Studierenden der Universität Greifswald sowie der Hochschulen Neubrandenburg und Stralsund droht eine erneute Erhöhung der Semesterbeiträge um zirka 12 Euro. Das geht aus einem Bericht der Greifswalder Ostsee-Zeitung hervor. Grund hierfür ist ein Defizit im Haushalt des Studentenwerks in Höhe von rund 300.000 Euro, das durch den Neubau der Mensa am Beitz-Platz entsteht. Durch den Ersatz der kleinen Mensa in der Fleischmannstraße durch die deutlich größere Mensa am Beitz-Platz sollen künftig nicht nur mehr Studierende, sondern auch Patienten des Universitätsklinikums mit versorgt werden. Diese zusätzliche Versorgung verursacht die genannten Mehrkosten.

Landesregierung weigert sich dem Ausgleichen des Fehlbetrags

Das Studentenwerk sieht hierfür die Landesregierung in der Pflicht, das Defizit zu begleichen und wandte sich mit einer entsprechenden Bitte an das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Dem webMoritz liegt ein Antwortschreiben des Bildungsministeriums vom 19. Mai 2011 vor, wonach dieses der Bitte des Studentenwerks eine Absage erteilt. Zur Begründung heißt es: „Die von Ihnen noch einmal vorgeschlagene Zuschusserhöhung zur laufenden Bewirtschaftung fand unter anderem keine Berücksichtigung, weil die zur Deckung des Fehlbedarfs notwendigen Semesterbeiträge zu gering waren. Der bundesdurchschnittliche Semesterbeitrag liegt bei 51,52 Euro.“ Ferner käme das Studentenwerk nicht umhin, insbesondere unter Berücksichtigung der Erhöhung des BAföGs die Semesterbeiträge zu erhöhen. Die Stichhaltigkeit der Begründung des Bildungsministeriums darf angezweifelt werden. Wie aus dem Zahlenspiegel der Studentenwerke aus dem Jahr 2009/ 2010 hervor geht, bewegten sich die Semesterbeiträge zwischen 30 und 84 Euro. Der Semesterbeitrag der Universität Greifswald bewegte sich damals im unteren Drittel. Eine ähnliche Höhe mussten Studierende der Hochschulen und Universitäten von Magdeburg, Berlin, Oberfranken und Stuttgart zahlen. Greifswald hatte damals den zweitniedrigsten Semesterbeitrag nach Berlin.

Mittlerweile bewegt sich die Uni Greifswald hinsichtlich der Höhe der Semesterbeiträge aufgrund der vergangenen Erhöhung bereits im unteren Mittelfeld. Auch der Studentenwerksbeitrag an der Universität Rostock ist mit derzeit 45 Euro unwesentlich höher, als in Greifswald. Dass der Beitrag des Studentenwerks „zu niedrig“ sei, darf angezweifelt werden. Sich in dieser Frage an den Bundesdurchschnitt zu messen, ist darüber hinaus ebenfalls fraglich, da jede Erhöhung oder Verringerung des Beitrages sich ebenfalls auf den Durchschnitt auswirkt, der dann entweder steigt, oder sinkt.

Bildungsministerium fordert Erhöhung der Semesterbeiträge

Die neue Mensa (hier im Bau) bereitet dem Studentenwerk immer mehr sorgen.

„Da auch der aktualisierte Wirtschaftsplan 2011 mit der Planung für 2012 dem Bildungsministerium nicht vorliegt, ist eine Prüfung der Aufwendungen und Erträge für den Beitzplatz nicht möglich“, heißt es im Folgenden des Antwortschreibens. Das Problem: Der Gesetzgeber, also das Land Mecklenburg-Vorpommern, hat die Studentenwerke dazu verpflichtet, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Wie aus einem Gespräch mit Erik von Malottki hervor geht, könne ein ausgeglichener Haushalt unter anderem durch eine Erhöhung der Semesterbeiträge erreicht werden.  Dieser Alternative steht das Studentenwerk ablehnend gegenüber.  Legt das Studentenwerk einen – wie auch immer gearteten – ausgeglichenen Haushalt vor, wäre jedoch die Bitte an das Bildungsministerium hinfällig. „Warum nimmt man immer den Schwachen Geld weg“, fragt Ina Abel, stellvertretende Geschäftsführerin des Studentenwerks in der Ostseezeitung.

Ministeriumssprecher Torsten Heil

Das Bildungsministerium zeigt indes ebenfalls eine harte Kante. Torsten Heil, stellvertretender Sprecher im Bildungsministerium, erklärte, dass es bereits allen Beteiligten von Beginn an klar gewesen sei, dass das Land die neue Mensa nicht zusätzlich bezuschussen werde. Dass sich die Landesregierung aus der finanziellen Unterstützung der Studentenwerke zurück zieht, ist keine neue Entwicklung. Bereits seit 1998 sind die insgesamt bereit gestellten Zuschüsse des Landes Mecklenburg-Vorpommern für das Studentenwerk Greifswald bei steigender Studierendenzahl deutlich gesunken. Während die Landesregierung die Studentenwerke 1996 noch mit rund 3 Millionen Euro bezuschusste, waren es 2011 nur noch 2,5 Millionen Euro, obwohl im selben Zeitraum die Zahl der Studierenden von rund 8.000 auf rund 18.000 mehr als verdoppelt wurde. Aus der Bezuschussung des Bereichs studentisches Wohnen hat sich das Land Mecklenburg-Vorpommern bereits seit 2003 zurück gezogen. Studentenwohnheime müssen seitdem vollständig von Studentenwerken finanziert und gebaut werden. Auch im Bereich der studentischen Verpflegung sind die Zuschüsse von Seiten des Landes seit 1994 rückläufig, in den vergangenen Jahren jedoch konstant. Bei steigender Studierendenzahl bedeutet das jedoch ebenfalls eine Kürzung. Die genannten Zahlen und Fakten gehen aus Statistiken und Diagrammen des Studentenwerks hervor, die dem webMoritz vorliegen.

Protest von AStA und LKS

Nachdem der akademische Senat bereits in der vergangenen Sitzung eine Erhöhung der Zuschüsse des Landes für das Studentenwerk forderte, regt sich nun auch von Seiten der Studierendenschaft Protest. „Bildungsminister Tesch scheint bei seiner Verweigerungshaltung die Absicht zu haben, das Studentenwerk an die Wand fahren zu lassen. Wenn die Studierenden für die Finanzierung der Mensa am Beitzplatz gerade stehen sollen, welches eindeutig Aufgabe des Landes ist, dann ist dies nicht nur dreist, sondern auch noch unsozial!“, erklärte Timo Schönfeldt, Sozialreferent des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) in einer Pressemitteilung. Auch die Landeskonferenz der Studierendenschaft setzt sich der Politik des Bildungsministeriums zur Wehr. Sie fordert in einer Pressemitteilung das Bildungsministerium dazu auf, „die Zuschüsse des Landes an die Studentenwerke zu erhöhen und damit an den aktuell gestiegenen Bedarf anzupassen.“ Ferner wird der Forderung nach einer Erhöhung der Semesterbeiträge eine Absage erteilt.

Fotos: David Vössing (Mensaneubau, Erik von Malottki), Christine Fratzke (Torsten Heil), webMoritz-Archiv (Artikelbild)