Von dreien, die auszogen, das Glück zu suchen: So oder so ähnlich kann man den Film „Russendisko“ von Regisseur Arthur Cohn beschreiben. Als Vorlage diente Wladimir Kaminers gleichnamiger autobiografischer Roman, welcher im Jahr 2000 erschienen ist. Nun bringen Matthias Schweighöfer, Friedrich Mücke und Christian Frieder die alltäglichen Abenteuer von Einwanderern in den letzten Tagen der DDR auf die Leinwand.

Wladimir (M. Schweighöfer), Mischa (F. Mücke) und Andrej (C. Frieder) wachsen gemeinsam in Moskau auf. Es ist eine Zeit des Umbruchs: Gorbatschow kommt an die Macht, es ist die Zeit von Glasnost und Mauerfall. So entscheiden sie, ihr Glück in der bald nicht mehr existierenden DDR zu versuchen, die trotz aussichtsloser Situation immer noch die meisten Möglichkeiten bieten soll. Dort, so der Traum der Freunde, können sie ihre Zukunftspläne verwirklichen: Mischa will Musiker werden, Andrej seinen Geschäftssinn ausleben und Wladimir ist einfach nur optimistisch. Soviel zu ihrem Plan. Selbstverständlich sprechen sie bereits perfektes Deutsch, wodurch sie sich ohne Probleme in der neuen Heimat Berlin zurechtfinden.

Geschichte top …

Sie landen im Ausländerwohnheim Marzahn, einem wahren Multikulti-Mekka. Vietnamesen, Albaner, Sinti, Roma und Afrikaner, sie alle suchen ihr Glück in Berlin. Mischa als nichtjüdischer Russe bekommt nur ein dreimonatiges Visum, das kümmert die Freunde jedoch wenig. Neben einem Nuss- und Pilzstand verkaufen sie in einer S-Bahnstation Dosenbier und erzielen damit erste Erfolge. Im Verlauf des Films geht es natürlich mit dem Verkauf von Mauersteinen als lukrativem Geschäft weiter.

Dann trifft Wladimir die schöne Olga und verliebt sich. Ihre Lebensgeschichte wird in zauberhaften kleinen Zeichnungen erzählt, die dem Film den Charme geben, der an anderen Stellen fehlt. Auch der russische Radiodoktor, den Wladimir Kaminer selbst spricht und der bei akutem Liebeskummer und Schnupfen Wodka mit Honig und Pfeffer empfiehlt, gehört zu den Kleinigkeiten, die dem Film Wärme und auch ein wenig Authentizität geben. Die Kostüme, die nicht sehr nach „Arme Russen Ende der Achtziger“ aussehen, ein Matthias Schweighöfer, der wieder nur sich selbst zu spielen scheint und nicht sehr nach dunkelhaarigem Russen aussieht, all dies stiehlt dem Film die Glaubwürdigkeit, die Authentizität.

http://youtu.be/99h-Q6OyajA

… Umsetzung eher mau

Kaminers Buch „Russendisko“ ist die Zusammenstellung von Kolumnen und setzt sich aus vielen einzelnen Episoden zusammen. Einige Male kommt es dabei im Film zu kleinen Wirrungen: etwa, wenn Mischa und seine Freundin sich am Abend zum ersten Mal küssen und am nächsten Morgen bereits verlobt sind.

Die große Idee des Films, die „Russendisko“, bei der Wladimir all seine alten Platten auflegt und so die russische Musik in Berlin populär macht, spielt leider nur eine kleine Rolle, ganz am Ende. Dabei ist die Filmmusik wirklich ein Hörgenuss, die russischen Titel, unter anderem gesungen von Friedrich Mücke, klingen handfest nach hartem Winter und gutem Wodka.

Foto, Plakat & Trailer: Paramount Pictures