Entgegen der ürsprünglichen Planung wird sich der Umzug der Fachbibliothek Geschichte erneut verzögern. Dies teilt der Fachschaftsrat Geschichte (FSR) in einer Pressemitteilung mit. Die Fachbibliothek bleibt bis auf weiteres wieder im Gebäude des Historischen Instituts, welches aber wegen Baufälligkeit geschlossen und somit für die Öffentlichkeit unzugänglich ist. Ursprünglich sollten die Bestände in die Alte Universitätsbibliothek gebracht werden, nun gibt es aber Bedenken wegen der Statik. Über die erneute Verzögerung zeigt sich der Fachschfatsrat sehr verärgert.

Vor kurzem sah es noch ganz danach aus, als wären die Raumprobleme der Fachbibliothek Geschichte endlich gelöst. Am 30. Januar bestätigte der Geschäftsführende Direktor des Historischen Institutes Professor Thomas Stamm-Kuhlmann dem webMoritz, dass der Umzug der Fachbibliothek von dem derzeit geschlossenen Gebäude in der Domstraße 9a in das Erdgeschoss der Alten Universitätsbibliothek für die dritte Februarwoche vorgesehen ist. Diese Zusage habe er vom Direktor der Universitätsbibliothek bekommen.

„Umzug muss zur Chefsache werden!“

In einer Pressemitteilung teilte der FSR Geschichte heute mit, dass er von der Verwaltung der Universität informiert wurde, dass der geplante Umzug nun wegen statischer Bedenken verschoben wird. Zunächst soll ein Gutachten klären, ob die Räume in der Alten Universitätsbibliothek, welche extra für den Umzug saniert wurden, überhaubt für die Bestände geeignet sind. „Dass der Verwaltung trotz monatelanger Planung erst eine Woche vor dem Umzug einfällt, dass mit der Statik etwas nicht stimmt, macht die Sache endgültig zur Posse“, kommentierte Diana Treiber, Öffentlichkeitsreferentin des Fachschaftsrats den erneuten Stopp des Umzuges. „Rektor Westermann und Kanzler Flieger müssen die Sache jetzt endlich zur Chefsache machen, weil ihre Mitarbeiter damit offenbar überfordert sind.“, sagte sie weiter.

Auch die FSR-Vorsitzende Christin Bilz zeigte sich verärgert: „Es kann nicht sein, dass sich der Umzug jetzt zum wiederholten Mal verzögert, weil die Verwaltung ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat“. Weiter weist die Pressemitteilung auf die Mehrbelastung für Studierende und Mitarbeiter hin, die durch die erneute Verzögerung weiter besteht. So entstünden Nachteile, wenn für die Vorbereitung von Hausarbeiten und Prüfungen tagelang auf die Bücher gewartet werden muss. Das trifft nicht auf alle zu, denn die Handapparate und ein Teil der Bestände des Historischen Institutes stehen nach wie vor in der Zentralen Universitätsbibliothek zur freien Verfügung. Die Fristen für die Abgabe der Hausarbeiten wurden außerdem erneut um einen Monat verlängert.

Umzug der Büros aus dem Historischen Institut im Oktober 2010

Eine lange Vorgeschichte

Im Spätsommer 2010 wurde das Gebäude vom Historischen Institut am Alten Campus bis auf weiteres geschlossen, da ein Deckeneinsturz die Baufälligkeit des Instituts verdeutlichte. Alle Lehrstühle und Seminarräume wurden kurzerhand in eine alte Kinderklinik in der Soldmanstraße ausgelagert. Bis heute findet der überwiegende Teil des Lehrbetriebs dort statt. An vielen Türen der Büros lächeln noch kleine Window-Color-Elefanten und erinnern täglich an das Provisorium dieses Zustandes. Ein größeres Problem stellt die Fachbibliothek im ursprünglichen Gebäude dar. Mangels Raumalternativen war ein Umzug lange nicht möglich, auf die Bücher konnte jedoch nach einigen Monaten per Bestellung aus der Universitätsbibliothek zugegriffen werden. Dies geschieht jedoch immer mit einem Tag Verzögerung, außerdem ist es so natürlich nicht möglich, selbst in der Fachbibliothek nach dem passenden Werk zu stöbern.

Mit einer Mahnwache, Anträgen auf den letzten beiden Vollversammlungen der Studierendenschaft und der Vollversammlung der Fachschaft Geschichte, dem Bildungsstreik und einem Grillfest wurde immer wieder versucht, Druck auszuüben, um die Suche nach einer Lösung zu beschleunigen. Bei der Senatssitzung vom 16. November gab es von Dr. Peter Rief, zweiter stellvertretender Kanzler die Zusage, dass die FB bis zum Ende des Jahres 2011, spätestens Anfang 2012, wieder zugänglich sein wird. Wie sich nun herausstellte, wird das nicht mehr passieren.

Der Fachschaftsrat ist verärgert über die regelmäßigen Versprechen von Seiten der Universität, etwas gegen die Raumprobleme an der Philosophischen Fakultät zu unternehmen. Diana Treiber: „Wenn es wirklich stimmt, dass der Rektor alles tut, um die Raumbedingungen zu verbessern, muss er jetzt endlich liefern.“

[Update 10. Februar 13:42] Bauherr der Alten Universitätsbibliothek war der Betrieb für Bau- und Liegenschaften (BBL). Deren Sprecher Christian Hoffmann betont in der aktuellen Ostseezeitung, dass laut Auftrag der Universität ein Lesesaal eingerichtet werden sollte, was erfüllt worden sei. Erst später wurde bekannt, dass eine ganze Bibliothek eingelagert werden soll, deswegen sei nun ein Statikgutachten erforderlich, um die Tragfähigkeit des Gebäudes zu überprüfen. Bis Ende Februar werde der BBL einen Gutachter beauftragen, heißt es in dem Artikel weiter. Ungefähr einen Monat später werde ein Ergebnis vorliegen.  „Statiker brauchen Zeit“, sagte Jan Meßerschmidt, Pressesprecher der Universität, auf Anfrage des webMoritz. Man könne jetzt noch nicht absehen, wann es mit dem Umzug weiter gehen kann. Fest steht, dass wenn das Gutachten positiv ausfällt, der Umzug wie geplant stattfinden kann. Wenn dies jedoch nicht der Fall sein wird, kann die Fachbibliothek Geschichte doch nicht umziehen und man wird weiter nach neuen Räumen suchen müssen. So wie es schon seit Oktober 2010 der Fall ist.

„Ich bin entsetzt“, wird Thomas Stamm-Kuhlmann, geschäftsführender Direktor des Historischen Instituts, in der OZ zitiert. „Jetzt geht es an die Qualität. Wir konnten die Zeit bisher überbrücken. Aber jetzt wächst eine Studentengeneration heran, die nie in der Bibliothek saß.“

Fotos: Gabriel Kords, Simon Voigt/beide webMoritz-Archiv