Rund 100 Kommilitonen von der Medizinischen Fakultät haben heute Mittag gegen eine geplante Änderung der Ärztlichen Approbbationsordnung demonstriert. Rechtzeitig vor den morgigen Beratungen darüber im Bundestag trugen sie ihre weißen Kittel verkehrt herum wie eine Zwangsjacke und hoben die sprichwörtliche Rote Karte. Sie bildeten ein großes „Nein“ vor dem Klinikumshaupteingang.
Die geplanten Änderungen für die Mediziner sehen unter anderem vor, dass im Rahmen des Praktischen Jahres (PJ) ein verpflichtendes Dritteljahr in einer Allgemeinarztpraxis abgeleistet werden muss. Die Kommilitonen kritisieren das vor allem aus zwei Gründen: Zum einen sei es besser, wenn man sich in diesem Dritteljahr – wie bisher – alternativ zur Allgemeinmedizin auch einen Platz bei einem Facharzt suchen könne. Zum anderen müssten bei der Änderung die Kapazitäten bei Allgemeinmedizinern für PJler sprunghaft steigen, was zwangsläufig einen Qualitätsverlust zur Folge hätte.
So argumentieren die Medizinstudenten aus Greifswald und Rostock auch in einem Schreiben an Landessozialministerin Manuela Schwesig (SPD):
„Dies würde zwangsläufig dem Anspruch einer qualitativ hochwertigen Ausbildung junger Mediziner zuwiderlaufen. Eine gute, überzeugende Ausbildung im Fach Allgemeinmedizin während des PJ kann nur in Lehrpraxen erfolgen, deren Inhaber eine intrinsische Motivation mitbringen und deren Lehrqualität gesichert ist. Die langjährige Erfahrung mit dem derzeitig einwöchigen Blockpraktikum im Fach Allgemeinmedizin zeigt, dass es die medizinischen Fakultäten schon jetzt vor enorme Schwierigkeiten stellt, genügend Lehrpraxen in unserem Bundesland zu finden.“
Die Politik will mit der Änderung, die nur Teil einer ganzen Reihe von Veränderungen im Rahmen der Reform ist, den Status des Allgemeinmediziners stärken und einen Beitrag dazu leisten, mehr Allgemeinmediziner auszubilden. Der Mangel an Allgemeinmedizinern unter anderem auf dem Land hatte in den letzten Jahren wiederholt für Schlagzeilen gesorgt. Die Medizinstudenten sehen die Politik allerdings auf dem Holzweg: Besser sei es, die Attraktivität der Allgemeinmediziner etwa durch die Einrichtung entsprechender Lehrstühle zu stärken, was in Rostock und Greifswald auch bereits geschehen sei, sagen die Kommilitonen.
Fotos: Gabriel Kords