Maximal noch 1.500 Lehramtstudenten in Greifswald, maximal noch 150 Neuzulassungen pro Jahr, dies sind die Beschränkungen der Studienplätze, die das am 30. Juni verabschiedete Lehrerbildungsgesetz der Universität Greifswald vorschreibt. Dies geht aus dem Rektoratsbericht für die Senatssitzung hervor, die am kommenden Mittwoch um 14 Uhr im Konferenzsaal des Uni-Hauptgebäudes stattfindet.
Konkret heißt es aus dem Rektoratsbericht, dass die Kapazität von maximal 1.500 Studenten für die Lehrämter an Regionalen Schulen sowie an Gymnasien in den vorhandenen lehrerbildenden Fächern an der Universität Greifswald sofort beschränkt werden und es dürfen jährlich nicht mehr als 150 neue Lehramtsstudenten aufgenommen werden. Das Bildungsministerium kann in Ausnahmefällen durch Rechtsverordnung andere Kapazitäten festlegen. So hat das Ministerium schon in einem Schreiben vom 01.07. der Uni mitgeteilt, dass es die Zulassungszahlen für das Studienjahr 2011/2012 in den gymnasialen Lehrämtern um insgesamt 101 Plätze gegenüber den Planungen der Universität herabsetzen will. In einem Gespräch am 04.07. mit dem Staatssekretär und anderen Vertretern des Bildungsministeriums wiesen Rektor Professor Rainer Westermann, Professor Alexander Wöll, Dekan der Philosophischen Fakultät und der stellvertretende Kanzler Dr. Peter Rief nachdrücklich auf die gültige Zielvereinbarung und das allgemeine Zulassungsrecht hin. Kritisiert wird hier auch, dass vom Landtag schon zum zweiten Mal wesentliche Zielvereinbarungsinhalte zur Lehrerbildung nachträglich und ohne Anhörung verändert wurden.
In dem Gespräch bezweifelten die Greifswalder Universitätsvertreter die Annahme des Ministeriums, dass die Anzahl geeigneter Interessenten für das mittlere Lehramt durch Reduktion Plätze für das höhere Lehramt erreicht werden kann. Eine Annäherung der Standpunkte wurde nicht erreicht. Das Bildungsministerium wird nach erfolgter Anhörung der Universität die Zahlen im angekündigten Sinn festsetzen. Dass die Universitäten den Zulassungszahlen nicht zustimmen müssen, schreibt das Rektorat dem Bildungsministerium und dem SPD-Landtagsabgeordnete Mathias Brodkorb zu, kritisiert die Uni-Leitung die Landesebene deutlich.
Außerdem wird das hochschulübergreifende wissenschaftliche Lehrerbildungszentrum als zentrale Einrichtung der Universität Rostock errichtet, die überwiegend beratende und berichtende Aufgaben hat. Beschlüsse können hier nicht gegen das Votum der Uni Rostock zustande kommen. Genaue ECTS-Punkte für Fachwissenschaften, Bildungswissenschaft, Fachdidaktik, Praktika und Abschlussarbeit sind festgelegt.
Es geht auf der Senatssitzung aber nicht nur um die Lehrerbildung. Seitens der studentischen Senatoren Erik von Malottki, Anne Jaskulski, Peter Madjarov, Paula Zill, Frederik Hornkohl, Dennis Kwiatowski und StuPa-Präsident Marian Wurm wurden zwei Anträge in den Senat eingebracht, die sich mit dem Studentenwerk und dem Club 9 befassen. In dem ersten zur Integration des Studentenclub „Club 9 e.V.“ in die Gesamtkonzeption des Campus Friedrich-Löfflerstraße heißt es:
Der Senat der Universität Greifswald beschließt, den bereits auf dem Gelände desCampus Löfflerstraße ansässigen Studentenclub „Club 9 e.V.“ in den bereits fürdiese Zwecke hergerichteten Räumen des ehemaligen Heizhaus desUniversitätsklinikums (Hunnenstraße 1-3) mit einer Gesamtfläche von ca. 250 m² zubelassen und in das Gesamtkonzept des Campus Löfflerstraße zu integrieren.
Der zweite Antrag betrifft das Studentenwerk, das wegen dem Betrieb und Kosten für die Erstausstattung der Beitz-Mensa in einem finanziellen Dilemma steckt und vielleicht Semesterbeiträge und/oder Essenpreise erhöhen muss. Daher möge der Senat beschließen:
Der Senat der Universität Greifswald spricht sich für eine Erhöhung der staatlichen Zuschüsse für das Studentenwerk Greifswald durch das Land Mecklenburg-Vorpommern aus und bittet das Land Mecklenburg-Vorpommern die entsprechenden Titelanmeldungen zu genehmigen.
Neben dem Lehrerbildungsgesetz gehen aus dem Rektoratsbericht noch andere Sachverhalte hervor:
- Nach der amtlichen Statistik waren am 01.06.2011 an der Uni 11.612 Studierende eingeschrieben, das sind 12 Studierende oder 0,1 Prozent mehr als im vorangegangenen Sommersemester. Davon sind 984 im ersten Fachsemester, aber nur 224 im ersten Hochschulsemester. Danach könnten viele Studenten ihre Studienrichtung geändert haben.
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An der Einrichtung eines Zentrums für Polenforschung hat die Krupp-Stiftung ein hohes Interesse. Dies war auch Thema eines Gesprächs zwischen Uni, Bildungsministerium und dem polnischen Botschafter.
- Um die Kinderbetreuungsmöglichkeiten für Mitglieder der Universität zu verbessern, strebt das Rektorat eine Kooperation der Universität mit dem Verein Bullerbü e.V. an.
- Das Studierendensekretariat soll bis zum Umzug in die ehemalige Augenklinik in die ehemalige Frauenklinik umziehen, weil noch für dieses Jahr zusätzliche Baumittel (ZIP-Programm) für die Bibliothek des Historischen Instituts als Präsenzbestand in der ehemaligen UB (derzeit Studierendensekretariat) bewilligt worden sind. Der geplante Umzug der Mitarbeiter und der Studierenden, die in dem Gebäude der Domstraße 12 untergebracht sind, in die ehemalige Frauenklinik, wird demzufolge auf Anfang des Jahres 2012 verschoben.
- Aufgrund verschiedener Informationen kann davon ausgegangen werden, dass zwei von der Universität wiederholt und nachdrücklich geforderte Baumaßnahmen doch noch relativ schnell realisiert werden: Das Finanzministerium hat mit Schreiben vom 04.07. dem Verkehrsministerium mitgeteilt, dass es entgegen seinen vorherigen Äußerungen nunmehr keine Einwände mehr dagegen hat, Planungsleistungen für die zum Doppelhaushalt 2012/13 angemeldete Sanierung des Historischen Instituts auf dieses Jahr vorzuziehen. Die Fassade der Abteilung für Anglistik/Amerikanistik soll dem Vernehmen nach noch dieses Jahr im Rahmen einer kleinen Baumaßnahme saniert werden.
- Der Antrag auf Freigabe von Mitteln aus der Hochschulrücklage für Bauunterhaltungsmaßnahmen wurde vom Bildungsministerium befürwortet, sodass eine Freigabe von 503.000 Euro an die Betrieb für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern (BBL) erfolgen kann.
- Im Entwurf des Wirtschaftsplans des BBL 2012/2013 wurden für die Teilbauabschnitte Hörsaal/ Bibliothek Loefflerstraße und Innenstadtmensa 26,4 Millionen Euro eingestellt. Der erste Teilabschnitt soll nach dem Entwurf des Plans im Jahr 2016 fertig gestellt sein.
- Nach dem Auszug des Studententheaters aus der Falladstr. 2 wird das Gebäude voraussichtlich zum 01.09.2011 an das Land zurückgegeben.
Fotos: Andrea Dittmar (Uni-Hauptgebäude), Carsten Schönebeck (Demo), David Vössing (Westermann)
Könnte mir mal jemand erklären, warum der Antrag der studentischen Senatoren ausschließlich von der Soli-Uni-Liste kommt? Der Senat ist kein Raum für politische Selbstdarstellung, wie das Stupa. Die 12 studentischen Senatoren können wirklich etwas erreichen, wenn sie alle zusammenarbeiten, aber nur dann.
In diesem Sinne hoffe ich mal, dass die restlichen studentischen Senatoren zumindest vorweg zur Antragsberatung konsultiert wurden. Ansonsten würde diese Liste das zeigen, was von vornerein von ihr zu erwarten war:
Man übt sich lieber in Selbstdarstellung als in Zusammenarbeit mit den anderen Senatoren etwas zu erreichen für die Studenten, die einen gewählt haben (und damit meine ich nicht, dass man kurz vor oder währrend der Sitzung fragt "noch Fragen?").
Zu der Bezuschussung der Mensa durch das Land bleibt nicht viel zu sagen. Die Uni hat falsch kalkuliert (weil sie davon ausging durch massive Anhebung der Beiträge das Geld von den Studenten zu holen, was ja zum Glück verhindert werden konnte) und ich glaube nicht, dass das Land nun bereit sein wird für diese Fehlkalkulation gradezustehen. Am Ende läuft es eh wieder darauf hinaus, dass man versuchen wird die Beiträge zu erhöhen (nicht umsonst sind seit einigen Semestern die Beitragszeilen bei den Überweisungsträgern zu Anfang des Semesters freigelassen).
Ich hoffe natürlich trotzdem, dass die Sitzung nicht eine komplette Misere wird.
Weiß eigentlich eine_r, wie oft die jeweiligen Listen bzw. Senator_Innen bei den Sitzungen anwesend sind?