Ein Beitrag von Laura Treffenfeld
Auf den Bestseller-Listen steht es ganz oben und in den Buchhandlungen kommt man auch nicht mehr daran vorbei. Der Hals der Giraffe von Judith Schalansky ragt förmlich aus der aktuellen Literaturlandschaft empor. Kein Wunder also, dass die gebürtige Greifswalderin und momentan Berlinerin von ihrer Heimatstadt am 23. November für eine Lesung des neuen Romans empfangen wurde.
Was an diesem Abend im Koeppenhaus zuerst auffällt, ist der Verkaufstisch mit stapelweise Hälsen der Giraffe darauf. Damit auch der letzte Besucher noch schnell ein Exemplar sein Eigen nennen kann. Auf seinem Platz angekommen, füllt sich der Raum zusehends, überwiegend mit Damen mittleren Alters und einigen Herren mit Rotweinglas. Es ist schon ziemlich kuschelig. Viele sind mit dem Inhalt des Buches oder des Hörbuches bereits vertraut, nun warten sie gespannt auf den ganz eigenen Ton von Schalansky und ihrer Interpretation. Die Letzten kommen mit Extrastühlen unter den Armen herein und kurz danach ist auch schon die Autorin da und nimmt im gelben Scheinwerferlicht Platz. Das Geschnatter verstummt.
Schalanskys Bildungsroman beschreibt den öden Alltag der Biologielehrerin Inge Lohmark. Seit dreißig Jahren unterrichtet sie an einer Schule in Vorpommern, die nun vor der Schließung steht. Für sie existieren jedes Jahr wieder die immer gleichen Stereotypen von Schülern. Ihre Welt wird durch das Gesetz der Natur bestimmt. In der Schule herrscht Auslese, für Gefühlsregungen hat sie keinen Platz. Fortschritt ist nach ihr bloß ein Denkfehler. Zynisch und voller Pessimismus nimmt Inge Lohmark alles und jeden in ihrer Umgebung war, allein an der Biologie selbst, der Realität an sich, findet sie gefallen. Neben dem gelebten Darwinismus, wird auch auf Themen wie Überalterung und Landflucht eingegangen. So erschreckend trocken und ungeschönt sie die Dinge auch wahrnimmt, einige Stellen erinnern doch sehr an die eigene Schulzeit.
Autogrammdurst überwiegt Interesse am Buch
Schalansky liest den Anfang ihres Werken mit ruhiger Stimme vor und es ist wohl kein Zufall, dass diese genau so monoton klingt wie der Trott der Protagonistin. Gekonnt verknüpft die Sprache ihres Romans biologische Prozesse mit sozialen Strukturen. Zwischendurch ein paar Worte über sich selbst. Sie sei im Übrigen gerne zur Schule gegangen. Monoton geht es weiter. Evolution ist das einzig Wahre, alles andere bloß dumpfe Sinnlosigkeit. Man wird selbst fast ein bisschen depressiv im Laufe der Lesung. Ob das Publikum sich wohl heimlich in der Inge Lohmark wiedererkennt?
Am Ende ist dann noch etwas Zeit für Fragen übrig und gleich danach stürmen die Damen auch schon nach vorne um sich ein Autogramm zu ergattern. Ihnen hat es anscheinend gut gefallen. Einer der Herren bemerkt, dass der Anfang des Buches zwar die besten Stellen aufzuweisen hat, den Kern des gesamten Inhaltes jedoch nicht wiedergeben kann. Trotz professioneller Vortragsweise und der faszinierenden Sprache des Romans, eröffnet sich die Begeisterung für die rationale Welt der Inge Lohmark wohl nicht jedem.
Fotos: Laura Treffenfeld
noch blöderer titel ging wohl nich in der kürze der zeit? :C
ah…halt…jetz hab ich den artikel gelesen und glaube, das musste sein. was für eine zeitverschwendung -.-