Hälfte der 67,4 Millionen Euro entfallen auf unterlassene Reparaturen an Schulen (17,6 Millionen Euro) und Kitas (16,7 Millionen Euro). Auf Kulturgebäude entfallen 12,8 Millionen Euro, davon alleine 11 Millionen auf das Theater. Um Sportplätze und Sporthallen inklusive Volksstadion wieder in einen besseren Zustand zu versetzen, sind 11,9 Millionen Euro nötig. Einstellige Millionenbeträge entfallen auf Verwaltungsgebäude (2,1 Millionen), Jugendeinrichtungen (2 Millionen) und sonstige Gebäude (1,7 Millionen Euro).

Jedoch seien die hohe Summe eine reine Schätzung ohne Planungsleistungen, äußerte Kremer. „Von unangenehmen Überraschungen sind wir dann nicht gefeit“, schließt Hochheim Kostensteigerungen nicht aus. Sieben Mitarbeiter des Bauhochamtes haben den Bericht erstellt und damit gebe es auch eine „subjektive Einschätzung der Kosten“, so Kremer weiter. Als ein Beispiel nannte er die Fischer-Schule. Eine Sanierung hin zu einem funktionsfähigen Zustand würde 2,5 Millionen Euro kosten, dieser Betrag ist auch in den Bericht eingegangen. Eine Vollsanierung mit anschließendem Top-Zustand würde allerdings schon 4,5 Millionen Euro kosten und dabei könne man bereits über einen Neubau nachdenken.

Kremer erläuterte weiter, dass der Gebäudebestand an Plattenbauten überwiegend aus den 1970er und 1980er Jahre stammt und meist einen einfachen, aber nicht mehr zeitgemäßen Standard aufweist. „Die Nutzungsdauer ist überschritten. Es gab überwiegend keine umfassenden Sanierungen, sondern nur Teilsanierungen mit dem Ziel, die Nutzung aufrechtzuerhalten“, sagte Kremer und warnte: „Ohne Gegensteuerung wird sich der Zustand der Gebäude und Anlagen weiterhin verschlechtern.“

Laut Bestandsbeschreibung ist das Jugendzentrum Klex in einem sehr schlechten Zustand.

Bürgerschaft muss über Gutachten entscheiden

Die Bürgerschaft hatte die Baubestandsbeschreibung in Auftrag gegeben. Sie wird am 27. August im Finanz-,  Wirtschafts- und Liegenschaftsausschuss vorgestellt und diskutiert. Später muss dann auch die Bürgerschaft entscheiden, wie sich mit dem Bericht umgeht und für welche Sanierungen sie finanzielle Mittel im Haushalt einstellt. Aktuell sind jährlich 1,5 Millionen Euro im Haushalt für Sanierungen vorgesehen. Kremer hält aber etwa 3,9 Millionen Euro für nötig, um den Reparaturstau in etwa 20 Jahren abzubauen.

Nach dem Bericht nannten beide als Fazit, dass adäquate Mittel für die Gebäudesanierung im Haushalt bereitgestellt werden müssten, sonst könnten die Sanierungen später noch teurer werden. Greifswald hat keinen ausgeglichenen Haushalt und muss daher Prioritäten setzen, wofür Geld ausgegeben wird. Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung werde oft bei Sanierungen gespart, weil diese nicht sofort bemerkt werden, so Hochheim. Er schlug vor, sich Gedanken für geänderte Prioritäten bei Sanierungen zu machen. Beispielsweise könnten zuerst Sanierungen mit hohen Fördermöglichkeiten durch den Bund, das Land oder die Europäische Union durchgeführt werden, eine Möglichkeit sei die Sanierung der Wallanlagen zwischen Mensa und Loefflerstraße. Entscheiden muss nun die Bürgerschaft.

Fotos: David Vössing