Wenn ich eines Tages vor dem Auftritt nicht mehr aufgeregt bin, höre ich auf Musik zu machen.“

Am Sonnabend feierte die Band „KRACH“ mit einem großen Konzert in der Klosterruine Eldena ihr 15-jähriges Bühnenjubiläum. Greifswalds musikalisches Urgestein zählt 7 Mitglieder: Thorsten Reul mit seiner Tuba, Tielmann Holsten am Saxophon, Thomas Welzel an der Trompete, Sascha Schmidt am Schlagzeug, Jan Fischer am Bass, Arne Last an der Gitarre und der Frontman Tobias Reinsch.

In der idyllischen Klosterruine rockten die „Opis“ mit neuen und alten Songs ihre Fans in die laue Sommernacht. Die Stimmung war mehr als feierlich, auch nicht zuletzt wegen der Hamburger Punk-Band „Pfeffer“. Die Jungs mit den Elvismähnen und Rock-n-Roll heizten dem Publikum ein. Für ihre Fans haben die Greifswalder keine Mühe gescheut, stapelweise Anträge ausgefüllt und Papierkram erledigt, damit aus dem 15-jährigen Bühnenjubiläum etwas ganz besonderes werden kann. Ich habe die Musiker kurz vor dem Konzert getroffen und mit ihnen über den Ruhm und das Alter gesprochen:

Jan Fischer am Bass

Erzählt mal, wie hat eurer erster gemeinsamer Gig ausgesehen?

Arne: Es war sehr lustig, wir haben 1998 in Pelsin am See bei einer Beach-Party gespielt, die war schon lange vorher und breit angekündigt worden. Allerdings lief währenddessen die WM und es hat geregnet, also war keine Sau da und die, die da waren haben mit dem Rücken zur Bühne Fußball geguckt. Wir haben uns vor Angst auf der Bühne fast in die Hosen gemacht und kein Schwein hat sich dafür interessiert. So wie heute (lacht). (Anmerkung der Redaktion: Am Sonnabend fand das Champions League Finale statt.)

Es gab ja zwischenzeitlich Probleme mit dem Namen, so haben sich anscheinend noch ein Paar andere Bands genannt. Wie ist es inzwischen ausgegangen?

Thorsten: Das ist kein Problem für uns. Wir profitieren eher alle gegenseitig voneinander. Es gibt ja eine philippinisch-feministische Frauenband und noch eine holländische Band mit diesem Namen. Wir könnten ja mal alle zusammen ein Festival veranstalten „KRACH am Bach“ oder so. (alle lachen)

Tobias: Wenn es nach uns ginge, sollen alle Bands „KRACH“ heißen!

Thorsten Reul an der Tuba, Tilmann Holsten am Saxofon und Thomas Welzel an der Trompete

Erzählt mal kurz, wie entsteht so ein Song, wo und wie sammelt ihr Inspirationen?

Sascha: Na ja, wir hören ja eigentlich alle völlig unterschiedliche Musikrichtungen und so entsteht das bunte Gemisch. Tobias kommt meistens mit einem Text an und dann basteln wir die Melodie, jeder trägt was dazu bei.

Jan: Ich war früher so der Pessimist und habe immer gedacht: „Das wird doch nie und nimmer was Vernünftiges.“ Aber dann hört man sich das neue Album an und denkt, oh ja, cool, ist doch was Gutes draus geworden.

Arne: Letztes Jahr sind wir zum Beispiel für zwei Wochen nach Mallorca gefahren um dort im Studio unser Album aufzunehmen. Das war ganz toll, fern ab vom Alltag!

Hat sich denn bis her alles, was ihr euch für die Band gewünscht habt, erfüllt?

Tilmann: Mehr als das! Wie gesagt, letztes Jahr waren wir auf Mallorca, nächstes Jahr wollen wir wieder hin, aber diesmal mit unseren Familien und ein weiteres Album aufnehmen. Und heute sind wir hier, das ist das erste Event dieser Größenordnung für uns.

Wie habt ihr euch auf den heutigen Tag eingestellt und welche Herausforderungen gab es bei der Organisation?

Arne: Wir mussten einen dicken Stapel Papiere und Anträge ausfüllen und allen 200 umliegenden Haushalten einen Brief wegen der Ruhestörung schicken. Das war schon sehr bürokratisch und umständlich.

Das Konzert im Kloster aus der Sicht vom Publikum

Thorsten: Die Idee zu einer Veranstaltung in Eldena schwirrte ja schon lange in unseren Köpfen herum. Wir mussten uns sehr rechtzeitig kümmern, denn es dürfen auf dem gesamten Gelände von Strandbad und Ruine nur zehn Veranstaltungen im Jahr stattfinden.

Tilmann: Wir haben quasi das letzte halbe Jahr auf diesen Tag hin gearbeitet. Es wurde einfach Zeit, dass wir was richtig Großes machen. Jeder hat seine Aufgabenliste gekriegt und die dann abgearbeitet. Unsere Familien haben auch mitgeholfen.

Sascha: Wir sind selbst unser eigener Veranstalter, Produzent und Manager, also können wir immer selbst bestimmen wann, wo und was wir spielen und auf alle unsere Extrawünsche eingehen. Ich glaube kein Manager würde mit und arbeiten wollen, weil wir eben alles selbst entscheiden wollen.

Was erwartet ihr von dem Konzert?

Tobias: Also der Vorverkauf lief sehr gut, es wurden schon 500 Karten verkauft. Wir werden alte, aber auch ein Paar neue Songs spielen, die dann später im neuen Album erscheinen sollen. Sonst sind wir alle ziemlich aufgeregt, denn unsere Eltern und Familien sind ja da. Wir freuen uns schon auf das Konzert.

Wollt ihr zum Anschluss euren Fans noch irgendwas Besonderes sagen?

Sascha: Danke für 15 Jahre grundlos glücklich sein! Danke für alles!

Vielen Dank für das Gespräch und ich drück‘ euch die Daumen.

Die komplette Band zusammen

Das Konzert verlief laut KRACH noch viel besser als erwartet, das bunte Publikum vom Punker und Studenten bis zu 40-jährigen Muttis, war restlos begeistert und euphorisiert. Insgesamt war die Veranstaltung mit 600 Besuchern komplett ausverkauft, wer sich im Vorverkauf die Karte gesichert hat, bekam am Eingang eine kostenlose CD und konnte umsonst mit dem Bus nach Hause fahren. Auf die Frage, ob er denn aufgeregt sei, antwortete der Bassist Jan Fischer: „Wenn ich eines Tages vor dem Auftritt nicht mehr aufgeregt bin, höre ich auf Musik zu machen.“ Wir wünschen der Band noch viele gemeinsame Jahre fröhliches Schaffen!

moritz Geheimtipp:

Am 1. Juni spielt die Band ein kleines Familienkonzert zum Weltkindertag am Hafen und am 8. Juni in der Löfflerstraße.

Fotos: Anastasia Statsenko