Anstelle einer Rezension: Gedanken zum Film „Taste the Waste“, der im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche gezeigt wurde.
„Die Leute denken, dicke Kartoffeln seien schlecht. Dabei is dat nich so, dat sin ganz normale Kartoffeln, wie die anderen eben auch“, erzählt der Bauer dem Fernsehreporter auf dem Kartoffelfeld. Ein Drittel der angebauten Kartoffeln werden bereits auf dem Feld nicht mit eingesammelt. Sie bleiben liegen und verfaulen; vorausgesetzt, niemand kommt, um sie einzusammeln. Der interviewte Landwirt wird sie jedenfalls nicht einsammeln, weil er sie nicht verkaufen kann.
Szenewechsel: Wir befinden uns in einem französischen Supermarkt. Eine aus Kamerun stammende Französin ist dabei, Lebensmittel auszusortieren: Von der Packung Bohnen ist eine angegammelt. Die ganze Packung muss weg. Bananen fliegen auf den Müll. „Es tut weh, wenn ich das sehen muss! Ich kenne eine Familie aus Kamerun, die haben nie eine Banane gegessen, weil sie sie nicht bezahlen können und hier werden sie weggeworfen!“
Ich bin weder in Frankreich, noch bei dem aus Norddeutschland stammenden Bauern. Ich bin im IKuWo und sehe den Dokumentarfilm „Taste the Waste„, der im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche gezeigt wird. Der Film besticht vor allem durch unmittelbare Nähe und Spielfilmcharakter. Wir werden durch die Wirklichkeit geführt: Der Bauer aus Norddeutschland, die Verkäuferin aus Kamerun, die Menschen in Afrika.
Was wir im Bereich der Lebensmittel als „Müll“ definieren, ist in den meisten Fällen noch essbar. Jedes Obst, jedes Gemüse, das nicht den EU-Richtlinien entspricht, oder nicht mit unserem ästhetischem Empfinden konform geht, wird von Beginn an nicht verkauft und landet sofort auf dem Müll. Alles, was sich darüber hinaus nicht über den Großhandel verkaufen lässt, weil wir als Konsumenten, die immer schön nach billigen qualitativ-hochwertigen Lebensmitteln streben, uns zu fein sind, eine „dicke Kartoffel“ in den Einkaufswagen zu legen, landet anschließend ebenfalls auf dem Müll. Überfischung und Fischereiquoten sind bei uns im Ostseeraum ein ganz großes Thema: „Taste the Waste“ zeigt, das Fisch tonnenweise im Müll landet; Tonnenweise Leben umsonst gestorben. Warum?!
Bananen, die in Kamerun für Europa produziert werden, aber in Europa nicht verzehrt werden, landen auf dem Müll. Obst, das in Entwicklungsländern produziert aber nicht verzehrt wurde wird vernichtet, während die Menschen in eben jenen Ländern hungern, die das Obst für uns produzierten. Und das, obwohl sich unter dem „wir“ selbst Menschen finden, die ebenfalls nicht viel zum Leben haben. Was ist der Ausweg? Einfach das Verzehren, was man hat, weniger wegwerfen und vor allem nur das an Lebensmitteln kaufen, was man wirklich zum Leben braucht. Ein Apfel, der nicht mehr ganz so knackig ist, ist nicht gleich schlecht. Er schmeckt noch; klar, nicht ganz so saftig, eben nicht mehr frisch. Doch er schmeckt noch und die Vitamine sind ebenso noch enthalten.
Je mehr wir wegwerfen, desto mehr steigt der Preis der Lebensmittel, was wiederum die Situation in den Entwicklungsländern verschärft. Mir war das nicht bewusst, doch letztendlich ist es logisch: Alles, was weggeworfen wird, ist eine künstliche Verknappung des Bestandes, während die Nachfrage in Folge wachsender Bevölkerung steigt.
Ursprünglich hatte ich vor, eine Rezension zu dem Film zu schreiben. Doch manchmal sagen Gedanken, die einem zum Film kommen, mehr aus, als jede noch so gut geschriebene Besprechung des Filmes. Und irgendwie habe ich ihn ja doch besprochen…
Trailer: Schnittstelle Film und Video GmbH